Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kehlen feiert das 1200-Jährige
Geschichtsträchtiges Jubiläum beginnt am Freitag mit Festabend in der Kirche.
KEHLEN - Mit Gewerbeschau und „Tag mit der Maus“hat die Gemeinde ein großes Festwochenende hinter sich. Wenn es noch eine Steigerung gibt, dann ist die am nächsten Wochenende zu erwarten: 1200 Jahre Kehlen, Musikfest Kehlen und 200 Jahre dominikanischer Altar (mehr dazu morgen in der SZ) stehen dann auf dem Programm.
„Kehlen ist mit seiner urkundlichen Erwähnung vor über 1200 Jahren eine tragende Säule und grundlegender Ursprung unserer Entwicklung zur Gesamtgemeinde Meckenbeuren“– so schreibt Bürgermeisterin Elisabeth Kugel in der Einladung, die an die gesamte Öffentlichkeit adressiert ist. Weiter heißt es: „Dies zu bedenken und bewusst zu feiern, lässt uns mit Stolz und Freude auf wohl Gelungenes zurückblicken, gibt Kraft für die Bewältigung der heutigen Herausforderungen und stärkt die Motivation, auch in Zukunft unsere Gemeinde aktiv mitzugestalten.“
Anfänge mit Petto und Lotto
Gefeiert wird die erste urkundliche Erwähnung als Kelinga im Jahr 817. Was endgültig mit einem Gutachten von Professor Stefan Sonderegger feststand. Als die Expertise des emeritierten Sprachwissenschaftlers der Universität Zürich im März 2017 vorlag, waren die Terminkalender im Ort bereits prall gefüllt, sodass eine Verschiebung der Feierlichkeiten auf 2018 beschlossen wurde.
Das Jubiläum wird nun in Verbindung mit dem Musikfest Kehlen begangen - mit Anknüpfungspunkten am Sonntag. Denn während das Fest des Musikvereins von Samstag bis Montag stattfindet, ist für den Festabend bereits am Freitag, 15. Juni, um 19 Uhr Beginn. Und zwar in der St. Verena Kirche, ehe der Ausklang im Gemeindehaus St. Verena geplant ist.
In der Kirche wird ein Ensemble des Musikvereins Kehlen für den musikalischen Rahmen sorgen. Ins 1968 erbaute Gotteshaus ist man gewechselt, da dort auch bei einem erhofften Andrang der Interessenten genügend Platz ist. Dank sagt in diesem Zusammenhang Christine Ehmann seitens der Gemeinde – nämlich an Pfarrer und Kirchengemeinde für das Entgegenkommen.
Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Elisabeth Kugel wird Historiker Dr. Marco Veronesi von der Universität Tübingen den Hauptteil bestreiten. Dabei geht es um die historische Einordnung des Jubiläums „1200 Jahre Kehlen“. Inhalt der Urkunde von 817 ist, dass ein Mann namens Petto und sein Sohn Lotto ihren Besitz in der theuringschen Mark an das Kloster St. Gallen übertragen. Von dieser Schenkung ausgenommen sind ein Landstück in „Kelinga“sowie vier Hörige (Leibeigene).
Näher in die Jetztzeit geht es mit Bildern des Geschichtskenners Josef Schwarz. Der gebürtige Gerbertshauser ruft die Geschichte der letzten Jahrzehnte von Kehlen mit diesen Fotografien in Erinnerung.
Nach dem musikalischen Abschluss in der Kirche ist dann gegenüber im Gemeindehaus St. Verena für das leibliche Wohl bei Häppchen und Getränken gesorgt. Reichlich Gelegenheit zum Austausch ist dann geboten, der Fokus liegt auf dem persönlichen Gespräch.
Anknüpfungspunkte zwischen Musikfest und 1200-Jahr-Jubiläum sind dann am Sonntag gegeben. Der ökumenische Gottesdienst um 9.30 Uhr in der Kirche St. Verena gehört ebenso dazu wie der Umzug beim Musikfest ab 14 Uhr. Bei beidem können die Besucher „weitere Einblicke zum Jubiläum 1200 Jahre Kehlen sammeln“, zeigt sich die Bürgermeisterin sicher.
Zum Vergleich: Für Meckenbeuren gilt der 4. August 1278 als Geburtsdatum. Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart hat Josef Friedel eine Urkunde dieses Datums entdeckt, die erstmals „Meckenburron“nennt.
Für Brochenzell war lange Zeit das Jahr 861 als „Geburtsstunde“angenommen (und 1961 auch das 1100-Jährige gefeiert) worden. „Eigileswilare“ist in einer Urkunde erwähnt, doch herrschen Zweifel, ob dies das heutige Brochenzell meint. Eine Feier zum 1150-Jährigen entfiel deshalb auch.
Für Liebenau steht das Jahr 1246 im Raum, als die Ritter von Summerau die Burg Liebenau („Liebenowe“) erwarben.