Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Baur-Schlegel: Mitarbeiter gehen auf Jobsuche
Angestellte und Kunden bedauern Schließung – Sportfachgeschäft war Institution in Häfler City
FRIEDRICHSHAFEN - Ende August schließt das Häfler Traditionssportfachgeschäft Baur-Schlegel in der Goldschmiedstraße für immer seine Türen (wir berichteten). Klar, dass auch Emotionen im Spiel sind, wenn ein solch geschichtsträchtiges Haus den Geschäftsbetrieb einstellt.
Zum Beispiel bei Mitarbeiterinnen wie Sabine Schmid (36), die ihren langjährigen Arbeitsplatz verliert: „Seit ich 19 Jahre alt bin, arbeite ich hier. Ich habe noch nie einen anderen Arbeitgeber gehabt. Momentan geht es gefühlsmäßig noch ganz gut. Aber am letzten Tag wird es am schlimmsten, wenn wir dann wirklich zum letzten Mal die Tür abschließen.“Ihre berufliche Zukunft ist offen: „Ich habe noch nichts Neues.“Am liebsten würde sie in der Sportartikelbranche bleiben: „Das ist abwechslungsreich, denn die Kundschaft besteht aus allen Altersklassen.“Auch ihre Kollegin Christine John (58), die schon seit 38 Jahren zum Verkaufsteam bei Baur-Schlegel gehört, muss sich nochmal neu orientieren: „Natürlich bin ich ein bisschen traurig. Aber es muss auch weitergehen. Ich lebe allein, muss arbeiten und muss mir jetzt halt leider etwas Anderes suchen.“
Ammann wirbt mit günstiger Miete
Geschäftsinhaber Walter Ammann kann den Damen indes leise Hoffnung machen, dass es vielleicht unter anderer Leitung an Ort und Stelle weitergeht: „Das Geschäft steht nach wie vor zur Vermietung. Wir haben hier auf fünf Etagen knapp 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Wenn sich ein Konkurrent aus der Sportartikelbranche in einer guten Lage vergrößern will, wäre das Objekt sicherlich ideal.“Ammann ist auch Besitzer des Hauses. Zahlen nennen will er nicht, verrät aber: „Die Miete ist für diese ausgezeichnete Lage sehr günstig.“ Ammann stellt auch nochmal klar: „Wir geben nicht auf, sondern wir schließen, weil ich endlich meinen Ruhestand genießen will. Ich bin schon seit einigen Jahren im Rentenalter und arbeite immer noch. Aber jetzt ist es genug.“
Dass potenzielle Nachfolger trotz guter Umsätze nicht Schlange stehen, mag Außenstehende verwundern, Ammann selbst jedoch nicht, denn: „Die Sportartikelbranche ist schwierig. Du musst ein Gespür für Trends haben und heute schon wissen, was du im Oktober in welcher Farbe und Größe von welchem Hersteller am besten verkaufst.“Außerdem bedürfe es eines gewissen Grundkapitals. „Und das hat halt auch nicht jeder.“
Auch bei den Kunden, die am Montag wieder reichlich bei den vergünstigten Räumungsangeboten zugriffen, schwingt ein bisschen Wehmut mit bei ihren letzten Einkäufen im Hause Baur-Schlegel. Der Häfler Martin Danckert zum Beispiel sagt: „Die hatten hier eine gute Auswahl und gute Beratung. Auch Geburtstagsgeschenke für meine Mutter, die gerne Sport macht, habe ich hier öfter gekauft. Schade, dass dieses Geschäft schließt.“