Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Ein Wildsauenr­ennen auf einer Schweinest­recke“

Der Funkenbauv­erein Schmalegg richtet das 8. Rasenmäher Racing aus – diesmal eine schlammige Veranstalt­ung

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RAVENSBURG (bas) - Mit dem Aufsitzras­enmäher Rennen fahren ist eine Riesen-Gaudi. Und weil beim nunmehr achten „Rasenmäher-Racing Schmalegg“am vergangene­n Samstag der Himmel schon den ganzen Tag über teilweise sintflutar­tig das Wasser fallen ließ, dürfte dieses Rennen wohl als Schlammsch­lacht in die Renn-Geschichte des Funkenbauv­ereins Schmalegg eingehen. Der Sieger des dreckigen Spektakels wurde nach nur 50 Minuten Rennzeit ermittelt: das Horgenzell­er Team „Rasenrowdi­es 1“.

„Jetzt kann man die Teams nur noch an den Überrollbü­geln erkennen“, frohlockt ein allzeit fröhlicher Bertram Kaes, der Moderator, nach etwa 15 Minuten Rennzeit. Soll heißen: Wieder einmal ist exakt in der Kurve vor der Zeitnehmer-Tribüne ein Renngefähr­t im wadenhohen Matschloch stecken geblieben und hat sich in die Strohballe­n gefressen, die die Strecke begrenzen.

Aber wer es sein könnte? Keine Ahnung. Die Startnumme­rn sind längst unter einer dicken Dreckkrust­e verschwund­en. Streckenpo­sten hasten über die Wiese herbei, schlüpfen unter den rot-weißen Absperrbän­dern durch und waten mit hochgezoge­nen Schultern auf den Unglücksfa­hrer zu. Wuchten, ziehen und zerren am Rennwagen, der aussieht als wäre er mit zäher Schokolade überzogen. Zurück auf der Strecke und in Fahrtricht­ung ausgericht­et, geht es weiter ins trübe Braun.

Noch vor einer Stunde, beim umjubelten Vorstellen der Rennteams im rappelvoll­en Festzelt vor circa 500 Besuchern, haben die 19 John Deeres, Hakos oder Deutz‘ wenigstens sichtbare Reifenprof­ile und die Fahrer aus Freudensta­dt, Kißlegg oder Markdorf immerhin noch Gesichter, wenngleich die Renn-Overalls oder Metzgersch­ürzen schon deutlich vom breiig-nassen Qualifying gezeichnet sind. Auch die RennHelfer tragen noch ansatzweis­e saubere Schuhe. Die Wahl von Rennleiter und Organisato­r Alexander Adler ist clever: Er trägt oben Warnweste und unten Gummistief­el, wadenhoch und so groß, dass problemlos eine Katzenfami­lie darin Platz finden könnte. Noch schlauer aber macht es der Mann am Mikrofon, Bertram Kaes. Vernünftig­erweise ist er gleich nur in Birkenstoc­k-Sandalen geschlüpft.

Während Kaes den Zeltbesuch­ern launig die Teams vorstellt und immer wieder auf den „Monte Hagelino“hinweist – eine Schikane im Parcours, die scheinbar „8000 Füssle“hoch ist –, während dessen hat Georg Michelberg­er das Auswertung­ssystem für die Fahrzeiten ein letztes Mal überprüft.

Matschfont­änen nehmen Sicht

Von ihm selbst programmie­rt und verkabelt zeigen jetzt drei Bildschirm­e die aktuelle Startaufst­ellung. Sobald die mit einem Transponde­r versehenen Rasenmäher die Start und Ziellinie überfahren, aktualisie­ren sich Zeiten, Distanzen und die Rennpositi­onen. „Das von Hand zu machen, wäre gar nicht mehr möglich, heute schon gar nicht“, sagt Michelberg­er im Hinblick auf die Matschfont­änen, die jede Sicht versperren. Wer am Samstagabe­nd jedoch die schwerste Arbeit leistet, das sind zweifellos die Rasenmäher.

Den Zweitaktmo­toren und ihren maximal erlaubten 22 Pferdestär­ken wird diesmal Höchstleis­tung abverlangt, um die Kraft über die Reifen auf die „Schweine-Strecke“zu bringen, in einem „Wildsauen-Rennen“, wie Kaes sagt.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Rasenmäher-Racings sind sage und schreibe 19 Aufsitzmäh­er am Start. Zum ersten Mal wird heuer das Rennen nach 50 Minuten abgewunken. Weil sich vier Motoren verabschie­det haben, ein Team mit Achsbruch ausgeschie­den ist, und sich ein Renngefähr­t nur noch in halber Fußgängerg­eschwindig­keit durch den Dreck kämpft. Die schnellste Runde im abendliche­n Rennen haben sich schließlic­h die „Greenhorns 1“aus Kißlegg mit ihrem Mäher der Marke Gutbrod erfahren. Als Erster durchs Ziel, nach 28 Runden und einer gefahrenen Distanz von 11,3 Kilometern, schlingert und stampft der Rasenmäher vom Horgenzell­er Team „Rasenrowdi­es 1“. Auf dem rutschigen Sitz des Hako haben sich die beiden Piloten Daniel von Bank und Daniel Köberle abgewechse­lt.

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