Schwäbische Zeitung (Tettnang)

800 Aussteller: Die Oldies rollen an

Die Motorworld Classics Bodensee öffnet übers Wochenende in Friedrichs­hafen die Tore

- Von Nadine Sapotnik

FRIEDRICHS­HAFEN - Der American La France von Armin Wanschura ist hundert Jahre alt. Ihn fasziniert daran besonders die Technik. „Man findet kaum ein Auto, das so einen großen Hubraum hat wie der La France“, sagt Wanschura. Den massiven Wagen zeigt er auf der Motorworld Classics Bodensee.

Wanschura ist einer von rund 800 Aussteller­n, die ihre Fahrzeuge bis einschließ­lich Sonntag bei der Messe in Friedrichs­hafen präsentier­en. Dabei dreht sich nicht nur alles um Autos, auch Fahrzeuge für das Wasser und die Luft werden gezeigt. Wie in den Jahren zuvor werden auch wieder einige Privatleut­e mit ihren Oldtimern nach Friedrichs­hafen kommen.

Einige von ihnen haben nicht einmal eine lange Anfahrt. Einer von ihnen ist der gebürtige Häfler Christoph Karle, der mittlerwei­le in Ludwigshaf­en lebt. Er kennt die Szene in der Bodenseere­gion. „Ich kann zwar keine Zahlen nennen, aber die Szene in der Region ist enorm groß“, sagt er. Rings um den See seien viele Clubs vertreten. „Es gibt für jeden Oldtimer-Fahrer eine Anlaufstel­le, ob für Nachkriegs­fahrer oder Youngtimer­liebhaber oder für jemanden, der sich besonders für alte Traktoren interessie­rt“, sagt er. Karle selbst zeigt in diesem Jahr kein eigenes Fahrzeug auf der Messe. Er repräsenti­ert das Oldtimerfo­rum und zeigt an dem Stand unter anderem einen Colani GT aus den 1960er Jahren. Bei diesen Fahrzeugen, die der Designer Luigi Colani designt hat, handelt es sich um sogenannte Kit Cars. „Die Besitzer konnten sich die Wagen so selbst zusammenba­uen“, sagt Karle. Unter der Kunststoff­karosserie verbirgt sich das Fahrgestel­l eines VW Käfers. Wie der Wagen ohne den Bausatz aussieht, zeigen die Käferbesit­zer in der Halle A 4. Zum 80. Geburtstag­s des Volkswagen-Klassikers gibt es eine Sonderauss­tellung. Dort gibt es Fahrzeuge aus unterschie­dlichen Baureihen.

Unter anderem wird dort auch ein Wagen gezeigt, der bisher noch keinen Kilometer gelaufen ist. „Die Besitzer haben ihn bewusst gekauft, um ihn aufzubewah­ren“, sagt Sybille Bayer, Geschäftsf­ührerin der Motorworld Group.

Die Gruppe veranstalt­et die Messe erstmals als Partner gemeinsam mit der Messe Friedrichs­hafen. Deshalb ist aus der Klassikwel­t Bodensee die Motorworld Classics Bodensee geworden.

Paul Newman fuhr Käfer

Ein Höhepunkt bei der Käferschau ist der Super Beetle Cabriolet aus dem Jahr 1978. Der Schauspiel­er und Rennfahrer Paul Newman war der Erstbesitz­er des Wagens.

Eine weitere Sonderscha­u ist den Klassikern aus Japan gewidmet. „Jeder hatte schon einen Japaner, nachdem er einen VW oder ähnliches Auto gefahren ist“, sagt Projektlei­ter Roland Bosch. Bei der Ausstellun­g soll die ganze Palette an japanische­n Autos gezeigt werden – vom Mazda, Cosmo 100 Sport S mit Wankelmoto­r unter der Haube des zweisitzig­en Sportcoupé­s, über seltene Youngtimer bis hin zu den klassische­n Big Bikes der Siebziger. „Derzeit steigen die Preise für die Japaner“, sagt Bosch. Ein Höhepunkt bei den Autos aus den 1970er und 1980er sei vor allem, was die Wagen schon damals für eine Ausstattun­g hatten.

„Bei einigen konnte man das Radio vom Lenkrad aus bedienen und vieles andere, wie Fensterheb­er, liefen bereits elektrisch“, sagt Bosch. Außerdem seien die Autos mit vielen weiteren Extras ausgestatt­et gewesen. Besonders interessan­t sei zudem, dass vor allem die jüngeren japanische­n Modelle auch das jüngere Publikum anspreche, da die Autos deutlich günstiger sind als die klassische­n Oldtimer. Verschiede­ne historisch­e Fahrzeuge werden am Samstag, 26. Mai, ab 14 Uhr in der Halle B1 versteiger­t. Das Auktionsha­us Rosenkranz stellt dafür einen extra Katalog zusammen. Angeboten werden aber nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Kleinteile und Zubehör.

Zu dem Konzept der Motorworld Classics Bodensee gehört auch, dass die Autos nicht nur geparkt in den Hallen stehen. Sie sollen auch fahren. Bei den Vintage Demo Racings können die Besucher einen Eindruck davon gewinnen, wie sich die Zuschauer in alten Rennsport-Epochen gefühlt haben müssen. Dabei fahren nicht nur Autos, sondern auch alte Motorräder. Das Rennen leitet der La France-Besitzer Armin Wanschura. Nebenbei werkeln in der Halle die Olditmerbe­sitzer an ihren Wagen und präsentier­en die technische­n Feinheiten der Fahrzeuge.

Wanschura selbst fährt nicht mit. „Ich muss das Rennen ja leiten“, sagt er. Trotzdem muss er sich ein wenig um seinen Wagen kümmern. Der La France von ihm benötigt ein bisschen Fingerspit­zengefühl.

„Er braucht einiges an Kühlwasser, auch wenn er steht“, sagt Wanschura. Doch das stört ihn nicht, er ist begeistert von seinem La France und behält eines für sich: „Ich werde nicht verraten, wieviel ich für den Wagen ausgegeben habe“, sagt er und lacht.

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FOTOS: FELIX KÄSTLE Armin Wanschura präsentier­t auf der Messe seinen American La France, Baujahr 1918. Deutschlan­dweit gibt es zwölf dieser Wagen. Fünf von ihnen werden auf der Motorworld Classics Bodensee gezeigt.
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Bei der Käfer-Ausstellun­g ist der Super Beetle Cabriolet aus dem Jahr 1978 einer der Höhepunkte.
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Die Messe schafft Übersicht in der Oldtimer-Szene.

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