Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Baur-Schlegel: Mitarbeite­r gehen auf Jobsuche

Angestellt­e und Kunden bedauern Schließung – Sportfachg­eschäft war Institutio­n in Häfler City

- Von Oliver Kothmann

FRIEDRICHS­HAFEN - Ende August schließt das Häfler Traditions­sportfachg­eschäft Baur-Schlegel in der Goldschmie­dstraße für immer seine Türen (wir berichtete­n). Klar, dass auch Emotionen im Spiel sind, wenn ein solch geschichts­trächtiges Haus den Geschäftsb­etrieb einstellt.

Zum Beispiel bei Mitarbeite­rinnen wie Sabine Schmid (36), die ihren langjährig­en Arbeitspla­tz verliert: „Seit ich 19 Jahre alt bin, arbeite ich hier. Ich habe noch nie einen anderen Arbeitgebe­r gehabt. Momentan geht es gefühlsmäß­ig noch ganz gut. Aber am letzten Tag wird es am schlimmste­n, wenn wir dann wirklich zum letzten Mal die Tür abschließe­n.“Ihre berufliche Zukunft ist offen: „Ich habe noch nichts Neues.“Am liebsten würde sie in der Sportartik­elbranche bleiben: „Das ist abwechslun­gsreich, denn die Kundschaft besteht aus allen Altersklas­sen.“Auch ihre Kollegin Christine John (58), die schon seit 38 Jahren zum Verkaufste­am bei Baur-Schlegel gehört, muss sich nochmal neu orientiere­n: „Natürlich bin ich ein bisschen traurig. Aber es muss auch weitergehe­n. Ich lebe allein, muss arbeiten und muss mir jetzt halt leider etwas Anderes suchen.“

Ammann wirbt mit günstiger Miete

Geschäftsi­nhaber Walter Ammann kann den Damen indes leise Hoffnung machen, dass es vielleicht unter anderer Leitung an Ort und Stelle weitergeht: „Das Geschäft steht nach wie vor zur Vermietung. Wir haben hier auf fünf Etagen knapp 1000 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche. Wenn sich ein Konkurrent aus der Sportartik­elbranche in einer guten Lage vergrößern will, wäre das Objekt sicherlich ideal.“Ammann ist auch Besitzer des Hauses. Zahlen nennen will er nicht, verrät aber: „Die Miete ist für diese ausgezeich­nete Lage sehr günstig.“ Ammann stellt auch nochmal klar: „Wir geben nicht auf, sondern wir schließen, weil ich endlich meinen Ruhestand genießen will. Ich bin schon seit einigen Jahren im Rentenalte­r und arbeite immer noch. Aber jetzt ist es genug.“

Dass potenziell­e Nachfolger trotz guter Umsätze nicht Schlange stehen, mag Außenstehe­nde verwundern, Ammann selbst jedoch nicht, denn: „Die Sportartik­elbranche ist schwierig. Du musst ein Gespür für Trends haben und heute schon wissen, was du im Oktober in welcher Farbe und Größe von welchem Hersteller am besten verkaufst.“Außerdem bedürfe es eines gewissen Grundkapit­als. „Und das hat halt auch nicht jeder.“

Auch bei den Kunden, die am Montag wieder reichlich bei den vergünstig­ten Räumungsan­geboten zugriffen, schwingt ein bisschen Wehmut mit bei ihren letzten Einkäufen im Hause Baur-Schlegel. Der Häfler Martin Danckert zum Beispiel sagt: „Die hatten hier eine gute Auswahl und gute Beratung. Auch Geburtstag­sgeschenke für meine Mutter, die gerne Sport macht, habe ich hier öfter gekauft. Schade, dass dieses Geschäft schließt.“

 ?? FOTO: OK ?? Räumungsve­rkauf-Sonderange­bote bei Baur-Schlegel checkt hier der Häfler Martin Danckert (rechts) mit einem Freund. Auch Danckert bedauert das Ende des traditions­reichen Sportgesch­äfts: „Schade, dass dieses Geschäft schließt.“
FOTO: OK Räumungsve­rkauf-Sonderange­bote bei Baur-Schlegel checkt hier der Häfler Martin Danckert (rechts) mit einem Freund. Auch Danckert bedauert das Ende des traditions­reichen Sportgesch­äfts: „Schade, dass dieses Geschäft schließt.“

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