Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Nonnenhorner sind die besten Kleinbrenner Bayerns
Conni und Thomas Gierer: Er ist Obstbauer aus Leidenschaft, sie Brennerin aus Passion
NONNENHORN - Conni und Thomas Gierer gehören zu den zehn besten Kleinbrennern in Bayern. 525 Edelbrände von insgesamt 144 Betrieben verkostete eine unabhängige Expertenjury im Rahmen der diesjährige Obstbrandprämierung. Davon hatten sich 82 Betriebe für den Staatsehrenpreis beworben. Und Gierers räumten nicht nur mit drei Gold- und einer Silbermedaille ab, sie erreichten mit ihren eingereichten drei Bränden und einem Gin auch die höchste Durchschnittspunktzahl.
Damit waren sie die erfolgreichsten unter den zehn besten Brennern und bekamen von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) auf der Prämierungsfeier im April in Lindau den Bayerischen Staatsehrenpreis verliehen. Ihr Erfolgsrezept ist: Das Zusammenspiel zwischen dem Obstbauer aus Leidenschaft und der Brennerin aus Passion.
„Wir freuen uns natürlich wahnsinnig darüber, dass wir das geschafft haben“, sagt Thomas Gierer und erzählt, dass er und seine Frau Conni sich schon immer darum bemüht haben, das Beste aus ihren Bränden herauszuholen. Immer mit Erfolg, denn bei vergangenen Obstbrandprämierungen, die alle zwei Jahre stattfinden und zu denen sich die Kleinbrenner freiwillig anmelden, wurden schon die verschiedensten Edelbrände aus dem 15 verschiedene Spirituosen umfassenden Sortiment des Ehepaars ausgezeichnet. Heuer waren es der Sauerkirschbrand, der Tresterbrand und der Williams, im Fass gereift, die mit Gold prämiert wurden, ihr Gin mit Silber. Den Bayerischen Staatsehrenpreis obendrauf zu bekommen, war dann aber doch noch etwas ganz anderes.
„Auf dem richtigen Weg“
Für Conni Gierer, die zwar schon seit Jahren brennt, vor drei Jahren ihre Sommelièreprüfung absolviert und im letzten Jahr ihre dreijährige Brennerausbildung abgeschlossen hat, ganz besonders. „Die Aus- und Fortbildungen habe ich zwar für mich gemacht, aber die Auszeichnung ist für mich noch mal ein Zeichen dafür, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, sagt sie und erzählt, dass sie, anders als ihr Mann, nicht in einen Obsthof und damit in das Brennerwesen, hineingeboren sei, sondern „reingeheiratet“habe. „Aber ich habe schon immer gern einen guten Brand getrunken“, sagt sie. Als die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, hat sie sich zur Sommelièreausbildung entschlossen. Und als etwa zur gleichen Zeit ihr Schwiegervater begann, sich langsam aus der Brennerei zurückzuziehen, sei die Brennerausbildung die logische Konsequenz ihrer persönlichen Weiterentwicklung gewesen, erzählt sie. Ein Weg, den ihr Mann voll und ganz unterstützt. Zum Brennen braucht man Zeit und Geduld“, sagt er und gibt schmunzelnd zu, dass ihm oftmals Letzteres fehle. Denn um einen besonders guten Brand zu erzeugen, so erklärt er, sei es wichtig, beim Brennvorgang dabeizubleiben. Insbesondere beim Mittellauf, der durch ein bisschen Vorlauf oder ein bisschen Nachlauf, verbessert werden könnte. „Und durch Probieren.“Wo natürlich die Sommelièreausbildung seiner Frau zum Tragen kommt, und ihr fundiertes Wissen durch die Brennerausbildung sowieso. Denn er selbst hat das Brennen von seinem Vater gelernt, so wie diesem das Wissen von dessen Vater weitergegeben worden war.
„Unsere Produkte sind mit Liebe und Herzblut gemacht“, betont Conni Gierer und erklärt, dass sie dazu zu 90 Prozent nur die eigenen Früchte verwenden. Auch bei jenen Zutaten, die sie nicht auf ihrem Obsthof anbauen und deshalb zukaufen, wie Nüsse oder Kräuter, legen sie größten Wert auf beste Qualität. Und der Rest ist Leidenschaft. „Thomas ist mit Leib und Seele Obstbauer und mir macht das Brennen Spaß“, erklärt Conni Gierer und ist überzeugt: „Das schmeckt man auch.“
Etwas Gutes in der Flasche
Gierers Geschäfte sind schon vor dem Staatspreis gut gelaufen. Und auch obwohl die Teilnahme bei den Prämierungen kein preiswertes Vergnügen ist, machen sie immer wieder mit. „Das besondere an der Bayerischen Obstbrandprämierung ist, dass die Erzeugnisse nicht nur sensorisch, sondern auch analytisch bewertet werden“, erklärt Conni Gierer. „Außerdem wollen wir sehen, wo wir im Vergleich zu den anderen Brennern stehen.“Für die Vermarktung an den Privatkunden sehen sie die Sache mit dem Ehrenpreis eher abgeklärt. Denn allem voran stehe immer das Problem, wie der Kunde zu ihnen kommt. Und außerdem: „Die Zeit ist doch so schnelllebig. Wie viele Leute wissen, dass wir den Preis bekommen haben, und wann haben sie es wieder vergessen“, meint sie und sieht den Vorteil darin, dass die Kunden, wenn sie denn den Weg zu ihnen gefunden hätten, wüssten: „Sie haben was Gutes in der Flasche gekauft.“Ihr Mann hingegen sieht die Perspektive dann eher schon darin, dass Restaurants ihre Produkte führen.
Die Auszeichnung spornt die Beiden auf jeden Fall an. „Eine unabhängige Jury hat bewiesen, dass wir sehr gute Sachen machen. Und sie zeigt: wir müssen uns nicht vor den großen, bekannten Brennereien verstecken.“Schon seit einiger Zeit trägt das Ehepaar sich mit dem Gedanken seine Verkostung samt Laden auszubauen. „Aber jetzt wissen wir: Wir sind auf dem richtigen Weg.“