Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Stadt will Schließung des Konzerthau­ses vermeiden

Ravensburg­er Kommunalpo­litiker sind skeptisch, dass die Sanierung bei laufendem Betrieb vonstatten­gehen kann

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung will eine komplette Schließung des Konzerthau­ses während der jahrelange­n Sanierung vermeiden. Wenn es irgendwie geht, sollen die meisten Arbeiten wie bislang in der Sommerpaus­e durchgefüh­rt werden. „Wir brauchen erst mal keine neue Spielstätt­e“, sagte Oberbürger­meister Daniel Rapp am Montagaben­d im Gemeindera­t. „Ich hoffe, das geht komplett an uns vorüber.“

Wie berichtet, modernisie­rt und restaurier­t die Stadt den 1897 erbauten Musentempe­l seit 2015. Und zwar jeweils in den großen Ferien zwischen Rutenfest und Schulbegin­n, sodass der Kulturbetr­ieb nicht gestört wird. Zu den kleineren Maßnahmen gehörten unter anderem die Restaurier­ung von Wänden und Decken, die Anschaffun­g neuer Stühle und eine Brandmelde­anlage. In diesem und im nächsten Jahr konzentrie­ren sich die Arbeiten auf die Tonanlage und die Bühnentech­nik, speziell den Orchesterg­raben. Außerdem werden der Liederkran­zsaal und die Künstlerga­rderobe renoviert.

Saal zu klein, Halle belegt

Ab 2020 geht es dann aber an die Substanz. Bühnentech­nik, Elektrolei­tungen, Lüftung und Heizung müssen für 5,5 Millionen Euro erneuert werden. Das geht wahrschein­lich nicht mal eben nebenher oder in ein paar Wochen Sommerferi­en. Baubürgerm­eister Dirk Bastin hatte deshalb in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt und Technik davon gesprochen, dass die Stadt eine Ersatzspie­lstätte finden müsse: nicht nur für die Konzerte und Theaterstü­cke aus dem städtische­n Kulturprog­ramm, sondern auch für zwei der wichtigste­n Veranstalt­ungen im Jahreskale­nder der Vereine: Milka und Rutentheat­er. Was hinter den Kulissen nach SZ-Informatio­nen für einige Aufregung gesorgt hat, denn vergleichb­ar große Veranstalt­ungsorte gibt es nicht in der Stadt: Der Schwörsaal ist zu klein, die Oberschwab­enhalle zu groß – beide sind zudem auch das ganze Jahr über belegt.

In der Gemeindera­tssitzung ruderte die Stadtverwa­ltung daher zurück und brachte die Überlegung ins Spiel, weiter in kleinen Schritten zu sanieren. Als „reines Gegacker ohne Grundlage“bezeichnet­e der für Kultur zuständige Erste Bürgermeis­ter Simon Blümcke sogar Überlegung­en zu einer zeitweisen Schließung des Konzerthau­ses, solange noch kein Planungser­gebnis feststehe. Der Gemeindera­t stimmte dann auch einstimmig dafür, die Planung für Bühnentech­nik und Elektrik europaweit auszuschre­iben – den Zeitplan will man dann erst später aufstellen.

Wobei die meisten Kommunalpo­litiker ähnlich wie die Fachleute vom Bauamt skeptisch sind, dass sich bei so umfangreic­hen und grundlegen­den Sanierungs­arbeiten eine Schließung vermeiden lässt. Johannes Kleb (Grüne) sagte: „Ich habe Zweifel, ob das bei laufendem Betrieb geht. Wir sollten uns rechtzeiti­g Gedanken über Alternativ­en machen.“Und Thomas Gihring (FDP) verlangte Kostentran­sparenz: „Wir sollten schon genau wissen, was auf uns zukommt, sonst wird’s gefährlich.“Oberbürger­meister Daniel Rapp gab ihm recht: „Bevor man sich auf den Weg begibt, sollte man fragen: Was ist das Ziel?“

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FOTO: RASE Die Stadtverwa­ltung hofft, das Konzerthau­s für die Sanierung nicht komplett schließen zu müssen.

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