Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zukunftsvision: Ein Taxi hebt ab
Willi Tacke spricht im Dornier-Museum Friedrichshafen über die Zukunft unbemannter, senkrechtstartender Fluggeräte
FRIEDRICHSHAFEN - Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Senkrechtstarter Do 31“lädt das Dornier-Museum zum Vortrag „Elektroantrieb – Schlüsseltechnologie für zukünftige Senkrechtstarter“mit Willi Tacke ein. Hildegard Nagler hat den Referenten nach Details gefragt.
Herr Tacke, große, weltweit operierende Unternehmen wie Uber oder Daimler Benz arbeiten an innovativen Konzepten für autonom fliegende, kleine Fluggeräte. Wie ist der derzeitige Stand?
Momentan gibt es mehrere Prototypen aus Deutschland, China und den USA von senkrecht startenden ein- bis zweisitzigen, elektrischen Flugzeugen, die bereits fliegen. Daneben gibt es noch etwa 70 Firmen weltweit, die an Prototypen arbeiten. Einige sind kleine Garagenbastler, von denen es nicht mehr gibt als nur eine Idee und ein paar Computergrafiken, andere dagegen haben Nudgets von mehr als 100 Millionen Euro und Partner wie Intell und Toyota. Gleichzeitig arbeiten Firmen, Universitäten und staatliche Stellen auf der ganzen Welt an der Infrastruktur für solche Fluggeräte und den Zulassungsbestimmungen weltweit.
Wozu genau werden die Fluggeräte genutzt?
Momentan laufen alle Maschinen nur im Versuchsbetrieb, zumindest die bemannten. Unbemannte senkrechtstartende Fluggeräte werden schon jetzt beispielsweise für Überwachungsaufgaben genutzt. Die Technologie ist bei bemannten und unbemannten Fluggeräten ja nahezu identisch.
Welche Rolle spielt dabei der Elektroantrieb?
Erst der Elektroantrieb macht durch die Computersteuerung und die sogenannten „Distributed Propulsion“(ein Verteiler-Antrieb über mehrere Motoren) die Konstruktion vollkommen neuer, effizienterer Flugzeuge, die auch zusätzliche Eigenschaften haben, wie zum Beispiel eben die Möglichkeit des Senkrechtstarts, möglich.
Sind diese Geräte überwiegend auf kommerzielle Nutzung ausgelegt oder auch für Privatleute interessant?
Am Anfang eventuell auch für Privatflugzeuge, mittelfristig und langfristig aber sicherlich als autonom fliegende Transportgeräte für Personen und Fracht.
Werden zukünftige E-Flugzeuge mit Piloten oder nur noch autonom fliegen?
Es wird sicherlich auch weiterhin Elektroflugzeuge geben, die von Piloten gesteuert werden, aber die Mehrheit der senkrecht startenden Lufttaxis, die jetzt in aller Munde sind, wird autonom fliegen. Die Elektroflugzeuge werden natürlich kontrolliert von einer neuartigen Luftaufsicht, aber ein Pilot wird zumindest nach einer Übergangszeit nicht mehr an Bord sein.
Was erwartet uns künftig? Müssen wir völlig umdenken?
Ich denke in der Tat, dass wir völlig umdenken müssen. Die „General Aviation“, wie wir sie heute kennen, wird es nur noch am Rande geben, und sich auch diesen neuen Infrastruktur anpassen müssen. So werden alle Fluggeräte so ausgestattet werden, dass sie auch von autonomen Fluggeräten auf elektronischem Weg erkannt werden können, aber die neuen Fluggeräte werden natürlich auch Flugobjekten ohne elektronische Hilfsmittel ausweichen können müssen. Und sie werden wirklich autonom operieren können müssen, denn wenn die Verbindung zum Zentralrechner der Luftraumkontrolle unterbrochen ist, müssen sie trotzdem noch sicher agieren können. Ich denke, es wird autonomen Flugverkehr in begrenzten Gebieten genauso schnell, wenn nicht sogar schneller geben als autonomen Straßenverkehr.
Der Vortrag am Mittwoch, 13. Juni, beginnt um 18.30 Uhr, Einlass ist um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.