Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Eriskircher Ried: Es blüht so blau
Irisblüte ist noch eine Woche zu bewundern. Bestände sind gefährdet.
ERISKIRCH - Seit 1939 gibt es am nördlichen Ufer des Bodensees das wertvolle Naturschutzgebiet Eriskircher Ried. Vor 24 Jahren wurde im ehemaligen Bahnhofsgebäude von Eriskirch das Naturschutzzentrum gegründet. Heute pilgern unzählige Naturfreunde aus nah und fern in das Haus voller Wissen und Informationen, um sich vor Ort, aber auch im Rahmen von interessanten Führungen die wunderbare Welt der heimischen Fauna und Flora zeigen zu lassen.
Tausende Sibirische Schwertlilien verwandeln derzeit und noch bis Anfang Juni die weitläufigen Riedwiesen in ein blau- und violett-farbenes Blumenmeer, welches zusätzlich durch die gelben Blüten der WasserSchwertlilie kunstvoll in ein stimmiges Bild eingerahmt wird. Im Rahmen einer zweistündigen Führung erklärten Claudia Huesmann gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Naturschutzzentrums Eriskirch, Gerhard Kersting, am Samstagvormittag rund 45 Teilnehmern viel Wissenswertes über die Fauna und Flora des geschützten Habitats, vor allem aber über jene vom Aussterben bedrohte Pflanze, die von den Einheimischen liebevoll „Iris“genannt wird. „Die Sibirische Schwertlilie mit ihrer eleganten Blüte ist eine im Bestand stark gefährdete Art, die am Bodensee bundesweit wohl die schönsten Bestände aufweist. Sie findet in den weiten Pfeifengraswiesen ideale Lebensbedingungen. Dennoch führen unter anderem Entwässerungen von Wiesen und Mooren oder die Aufgabe extensiver Landnutzungsformen vielerorts zum Verschwinden der prächtigen Pflanze“, erklärten die Experten.
Besonders in der Rheinniederung habe ihr Bestand extrem abgenommen. In der Schweiz beispielsweise seien laut Nabu in den vergangenen 100 Jahren 70 Prozent der einstigen Verbreitung verloren gegangen. Daher komme den Beständen in den großen Bodenseerieden mit zehnbis hunderttausend Schwertlilien eine besondere Bedeutung zu.
Entdeckungen am Wegesrand
Nicht viel besser ginge es übrigens den heimischen Streuobstwiesen, die durch die verstärkte Ausweitung von Monokulturen zurückstecken und umso mehr ihren für die Tierwelt bedeutsamen Platz in der Kulturlandschaft finden müssten.
Immer wieder halten die beiden Gruppen an verschiedenen Stationen, um seltene Kräuter und Gräser wie Knoblauchranke, Giersch oder auch Knabenkraut samt Klappertopf oder die gemeine Brennnessel am Wegesrand zu entdecken: „Wussten Sie, dass die Brennnessel eine sehr gesunde Pflanze ist, die unsere Entschlackung fördert und früher daraus Nesselstoff hergestellt wurde?“Staunen auch bei den Teilnehmern, als sie erfahren, dass der Breitwegerich entzündungshemmende Stoffe enthält und zur Wundheilung eingesetzt wird. „Das Gänsefingerkraut dagegen hilft mir als Tee sehr gut gegen Bauchschmerzen“, hören wir vom Expertenteam.
Nicht nur die Schönheiten und Besonderheiten der Fauna verzückten an diesem wunderschönen Vormittag die Gäste. Während Singdrossel, Amsel, Buchfink oder auch der Girlitz mit ihrem lieblichen Gezwitscher die Luft erfüllten, zog ein majestätisch wirkender Schwarzmilan seine Kreise über die weitläufigen Magerwiesen, während die Mehlschwalben pfeilschnell und geschickt auf Insektenjagd gingen. Wer übrigens etwas Glück hat und Geduld mitbringt, kann, je nach Jahreszeit, Witterung und Uhrzeit, im Ried unter anderem Kreuzotter, Reiher, Rohrammer, Eisvogel, Milane, Fledermäuse, aber auch Eichhörnchen, Falkenarten sowie Libellen und vieles mehr entdecken und beobachten. Dabei solle man die Hinweisschilder beachten und die Wege auf keinen Fall verlassen.
Informationen über weitere Führungen und Veranstaltungen des Naturschutzzentrums Eriskirch gibt es unter
www.naz-eriskirch.de.