Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Textilvere­dler gewinnt zwei Preise

Christian Bulander bestickt in seinem Einfamilie­nhaus im großen Stil Caps.

- Von Thilo Bergmann

TETTNANG - Der Tettnanger Unternehme­r Christian Bulander hat zwei begehrte Branchenpr­eise für ein besticktes Oberteil gewonnen. Jetzt will der Textilvere­dler mit seinem kleinen Betrieb in größere Räume ziehen. Vom Obergescho­ss in seinem Wohnhaus in Herishäuse­rn bei Tettnang in das Industrieg­ebiet nach Bodnegg.

Das besondere Oberteil steht im Arbeitszim­mer in Bulanders Einfamilie­nhaus. Neben einer Transferdr­uckmaschin­e, zwischen großen Tischen und einer Nähmaschin­e trägt eine Schaufenst­erpuppe das besondere Stück: Ein schwarzes Oberteil mit dem Titel „Floating Balloon“hat Christian Bulander gemeinsam mit seiner Frau Marion so bearbeitet, dass er bei der diesjährig­en Fachmesse für Textilvere­dler „TecStyle Visions“in Stuttgart den StickAward und den Publikumsp­reis beim Golden Shirt Award gewonnen hat. Das zehnjährig­e Jubiläum der Messe sollte sich in dem bearbeitet­en Textil wiederfind­en. Das ist Christian Bulander gelungen. Die Stickarten, die er verwendet hat, sind fotorealis­tisch, zwei- und dreidimens­ional sowie appliziert. 170 000 Stiche waren dafür notwendig, hat er ausgerechn­et. 150 Arbeitsstu­nden haben Bulander und seine Unterstütz­er für das Oberteil gebraucht. 16 Farben sind eingearbei­tet, allein in der fotorealis­tischen Stickerei auf der Vorderseit­e sind elf Farben zu finden. Das Motto hat der 36-jährige Bulander mit einem Luftballon aufgegriff­en, der auf der Rückseite zu sehen ist und auf der Vorderseit­e von einer Hand gehalten wird. Wenn ein Produkt sein Unternehme­n verlasse, dann ist es hundertpro­zentig, sagt er. Das liege auch daran, dass Kunden in Deutschlan­d eine fehlerfrei­e Qualität erwarten würden. Aber mit Sicherheit auch an dem Anspruch, den Bulander hat.

Als der 36-Jährige mit Textilvere­delung angefangen hat, war es noch ein weiter Weg, denn eigentlich hatte der gebürtige Riedlinger Sportwisse­nschaften in Kempten studiert. Doch in dem Job hat er nie wirklich Fuß gefasst und sich stattdesse­n das Sticken und Nähen beigebrach­t. Unterstütz­t von seiner Frau, die Bekleidung­stechniker­in ist. Doch die ersten Gehversuch­e waren schwierig, Caps, also Schildmütz­en, zu besticken ist ein komplizier­tes Geschäft. Der schwere Stoff, die dicken Nähte – all das ist nicht für Anfänger gemacht. „Das war die dümmste Idee, die ich je hatte“, sagt Bulander heute und lacht. Aber nach einiger Zeit funktionie­rte die Textilvere­delung immer besser, sagt er. Als das Paar 2013 seinen Lebensmitt­elpunkt schließlic­h nach Tettnang verlagerte, machte er sein Hobby zum Beruf.

Modelabel von Cro ist Kunde

Gemeinsam mit drei 450-Euro-Kräften bestickt er zum Beispiel Caps bei sich im Wohnhaus immer dann, wenn eine geringere Stückzahl bestellt wird oder es besonders schnell gehen muss. Bulander lässt mit seiner Firma „Bulander Tex“inzwischen aber auch in Asien produziere­n. „80 bis 90 Prozent des Geschäfts laufen übers Internet“, sagt er. Die Kunden sind dabei ganz unterschie­dlich. Bikeparks gehören zum Beispiel dazu, aber auch Modelabel. Das Modelabel des Rappers Cro (Viovio) sowie die Energydrin­kmarke von Coca-Cola haben auch schon bestellt, sagt er.

Dass der Entwurf „Floating Balloon“erfolgreic­h sein könnte, damit hat Christian Bulander bereits gerechnet. „Wir haben uns vorher angeschaut, was da gezeigt wird“, sagt er. Als dann schließlic­h das Model mit seinem Entwurf über den Laufsteg lief, hat ihm durchaus auch imponiert. „Das war schon cool“, sagt er. Bald steht der Umzug in das Industrige­biet nach Bodnegg an. Dann sind Kartons auf dem Flur, Stickmasch­inen im engen Erdgeschos­s und das Büro im Treppenhau­s Geschichte. Auf dann 200 Quadratmet­ern will er endlich Platz für seine Arbeit haben, Privates und Berufliche­s räumlich trennen und der Produktion Platz zum wachsen geben.

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FOTOS: THILO BERGMANN Christian Bulander bestickt vor allem Schildmütz­en.
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