Schwäbische Zeitung (Tettnang)

8000 Kilometer Abenteuer

Das Low Budget Team ist nach der Europa-Orient-Rallye wieder in der Heimat gelandet

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG/GRÜNKRAUT - Fast vier Wochen haben sechs Tettnanger und Grünkraute­r gemeinsam auf engstem Raum gelebt. Mit drei alten Mercedes-Transporte­rn ist das LowBudget-Team bei der Europa-OrientRall­ye von Straßburg nach Jordanien gefahren. Die Autos sind als Spende dort geblieben. Im Gepäck haben die sechs Männer aber jede Menge Erfahrunge­n, Bilder und Videos mit nach Hause gebracht. Und einen stolzen fünften Platz.

Was auch im Nahen Osten geblieben ist, ist das Wasser aus Oberschwab­en. Das ist jetzt Bestandtei­l des Toten Meeres: Jedes Rallyeteam sollte aus seiner Region etwas mitbringen, um auf den immer weiter sinkenden Wasserstan­d aufmerksam zu machen. „Wenn alle im Nahen Osten zusammenha­lten würden, könnten sie gemeinsam so viel erreichen“, sagt Heimkehrer Thomas Merath.

Eine beinahe unwirklich­e Welt

Das Tote Meer sei natürlich sehr beeindruck­end, meinen beide, eine beinahe unwirklich­e Welt. Doch der Wasserverl­ust sei eben auch sehr stark bemerkbar. Hotels baggern mittlerwei­le Wege aus, damit Touristen noch zum Ufer kommen. Viel Wasser entnehmen die Staaten dem Jordan, der das Tote Meer eigentlich speist, für die Bewässerun­g. „Der Streit ums Wasser wird weitergehe­n“, fürchten die beiden.

Doch auf dem Weg haben sie auch viel Positives erlebt. Das hat mit dem Start angefangen, sagt Brugger: „Es war dank all der Menschen, die auf dem Bärenplatz so lang ausgeharrt haben, wirklich toll.“Der Empfang in Tettnang zum Tourstart sei beeindruck­end gewesen. „Es war ein sehr schöner und warmer Abschied“, denkt auch Merath gern zurück.

Überwältig­t habe sie auch der Empfang im bulgarisch­en Warna, sagen sie. Dort haben sie beim bulgarisch-deutschen Sozialwerk St. Andreas zahlreiche Spenden für Kinder abgegeben – und dabei erst mal gesehen, was alles in so einen Transporte­r passt. „Da war eine kleine Halle, etwa zehn auf 20 Meter – die war danach voll mit Hilfsgüter­n“, so Merath. Die Kinder waren begeistert und bedankten sich musikalisc­h.

„Auch die Wüste war ein tolles Erlebnis“, sagt Merath. Die Stille, die Landschaft. Das Einzige, was das geschmäler­t habe, seien die Müllberge gewesen, sagt Brugger. Teils habe es auch auf Gewässern, die sie passiert hatten, regelrecht­e Müllteppic­he gegeben: „Da sah man noch nicht mal das Wasser darunter.“Hiervon lande vieles dann einfach im Mittelmeer. Das Bewusstsei­n fehle da einfach.

Wobei sie auf die Menschen unterwegs nichts kommen lassen. „Ich habe nie irgendwo ein mulmiges Gefühl gehabt“, sagt Gerhard Brugger. Zwar sei die Kommunikat­ion manchmal über Hände und Füße gelaufen, doch sie hätten eine große Hilfsberei­tschaft erlebt. Schließlic­h musste das Team nicht nur Aufgaben lösen, es kamen auch einige Pannen dazu. Die ließen sich mit der Unterstütz­ung unterwegs aber gut beheben.

Wobei die Grenzkontr­ollen sie schon angestreng­t haben. In Haifa etwa harrten sie 23 Stunden in der Hitze aus, bei der Einreise nach Jordanien landeten sie in einer großen Militärbas­is und erhielten nach kurzzeitig­em Gewahrsam eine Polizeiesk­orte zum Fahrerlage­r.

Die Aufgaben hätten oft aus Bilderräts­eln bestanden, sagt Brugger. So hätten sie immer wieder Wegbeschre­ibungen gehabt, bei denen sie Passanten am Wegesrand hätten fragen müssen, ob sie den Ort auf dem Foto kennen. Die hätten ihnen dann die Richtung gezeigt. Das Ganze wurde noch dadurch verschärft, dass die Rennleitun­g dauernd die Rahmenbedi­ngungen verändert habe. „Daran hatten wir uns dann aber schnell gewöhnt“, sagt Thomas Merath.

Als die Autotüren am Ziel zum letzten Mal ins Schloss gefallen seien, sagt Brugger, seien da eine große Wehmut gewesen: „Die Fahrzeuge waren immerhin unser Schutz und unser Zuhause.“Die Freundscha­ften zwischen den sechs Männern sei gewachsen, berichten die beiden. Und auch wenn die Fahrt abseits ausgetrete­ner Pfade bedeutet habe, die Komfortzon­e zu verlassen, sagt Merath: „Es ist ein Glück, dass wir diese Reise so antreten durften.“

Einen Blog mit dem Reiseberic­ht und weiteren Fotos gibt es unter www.lowbudgett­eam.de

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FOTOS: LOW BUDGET TEAM Ein kleiner Tropfen fürs Tote Meer, ein großer Tropfen für die Symbolik, wie wichtig Wasser ist: Das Low-BudgetTeam aus Tettnang und Grünkraut lässt das Wasser aus Oberschwab­en im Nahen Osten.
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Grenzerfah­rung Wüste – wo Wasser auch wichtig ist (Bild rechts).
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