Schwäbische Zeitung (Tettnang)
200 Schönheitschirurgen treffen sich in Lindau
Werner Mang lädt Kollegen des Weltverbandes IGÄM zum Kongress in die neue Inselhalle ein
LINDAU - Zum wiederholten Mal treffen sich Schönheitschirurgen und kosmetische Zahnärzte an diesem Wochenende in Lindau. Im Mittelpunkt steht „Das schöne Gesicht“. Auch heuer gibt es ein Rahmenprogramm.
Etwa 200 Ärzte haben sich angemeldet, berichtet Werner Mang, der als Präsident der Internationalen Gesellschaft für ästhetische Medizin (IGÄM) Gastgeber der Tagung ist. Das sind weniger als in früheren Jahren, „denn wir haben ja gar nicht gewusst, ob die Inselhalle fertig wird“, wie Mang erläutert.
Schwerpunktthema am Freitag ist „Das schöne Gesicht“, das Fachleute bei Vorträgen aus historischer, psychologischer, plastischchirurgischer, dermatologischer und zahnärztlicher Sicht beleuchten. Zusätzlich gibt es verschiedene Vorträge und Diskussionsrunden zu anderen Themen, von Brustvergrößerung und Haartransplantation bis zur Achselschweißverhinderung. Mitarbeiter der Praxen und Kliniken finden ebenfalls Angebote für Weiterbildungen.
Mang kündigt außerdem an, er werde zwei Mentoren posthum ehren. Denn die Professoren Ivo Pitanguy und Claus Walter sind vor zwei Jahren gestorben. Mang bezeichnet beide als seine Mentoren. Pitanguy, der schon mehrfach an dem IGÄMKongress in Lindau teilgenommen hat, hat in Rio de Janeiro auch viele Prominente operiert. Walter gilt als Pionier der Nasenkorrektur.
Im Vorfeld der Tagung warnt die IGÄM vor dem Internet als Informationsquelle bei der Arztwahl für schönheitschirurgische Eingriffe. Laut einer Umfrage der IGÄM haben 90 Prozent der Patienten vor einer ästhetischen Behandlung das Internet zurate gezogen. Viele Patienten waren hinterher aber mit dem Behandler oder Ergebnis unzufrieden.
Mang warnt vor unseriösen Anbietern: „Auf dem Praxisschild sind die Ärzte verpflichtet, die richtige Facharztbezeichnung oder den Professorentitel zu nennen.“Im Internet können Patienten die Angaben dagegen nicht so einfach nachvollziehen. „Ärztelisten, auch von seriösen Zeitschriften oder Ärzteplattformen, sind zu hinterfragen“, sagt Mang. Ärzte, die ihr Fachgebiet nicht gut beherrschen, fallen nach seinen Worten oft durch überzogene Werbung und vollmundige Versprechungen auf. Mang rät deshalb, dass jeder Patient vor einer Behandlung ein persönliches Gespräch mit dem Arzt führen sollte. Im Zweifelsfall sollten Patienten eine zweite Meinung einholen. Während Patienten im Internet eigentlich nur Preise vergleichen können, warnt Mang vor Schnäppchenjagd. „Einen wirklich qualifizierten Operateur zu finden, ist in Deutschland allerdings nicht ganz einfach“, sagt Mang weiter, denn die Bezeichnung „Schönheitschirurg“ist hierzulande rechtlich nicht geschützt. „Prinzipiell kann also jeder Arzt, egal welcher Fachrichtung, einen ästhetischen Eingriff durchführen“, warnt Mang und rät Patienten zu prüfen, ob Ärzte einer Fachgesellschaft, wie der IGÄM, angehören. Die IGÄM vergibt Gütesiegel, welche die fachliche Qualifikation eines Arztes auf dem Gebiet der ästhetischen Chirurgie aufzeichnet. Das Gütesiegel erhält nur, wer eine bestimmte Anzahl an Operationen in einem festgelegten Zeitraum durchgeführt hat.
„Einen wirklich qualifizierten Operateur zu finden, ist in Deutschland nicht ganz einfach.“
Lid straffen, Fett absaugen
Eine Million Schönheitsbehandlungen gibt es in Deutschland inzwischen im Jahr. Besonders Männer lassen vermehrt chirurgische Eingriffe an sich durchführen: War vor einem Jahrzehnt noch rund ein Zehntel der Behandelten männlich, erhöhte sich der Anteil auf fast ein Viertel. Besonders beliebt bei Männern sind Lidstraffungen und Fettabsaugungen, gefolgt von Nasen- und Ohrenkorrekturen. Den Spitzenplatz bei den Frauen belegten nach wie vor Brustvergrößerungen, danach sind Lidstraffungen und Faltenbehandlungen begehrt. Auffällig ist laut IGÄM-Umfrage auch, dass es immer mehr Patienten gibt, die älter sind als 60 Jahre. Der Großteil ist aber nach wie vor zwischen 18 und 38 Jahre alt.