Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Sahin erkämpft sich ersten Profi-WM-Titel
Bei der Boss-Art-Championship in Zug setzen sich die K1-Aushängeschilder des Bodensee-Gyms durch
LANGENARGEN - DJ Robin Schulz als Stargast, Ex-Box-Weltmeisterin Regina Halmich als Ringsprecherin – die Veranstalter der Boss-Art-Championship in Zug in der Schweiz haben sich den Kampfabend etwas kosten lassen. Dass dieser auch für Selahattin Sahin zu einem unvergesslichen wurde, dafür sorgte der K1-Europameister des Langenargener Bodensee-Gyms selbst. In einem WM-Halbschwergewichtsduell nach Version der AFSO (All Fight System Organization) mit dem Portugiesen Juri de Sousa behielt der 22-jährige Häfler nach fünf packenden Runden mit 2:1Stimmen die Oberhand. Und auch Teamkollege Elias Musso blieb in seiner Auseinandersetzung mit dem Italiener Paolo Cannito siegreich.
„Wir hätten gegen diesen Gegner auch um einen Blumentopf gekämpft“, sagte Trainer Roman Carevic. „Wir achten mehr auf die Qualität der Gegner, nicht auf die Aussicht, so viele WM- und EM-Gürtel wie möglich zu sammeln.“So ging es in Zug, wo sich zahlreiche Stars und Sternchen wie Jenny Elvers oder DJane Tanja La Croix versammelten, um den weniger bedeutenden WM-Titel der AFSO, der Gegner jedoch hatte es in sich: De Sousa war bereits Deutscher Meister in drei Verbänden, ISKAAmateur-Weltmeister sowie WFMCAmateur-Europameister. Der 24-Jährige mit einer Bilanz von 24 Siegen in 28 Kämpfen ist bei den Black Scorpions Mannheim beheimatet und kämpft angriffslustig und auch körperbetont.
Die Herausforderung für Sahin und seinen Coach war die Kampfdistanz von fünfmal drei Minuten, die von den Kämpfern alles abverlangt. Wie immer wurde der Häfler, der es sich angewöhnt hat und es sich nicht nehmen lässt, mit der türkischen und deutschen Fahne auf seinen Shorts in den Ring zu steigen, lautstark von einer großen Fangemeinde unterstützt. In den WM-Kampf fand „Selo“Sahin nur schwer rein: „Ich hatte Probleme mit der Distanz, zudem trat De Sousa sehr unorthodox auf und versuchte es auf eine überaus harte Gangart. Aber ich habe mir nichts anmerken lassen“, meinte Selahattin, dem tags darauf die Spuren des Kampfes deutlich an seinem Gesicht abzulesen waren.
Noch beim Enfusion-KickboxingEvent in Darmstadt war das Halbschwergewichtsduell des ISKA-Europameisters mit Mario Giardiello nach exakt zwei Minuten zu Ende, da wurde der italienische Kontrahent bereits aus dem Kampf genommen. Nicht so Juris de Sousa, der sich als einer von Sahins bisher härtesten Kontrahenten erweisen sollte. Die ersten drei Runden waren derart intensiv, gab Coach Roman Carevic zu, „sodass wir die Taktik geändert haben. Selo sollte sich nicht aufreiben. Am Ende war es eine Willensfrage. In der fünften und letzten Runde griffen Automatismen, „die kannst du anwenden, wenn der Gegner ein bestimmtes Maß an Respekt zeigt“, so Carevic, dem die Vorstellung seines Schützlings besser gefallen hat als Sahin selbst. Der wusste zwar auch, dass Box-Ikone Regina Halmich ihn als Sieger ausrufen musste, „aber ich bin da immer sehr selbstkritisch. Roman sagte mir jedoch, warte ab, bis du das Video siehst, es wird dir gefallen“.
Alle drei Runden gehen an Elisa Musso
Beiden wie auch Trainer Jens Winner gefiel auch die Vorstellung von Elias Musso. Wobei: gefallen ist schlichtweg stark untertrieben. Auf Facebook war kurz darauf zu lesen: „Spektakulärer Superfight von Elias Musso für das Bodensee-Gym-Team bei der Boss-Art-Championship. Muss man gesehen haben!“Schon jetzt scheint der 17-Jährige in seinem letzten Jahr bei den Junioren mit einem Kampfgewicht von 57 Kilo bestens vorbereitet zu sein auf die Männerklasse. Cannito trat mit einem Kampfrekord von sieben Siegen in acht Kämpfen dem Doppel-Amateur-Weltmeister entgegen, doch alle drei Runden gingen an Musso.