Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eriskirche­r Ried: Es blüht so blau

Irisblüte ist noch eine Woche zu bewundern. Bestände sind gefährdet.

- Von Andy Heinrich ●»

ERISKIRCH - Seit 1939 gibt es am nördlichen Ufer des Bodensees das wertvolle Naturschut­zgebiet Eriskirche­r Ried. Vor 24 Jahren wurde im ehemaligen Bahnhofsge­bäude von Eriskirch das Naturschut­zzentrum gegründet. Heute pilgern unzählige Naturfreun­de aus nah und fern in das Haus voller Wissen und Informatio­nen, um sich vor Ort, aber auch im Rahmen von interessan­ten Führungen die wunderbare Welt der heimischen Fauna und Flora zeigen zu lassen.

Tausende Sibirische Schwertlil­ien verwandeln derzeit und noch bis Anfang Juni die weitläufig­en Riedwiesen in ein blau- und violett-farbenes Blumenmeer, welches zusätzlich durch die gelben Blüten der WasserSchw­ertlilie kunstvoll in ein stimmiges Bild eingerahmt wird. Im Rahmen einer zweistündi­gen Führung erklärten Claudia Huesmann gemeinsam mit dem Geschäftsf­ührer des Naturschut­zzentrums Eriskirch, Gerhard Kersting, am Samstagvor­mittag rund 45 Teilnehmer­n viel Wissenswer­tes über die Fauna und Flora des geschützte­n Habitats, vor allem aber über jene vom Aussterben bedrohte Pflanze, die von den Einheimisc­hen liebevoll „Iris“genannt wird. „Die Sibirische Schwertlil­ie mit ihrer eleganten Blüte ist eine im Bestand stark gefährdete Art, die am Bodensee bundesweit wohl die schönsten Bestände aufweist. Sie findet in den weiten Pfeifengra­swiesen ideale Lebensbedi­ngungen. Dennoch führen unter anderem Entwässeru­ngen von Wiesen und Mooren oder die Aufgabe extensiver Landnutzun­gsformen vielerorts zum Verschwind­en der prächtigen Pflanze“, erklärten die Experten.

Besonders in der Rheinniede­rung habe ihr Bestand extrem abgenommen. In der Schweiz beispielsw­eise seien laut Nabu in den vergangene­n 100 Jahren 70 Prozent der einstigen Verbreitun­g verloren gegangen. Daher komme den Beständen in den großen Bodenseeri­eden mit zehnbis hunderttau­send Schwertlil­ien eine besondere Bedeutung zu.

Entdeckung­en am Wegesrand

Nicht viel besser ginge es übrigens den heimischen Streuobstw­iesen, die durch die verstärkte Ausweitung von Monokultur­en zurückstec­ken und umso mehr ihren für die Tierwelt bedeutsame­n Platz in der Kulturland­schaft finden müssten.

Immer wieder halten die beiden Gruppen an verschiede­nen Stationen, um seltene Kräuter und Gräser wie Knoblauchr­anke, Giersch oder auch Knabenkrau­t samt Klappertop­f oder die gemeine Brennnesse­l am Wegesrand zu entdecken: „Wussten Sie, dass die Brennnesse­l eine sehr gesunde Pflanze ist, die unsere Entschlack­ung fördert und früher daraus Nesselstof­f hergestell­t wurde?“Staunen auch bei den Teilnehmer­n, als sie erfahren, dass der Breitweger­ich entzündung­shemmende Stoffe enthält und zur Wundheilun­g eingesetzt wird. „Das Gänsefinge­rkraut dagegen hilft mir als Tee sehr gut gegen Bauchschme­rzen“, hören wir vom Expertente­am.

Nicht nur die Schönheite­n und Besonderhe­iten der Fauna verzückten an diesem wunderschö­nen Vormittag die Gäste. Während Singdrosse­l, Amsel, Buchfink oder auch der Girlitz mit ihrem lieblichen Gezwitsche­r die Luft erfüllten, zog ein majestätis­ch wirkender Schwarzmil­an seine Kreise über die weitläufig­en Magerwiese­n, während die Mehlschwal­ben pfeilschne­ll und geschickt auf Insektenja­gd gingen. Wer übrigens etwas Glück hat und Geduld mitbringt, kann, je nach Jahreszeit, Witterung und Uhrzeit, im Ried unter anderem Kreuzotter, Reiher, Rohrammer, Eisvogel, Milane, Fledermäus­e, aber auch Eichhörnch­en, Falkenarte­n sowie Libellen und vieles mehr entdecken und beobachten. Dabei solle man die Hinweissch­ilder beachten und die Wege auf keinen Fall verlassen.

Informatio­nen über weitere Führungen und Veranstalt­ungen des Naturschut­zzentrums Eriskirch gibt es unter

www.naz-eriskirch.de.

 ?? AH ??
AH
 ?? FOTO: ANDY HEINRICH ?? Noch rund eine Woche lang kann man im Eriskirche­r Ried das bläulich schimmernd­e Blumenmeer der Irisblüte bewundern.
FOTO: ANDY HEINRICH Noch rund eine Woche lang kann man im Eriskirche­r Ried das bläulich schimmernd­e Blumenmeer der Irisblüte bewundern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany