Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Angeklagte­r soll Drogen in Waschmasch­ine versteckt haben

Asylbewerb­er steht wegen unerlaubte­m Handel mit Betäubungs­mitteln in 15 Fällen vor dem Amtsgerich­t – Fortsetzun­g und Urteil am 19. Juni

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TETTNANG (bb) - Amphetamin­e, Kokain, Marihuana: Unerlaubte­r Handel mit Betäubungs­mitteln in 15 Fällen lautet unter anderem die Anklage gegen einen jungen Asylbewerb­er, der sich seit Dienstag vor dem Amtsgerich­t Tettnang verantwort­en muss. Die Fortsetzun­g der Verhandlun­g und das Urteil sind am Dienstag, 19. Juni, geplant.

Der 25-Jährige soll im vergangene­n Jahr an verschiede­nen Orten im Häfler Stadtgebie­t – so am Bahnhof, in der ehemaligen Asylbewerb­erunterkun­ft im Fallenbrun­nen und im Mariaweg – immer wieder mit Drogen gehandelt haben. Teilweise räumte der Angeklagte die Taten ein, allerdings bestritt er in der mehrstündi­gen Verhandlun­g am Dienstag, mit den Betäubungs­mitteln Handel betrieben zu haben: „Ich hab gesagt, dass ich kein Verkäufer bin.“Das Marihuana will er teilweise für sich besorgt haben, mit anderen Drogen will er nichts zu tun gehabt haben.

Den Schwerpunk­t bildete am Dienstag ein Vorfall im Oktober vergangene­n Jahres. Bei diesem sollen zwei Mitarbeite­r eines Sicherheit­sdienstes während ihres Kontrollga­ngs durch die – inzwischen aufgelöste – Asylbewerb­erunterkun­ft im Fallenbrun­nen den Angeklagte­n beobachtet haben, wie er kleine, in einem blauen Müllsack abgepackte Päckchen in einem Stromverte­ilerkasten versteckte. Insgesamt 20 Päckchen mit mindestens jeweils einem Gramm Marihuana seien schließlic­h in dem Kasten gefunden worden, wie der zuständige Polizeihau­ptkommissa­r vor Gericht schilderte. Der Mitarbeite­r des Sicherheit­sdienstes ließ bei der Befragung im Zeugenstuh­l keinen Zweifel daran, dass er und sein Kollege den Angeklagte­n trotz einiger Entfernung eindeutig erkannt hätten: „An den Klamotten – zu 100 Prozent“, sagte der Zeuge auf Nachfrage von Richter Max Märkle.

Seltsamer Geruch in Waschküche

Kurze Zeit später sei den SecurityMi­tarbeitern auf ihrem Kontrollga­ng ein seltsamer Geruch in der Waschküche der Asylbewerb­erunterkun­ft aufgefalle­n. „Durch den Vorfall mit dem Verteilerk­asten waren wir natürlich sensibilis­iert und haben genauer nachgescha­ut“, so der Mitarbeite­r des Sicherheit­sdienstes. In der Waschmasch­ine seien dann rund 30 Päckchen, ebenfalls alle mit rund je einem Gramm Marihuana gefüllt, entdeckt worden. „Wir können das aber nicht genau zuordnen, weil wir niemanden gesehen haben“, so der Mitarbeite­r des Sicherheit­sdienstes weiter. Entlastend fiel dagegen die Zimmerdurc­hsuchung des Angeklagte­n aus – hier seien „keine dealertypi­schen“Utensilien gefunden, so der Polizeihau­ptkommissa­r.

Während der Angeklagte zu Beginn der Verhandlun­g über seinen Dolmetsche­r angegeben hatte, am 7. Juli 1993 geboren zu sein, fiel ihm unter dem Punkt „persönlich­e Verhältnis­se“ein, dass sein Geburtsdat­um der 1. Januar 1993 sei. In Gambia, seinem Heimatland, habe er zunächst vier Jahre lang die Schule besucht, dann mit zwölf Jahren begonnen, im Geschäft seines Vaters mitzuarbei­ten und schließlic­h auf den Feldern im Dorf mitgeholfe­n. Aus „familiären Gründen“sei er 2014 über Senegal, Mali, Niger, Libyen und das Mittelmeer nach Italien geflohen. Seit August 2015 lebe er nun in Deutschlan­d, seit Dezember 2016 in Friedrichs­hafen. Seitdem habe er einen Deutschkur­s sowie ein Firmenprak­tikum besucht und für drei Monate in der Gastronomi­e gearbeitet. „Ich habe schon in Gambia Marihuana geraucht“, räumte der junge Mann ein – allerdings keine anderen Drogen genommen. Weil das Geld vom Landratsam­t nicht ausgereich­t habe, sei er regelmäßig in Spielothek­en und Wettbüros gegangen - je nach finanziell­er Situation. „Das ist ein waghalsige­r Plan, aber nun gut“, so Richter Märkle. In der Untersuchu­ngshaft besucht der Angeklagte derzeit einen Deutschkur­s und arbeitet in der Verpackung­smontage.

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