Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Seelsorgeeinheit wächst mit Leitbild weiter zusammen
Zusammengehörigkeit als Bereicherung in der jeweiligen Eigenart – Öffentlicher Abend im Herbst geplant
MECKENBEUREN - Die Seelsorgeeinheit Meckenbeuren hat ein eigenes Leitbild. Im intensiven Prozess, der 2016 einsetzte, wurde es erarbeitet – „ein langer Weg“, der bereichert habe, so stellen Pfarrer Josef Scherer sowie die Kirchengemeinderäte Markus Hoffmann und Dieter Schorrer im SZ-Gespräch fest. Im November 2017 wurde das Leitbild mit großer Mehrheit beschlossen, im Frühjahr bei Gottesdiensten und zur Pastoralvisitation vorgestellt. Eine öffentliche Veranstaltung soll im Herbst folgen – mit Fokus auf die Umsetzung in pastorales Handeln.
„Die drei katholischen Kirchengemeinden St. Jakobus Brochenzell, St. Maria Meckenbeuren und St. Verena Kehlen gehören zusammen und bilden die Seelsorgeeinheit Meckenbeuren. Wir sind eingebunden in Dekanat, Diözese und Weltkirche.“So ist es im ersten Abschnitt des Leitbilds dargelegt – zu finden auch auf der Homepage. Dass es 17 Jahre nach Gründung der Seelsorgeeinheit zu einem Leitbild kam, erklärt Pfarrer Scherer mit „Aufbruchstimmung“: Sie ging zurück auf ein gemeinsames Wochenende aller Kirchengemeinderäte, das in der Frage mündete: „Wie lässt sich das Miteinander stärker in den Blick nehmen?“Was im ersten Schritt einer Bestandsaufnahme als Sozialraumanalyse bedurfte: „Wie sind wir in den drei Kirchengemeinden aufgestellt und mit den Menschen vor Ort vernetzt?“
Um Antworten zu erhalten, rief die Projektgruppe aus Kirchengemeinderäten und Pastoralteam (federführend: Markus Hoffmann, wertvoll begleitet von zwei Moderatorinnen, die die Diözese vermittelte) öffentlich alle Interessierten zu Rückmeldungen auf, sammelte aber zugleich Daten im KGR-Kreis und bei Multiplikatoren vor Ort.
„Was uns wichtig ist“wurde in der Folge ebenso benannt wie Ziele formuliert. „Wie kann man den Leitsatz ,Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten’ am besten umsetzen und mit Leben erfüllen?“– darum ging es, darum geht es.
„Man fremdelt nicht mehr so“
Viele Termine folgten mit regem Austausch auf unterschiedlichen Ebenen, bis sich 2017 in kirchlichen Gruppierungen ein Grundentwurf präsentieren ließ. Verfeinert ergab er das im November beschlossene Leitbild, in dem es unter anderem heißt: „Diese Welt ist das eine gemeinsame Haus, das uns Gott gegeben hat. (...) Wir haben die Aufgabe, das Haus mit allen Mitbewohnern zusammen weiter zu gestalten und zu bewahren. Deshalb setzen wir uns ein für alle Menschen, die mit uns darin leben, und für die Natur und Umwelt, ohne die wir nicht leben können.“
Offenheit, Wertschätzung, Vielfalt – das sind Begriffe, die Scherer, Hoffmann und Schorrer mit dem Text verbinden. Stets im Wissen um das Eingebunden-Sein in die Gemeinschaft vor Ort: „Wir pflegen einen regelmäßigen Austausch mit unseren evangelischen Geschwistern, arbeiten aktiv in der Ökumene und sind offen für Begegnungen mit Menschen anderer Religionen. Wir laden alle ein, an unserem Gemeindeleben teilzuhaben“, steht niedergeschrieben – und passt zur Aussage von Markus Hoffmann: „Was wir nicht wollten, ist, uns abzugrenzen.“
Ein- statt ausladen, das ist auch in dem Passus spürbar: „Wir nehmen Veränderungen in der Gesellschaft wahr, die sich auch auf die Einstellung der Menschen gegenüber dem christlichen Glauben auswirken. Auf diesem Hintergrund verkündigen wir das Evangelium den Menschen so, dass es ihnen zu leben hilft und dass sie Antwort auf ihr Suchen und Fragen finden können.“
Verstanden wird das Leitbild als Auftrag wie Aufgabe – „im Sinne einer Selbstverpflichtung“. Dass man dabei das eine oder andere auch bereits verwirklicht sieht, muss nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Ist doch deutlich spürbar: Die noch 6450 Köpfe zählende Seelsorgeeinheit ist zusammen gewachsen. Gemeinsame Feiern verdeutlichen dies. „Fronleichnam nicht in der eigenen Gemeinde zu feiern, das konnte man sich früher nicht vorstellen“, greift Hoffmann ein aktuelles Beispiel auf, um wie Schorrer festzustellen: „Man fremdelt nicht mehr so.“
Für „Visionen“bleibt bei all dem noch genügend Platz.