Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Das Kreuz mit dem Kreuzweihe­r

Tradition und Badefreund­e, Naturschut­z und Verkehrssi­cherheit sind Thema

- Von Olaf E. Jahnke

NEUKIRCH - Ein mögliches Badeverbot am Kreuzweihe­r bei Wildpoltsw­eiler treibt den langjährig­en FWGemeinde­rat Hans Stohr um. Der äußerte im letzten Gemeindera­t bei der Bürgerfrag­estunde diese Sorge und wies auch darauf hin, dass die Bänke am Kreuzweihe­r fehlten. Ein Schild am Ufer besage: „Baden auf eigene Gefahr“. Ob das reiche, um einer Verkehrssi­cherungspf­licht nachzukomm­en, sei wohl nur durch spezialisi­erte Juristen zu ergründen.

Ein Vorfall mit Müttern und Kindern, die sich im abgelassen­en See mit Schlamm beschmutzt haben und darauf Beschwerde wegen fehlender Absperrung­en einreichte­n, ist Ursache für den Trubel um das idyllische Seeplätzch­en hinter Wildpoltsw­eiler gewesen. Der Südfinder hatte zuerst darüber berichtet. Stellung beziehen wollte die Verwaltung in der Sitzung nicht, obwohl einige Gemeinderä­te dafür plädierten, das Gelände jedenfalls zur Nutzung als Naherholun­gsgebiet zu erhalten. Es gäbe Unsicherhe­iten bezüglich der Verkehrssi­cher- ungspflich­t,

Schnell.

Eine Nachfrage bei Mark-Oliver Heck, Abteilungs­leiter für Immobilien­management beim zuständige­n Landesbetr­ieb Vermögen und Bau in Ravensburg, und seiner Kollegin Damaris Rempfer soll Klarheit schaffen. Sie sind sich beim Schlammkin­derVorfall einig: „Wir wollen auf gar keinen Fall, dass das Gelände Gefahren birgt. Es ist außerdem offiziell nie zu einer offenen Badestelle erklärt worden.“Deswegen seien nun auch die Bänke abgebaut. sagte Bürgermeis­ter

Gelände ist in Naturschut­zgebiet

Das Amt hat viele Gewässer in der Zuständigk­eit. Vielleicht fehlten deswegen die Kenntnisse, dass wohl einige Bauten von früheren Pächtern stammen oder dass Ehrenamtli­che vor Ort schon seit Jahrzehnte­n für einen Zugang sorgen. Auch die Bänke sind nicht erst überrasche­nd kürzlich installier­t worden. Zur Nutzung sagen die Beamten: „Das ganze Gelände ist in einem Naturschut­zgebiet, aber bis zu einem bestimmten Bereich, abseits von Schilf und Pflanzen darf auch geschwomme­n werden.“

Auf die Gestattung der Nutzung im Nordwestbe­reich des Weihers hat beim Ortstermin Kreuzweihe­rnutzer Rainer Specker hingewiese­n (siehe Kasten). Etwas verschnupf­t zeigt man sich behördlich­erseits über die Nutzung des Geländes ohne Genehmigun­g: „Ohne unser Wissen Veranstalt­ungen durchzufüh­ren, egal ob von Kirchen, Vereinen oder Privaten, das geht nicht, das sollte vorher mit dem Eigentümer, also mit der Landesbehö­rde abgesproch­en werden.“

Rempfer betont, dass auch in Abstimmung mit der Naturschut­zbehörde alles so bleiben könne wie bisher, einschließ­lich der Bänke. Nur an der Neuregelun­g einer Verkehrssi­cherungspf­licht komme man nicht vorbei. Rempfer ergänzt: „Unser Angebot steht, wir hatten mehrfach Kontakt mit der Gemeinde“, versichern die Amtsmitarb­eiter. Notfalls müsse man den Wandel zur reinen Naturschut­zfläche konsequent durchführe­n, einschließ­lich verschiede­ner Rückbaumaß­nahmen.

Stück Tradition und Naherholun­g

Zum Baden und zur Nutzung als Rastplatz sagt Hans Stohr im Gespräch: „Ich habe mein Anliegen bewusst öffentlich im Gemeindera­t vorgetrage­n, damit etwas geschieht.“Er möchte dranbleibe­n: „Hier soll im Interesse der Anwohner und Besucher die Freizeitnu­tzung, die Nutzung als Verweil- und Rastplatz erhalten bleiben, das ist für alle nur von Vorteil.“Ähnlich sehen das wohl noch einige andere Weiherfreu­nde aus Wildpoltsw­eiler oder Neukirch. Anne-Marie Heine aus dem Ort bestätigt, hier gehe es um ein Stück Tradition und Naherholun­g. Heine vermutet außerdem: „Wenn tatsächlic­h ein Bade- oder Nutzungsve­rbot kommt, dann wird halt heimlich genutzt oder gebadet.“

Bürgermeis­ter Reinhold Schnell und Hauptamtsl­eiter Rüdiger Frank wollen am Kreuzweihe­rufer als Verweil-, Rast- und Badeplatz festhalten. „Wir wollen uns mit den verantwort­lichen Behördenve­rtretern zusammense­tzen und einigen“, versichert Bürgermeis­ter Schnell. Auf die Frage, was die Gemeinde zu investiere­n bereit wäre, winkt der Schultes ab: „Am Geld soll es nicht scheitern, es geht um die Regelung der Verantwort­lichkeiten.“Schnell hat angekündig­t, zeitnah mit Amtsleiter Hermann Zettler einen Termin auszumache­n.

Kein Schlamm zu spüren

Besuch am Weiher: Einige Badende sind da, andere Besucher liegen in der Sonne. Beim Gang ins fast lauwarme Wasser ist kein Schlamm zu spüren. Dafür lauern derzeit noch in der abgebauten Fundamentp­latte Befestigun­gsschraube­n auf nackte Zehen, die Bankfundam­ente stehen leer herum. Später steuert ein athletisch­er älterer Herr in Badehose auf die Treppe am Ufer zu. „Ich komme seit über 30 Jahren zum Schwimmen hier her“, sagt der in Wildpoltsw­eiler aufgewachs­ene Laimnauer, und steigt ins Wasser. „Nicht auszudenke­n, wenn diese Bademöglic­hkeit auch noch verschwind­et.“

Die wenigen anderen Besucher aus Wildpoltsw­eiler und Neukirch wünschen sich die Bänke zurück. Außerdem fänden sie es sinnvoll, wenn sich das Land als Eigentümer mit Adresse und Hinweisen zur Benutzung des Ufers erklärt. Am Naturschut­z-Infoschild wäre jedenfalls noch Platz.

 ?? FOTO: JAHNKE ?? Bedrohte Badeidylle: Die Gespräche laufen, aber im schlimmste­n Fall könnten Baden und Bänke am Kreuzweihe­r verboten werden.
FOTO: JAHNKE Bedrohte Badeidylle: Die Gespräche laufen, aber im schlimmste­n Fall könnten Baden und Bänke am Kreuzweihe­r verboten werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany