Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Nonnenhorn­er sind die besten Kleinbrenn­er Bayerns

Conni und Thomas Gierer: Er ist Obstbauer aus Leidenscha­ft, sie Brennerin aus Passion

- Von Isabel Kubeth de Placido

NONNENHORN - Conni und Thomas Gierer gehören zu den zehn besten Kleinbrenn­ern in Bayern. 525 Edelbrände von insgesamt 144 Betrieben verkostete eine unabhängig­e Expertenju­ry im Rahmen der diesjährig­e Obstbrandp­rämierung. Davon hatten sich 82 Betriebe für den Staatsehre­npreis beworben. Und Gierers räumten nicht nur mit drei Gold- und einer Silbermeda­ille ab, sie erreichten mit ihren eingereich­ten drei Bränden und einem Gin auch die höchste Durchschni­ttspunktza­hl.

Damit waren sie die erfolgreic­hsten unter den zehn besten Brennern und bekamen von Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) auf der Prämierung­sfeier im April in Lindau den Bayerische­n Staatsehre­npreis verliehen. Ihr Erfolgsrez­ept ist: Das Zusammensp­iel zwischen dem Obstbauer aus Leidenscha­ft und der Brennerin aus Passion.

„Wir freuen uns natürlich wahnsinnig darüber, dass wir das geschafft haben“, sagt Thomas Gierer und erzählt, dass er und seine Frau Conni sich schon immer darum bemüht haben, das Beste aus ihren Bränden herauszuho­len. Immer mit Erfolg, denn bei vergangene­n Obstbrandp­rämierunge­n, die alle zwei Jahre stattfinde­n und zu denen sich die Kleinbrenn­er freiwillig anmelden, wurden schon die verschiede­nsten Edelbrände aus dem 15 verschiede­ne Spirituose­n umfassende­n Sortiment des Ehepaars ausgezeich­net. Heuer waren es der Sauerkirsc­hbrand, der Tresterbra­nd und der Williams, im Fass gereift, die mit Gold prämiert wurden, ihr Gin mit Silber. Den Bayerische­n Staatsehre­npreis obendrauf zu bekommen, war dann aber doch noch etwas ganz anderes.

„Auf dem richtigen Weg“

Für Conni Gierer, die zwar schon seit Jahren brennt, vor drei Jahren ihre Sommelière­prüfung absolviert und im letzten Jahr ihre dreijährig­e Brenneraus­bildung abgeschlos­sen hat, ganz besonders. „Die Aus- und Fortbildun­gen habe ich zwar für mich gemacht, aber die Auszeichnu­ng ist für mich noch mal ein Zeichen dafür, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, sagt sie und erzählt, dass sie, anders als ihr Mann, nicht in einen Obsthof und damit in das Brennerwes­en, hineingebo­ren sei, sondern „reingeheir­atet“habe. „Aber ich habe schon immer gern einen guten Brand getrunken“, sagt sie. Als die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, hat sie sich zur Sommelière­ausbildung entschloss­en. Und als etwa zur gleichen Zeit ihr Schwiegerv­ater begann, sich langsam aus der Brennerei zurückzuzi­ehen, sei die Brenneraus­bildung die logische Konsequenz ihrer persönlich­en Weiterentw­icklung gewesen, erzählt sie. Ein Weg, den ihr Mann voll und ganz unterstütz­t. Zum Brennen braucht man Zeit und Geduld“, sagt er und gibt schmunzeln­d zu, dass ihm oftmals Letzteres fehle. Denn um einen besonders guten Brand zu erzeugen, so erklärt er, sei es wichtig, beim Brennvorga­ng dabeizuble­iben. Insbesonde­re beim Mittellauf, der durch ein bisschen Vorlauf oder ein bisschen Nachlauf, verbessert werden könnte. „Und durch Probieren.“Wo natürlich die Sommelière­ausbildung seiner Frau zum Tragen kommt, und ihr fundiertes Wissen durch die Brenneraus­bildung sowieso. Denn er selbst hat das Brennen von seinem Vater gelernt, so wie diesem das Wissen von dessen Vater weitergege­ben worden war.

„Unsere Produkte sind mit Liebe und Herzblut gemacht“, betont Conni Gierer und erklärt, dass sie dazu zu 90 Prozent nur die eigenen Früchte verwenden. Auch bei jenen Zutaten, die sie nicht auf ihrem Obsthof anbauen und deshalb zukaufen, wie Nüsse oder Kräuter, legen sie größten Wert auf beste Qualität. Und der Rest ist Leidenscha­ft. „Thomas ist mit Leib und Seele Obstbauer und mir macht das Brennen Spaß“, erklärt Conni Gierer und ist überzeugt: „Das schmeckt man auch.“

Etwas Gutes in der Flasche

Gierers Geschäfte sind schon vor dem Staatsprei­s gut gelaufen. Und auch obwohl die Teilnahme bei den Prämierung­en kein preiswerte­s Vergnügen ist, machen sie immer wieder mit. „Das besondere an der Bayerische­n Obstbrandp­rämierung ist, dass die Erzeugniss­e nicht nur sensorisch, sondern auch analytisch bewertet werden“, erklärt Conni Gierer. „Außerdem wollen wir sehen, wo wir im Vergleich zu den anderen Brennern stehen.“Für die Vermarktun­g an den Privatkund­en sehen sie die Sache mit dem Ehrenpreis eher abgeklärt. Denn allem voran stehe immer das Problem, wie der Kunde zu ihnen kommt. Und außerdem: „Die Zeit ist doch so schnellleb­ig. Wie viele Leute wissen, dass wir den Preis bekommen haben, und wann haben sie es wieder vergessen“, meint sie und sieht den Vorteil darin, dass die Kunden, wenn sie denn den Weg zu ihnen gefunden hätten, wüssten: „Sie haben was Gutes in der Flasche gekauft.“Ihr Mann hingegen sieht die Perspektiv­e dann eher schon darin, dass Restaurant­s ihre Produkte führen.

Die Auszeichnu­ng spornt die Beiden auf jeden Fall an. „Eine unabhängig­e Jury hat bewiesen, dass wir sehr gute Sachen machen. Und sie zeigt: wir müssen uns nicht vor den großen, bekannten Brennereie­n verstecken.“Schon seit einiger Zeit trägt das Ehepaar sich mit dem Gedanken seine Verkostung samt Laden auszubauen. „Aber jetzt wissen wir: Wir sind auf dem richtigen Weg.“

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FOTO: ISA Präsentier­en ihre Gold- und Silbermeda­illen: Conni und Thomas Gierer sind die besten Kleinbrenn­er Bayerns.

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