Schwäbische Zeitung (Tettnang)
8000 Kilometer Abenteuer
Das Low Budget Team ist nach der Europa-Orient-Rallye wieder in der Heimat gelandet
TETTNANG/GRÜNKRAUT - Fast vier Wochen haben sechs Tettnanger und Grünkrauter gemeinsam auf engstem Raum gelebt. Mit drei alten Mercedes-Transportern ist das LowBudget-Team bei der Europa-OrientRallye von Straßburg nach Jordanien gefahren. Die Autos sind als Spende dort geblieben. Im Gepäck haben die sechs Männer aber jede Menge Erfahrungen, Bilder und Videos mit nach Hause gebracht. Und einen stolzen fünften Platz.
Was auch im Nahen Osten geblieben ist, ist das Wasser aus Oberschwaben. Das ist jetzt Bestandteil des Toten Meeres: Jedes Rallyeteam sollte aus seiner Region etwas mitbringen, um auf den immer weiter sinkenden Wasserstand aufmerksam zu machen. „Wenn alle im Nahen Osten zusammenhalten würden, könnten sie gemeinsam so viel erreichen“, sagt Heimkehrer Thomas Merath.
Eine beinahe unwirkliche Welt
Das Tote Meer sei natürlich sehr beeindruckend, meinen beide, eine beinahe unwirkliche Welt. Doch der Wasserverlust sei eben auch sehr stark bemerkbar. Hotels baggern mittlerweile Wege aus, damit Touristen noch zum Ufer kommen. Viel Wasser entnehmen die Staaten dem Jordan, der das Tote Meer eigentlich speist, für die Bewässerung. „Der Streit ums Wasser wird weitergehen“, fürchten die beiden.
Doch auf dem Weg haben sie auch viel Positives erlebt. Das hat mit dem Start angefangen, sagt Brugger: „Es war dank all der Menschen, die auf dem Bärenplatz so lang ausgeharrt haben, wirklich toll.“Der Empfang in Tettnang zum Tourstart sei beeindruckend gewesen. „Es war ein sehr schöner und warmer Abschied“, denkt auch Merath gern zurück.
Überwältigt habe sie auch der Empfang im bulgarischen Warna, sagen sie. Dort haben sie beim bulgarisch-deutschen Sozialwerk St. Andreas zahlreiche Spenden für Kinder abgegeben – und dabei erst mal gesehen, was alles in so einen Transporter passt. „Da war eine kleine Halle, etwa zehn auf 20 Meter – die war danach voll mit Hilfsgütern“, so Merath. Die Kinder waren begeistert und bedankten sich musikalisch.
„Auch die Wüste war ein tolles Erlebnis“, sagt Merath. Die Stille, die Landschaft. Das Einzige, was das geschmälert habe, seien die Müllberge gewesen, sagt Brugger. Teils habe es auch auf Gewässern, die sie passiert hatten, regelrechte Müllteppiche gegeben: „Da sah man noch nicht mal das Wasser darunter.“Hiervon lande vieles dann einfach im Mittelmeer. Das Bewusstsein fehle da einfach.
Wobei sie auf die Menschen unterwegs nichts kommen lassen. „Ich habe nie irgendwo ein mulmiges Gefühl gehabt“, sagt Gerhard Brugger. Zwar sei die Kommunikation manchmal über Hände und Füße gelaufen, doch sie hätten eine große Hilfsbereitschaft erlebt. Schließlich musste das Team nicht nur Aufgaben lösen, es kamen auch einige Pannen dazu. Die ließen sich mit der Unterstützung unterwegs aber gut beheben.
Wobei die Grenzkontrollen sie schon angestrengt haben. In Haifa etwa harrten sie 23 Stunden in der Hitze aus, bei der Einreise nach Jordanien landeten sie in einer großen Militärbasis und erhielten nach kurzzeitigem Gewahrsam eine Polizeieskorte zum Fahrerlager.
Die Aufgaben hätten oft aus Bilderrätseln bestanden, sagt Brugger. So hätten sie immer wieder Wegbeschreibungen gehabt, bei denen sie Passanten am Wegesrand hätten fragen müssen, ob sie den Ort auf dem Foto kennen. Die hätten ihnen dann die Richtung gezeigt. Das Ganze wurde noch dadurch verschärft, dass die Rennleitung dauernd die Rahmenbedingungen verändert habe. „Daran hatten wir uns dann aber schnell gewöhnt“, sagt Thomas Merath.
Als die Autotüren am Ziel zum letzten Mal ins Schloss gefallen seien, sagt Brugger, seien da eine große Wehmut gewesen: „Die Fahrzeuge waren immerhin unser Schutz und unser Zuhause.“Die Freundschaften zwischen den sechs Männern sei gewachsen, berichten die beiden. Und auch wenn die Fahrt abseits ausgetretener Pfade bedeutet habe, die Komfortzone zu verlassen, sagt Merath: „Es ist ein Glück, dass wir diese Reise so antreten durften.“
Einen Blog mit dem Reisebericht und weiteren Fotos gibt es unter www.lowbudgetteam.de