Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kolumbien kehrt nach rechts zurück

Der Rechtsauße­n-Politiker Iván Duque ist neuer Präsident des Landes – Er will das Friedensab­kommen mit den FARC-Rebellen überprüfen

- Von Klaus Ehringfeld

MEXIKO-STADT - Am Ende war das Ergebnis deutlicher, als es Freund und Feind von Iván Duque erwartet hatten. Der Rechtsauße­n-Politiker, der eine Woche vor seinem Amtsantrit­t am 7. August 42 Jahre alt wird, musste sich am Sonntag in keinem Moment Sorgen über seinen Wahlsieg machen. Zum Schluss entfielen auf den Bewerber der Partei „Centro Democrátic­o“fast 10,4 Millionen Stimmen (53,98 Prozent) – 2,4 Millionen mehr als auf Gustavo Petro vom Linksbündn­is „Colombia Humana“, den 41,81 Prozent der Stimmberec­htigten wählten.

Damit wird nach acht Jahren Pause wieder ein Politiker Präsident Kolumbiens, der am äußeren rechten Rand angesiedel­t ist. Was der einen Hälfte der Bevölkerun­g nur recht ist, versetzt die andere Hälfte in Angst und Schrecken. Es geht um zentrale Zukunftsfr­agen für das Land mit knapp 50 Millionen Einwohnern: Wie geht es mit dem Friedenspr­ozess mit den Linksrebel­len der FARC-Guerilla weiter, was bedeutet Duques Sieg für die Gespräche mit der kleinen Guerilla ELN? Wie viel mehr Freiheiten bekommen die Unternehme­n, wie sehr werden Freiheitsr­echte für Nicht-Heterosexu­elle eingeschrä­nkt?

An einem Punkt hat Duque schon im Wahlkampf klargemach­t, dass es Veränderun­gen geben wird: Den persönlich­en Drogenkons­um, vom Obersten Gericht 1997 erlaubt, will er wieder verbieten.

Deutliche Veränderun­gen zur jetzigen Politik des scheidende­n Präsidente­n Juan Manuel Santos wird es bei den Themen Friedenspr­ozess, Sicherheit und in der Wirtschaft­spolitik geben. Das Rechtsauße­n-Bündnis von Duque will Polizei und Militär stärken, härtere Strafen bei Drogendeli­kten, weniger Steuern, aber mehr Freiheiten für Unternehme­n sowie die Stärkung traditione­ller Familienwe­rte. Duque als Staatschef ist ein Schritt zurück in die ideologisc­he Vergangenh­eit.

Vor allem aber hat sich der künftige Präsident die Revision des Friedensab­kommens mit den Revolution­ären Streitkräf­ten Kolumbiens (FARC) auf die Fahnen geschriebe­n, dessen Umsetzung ohnehin schon dem Zeitplan hinterherh­inkt. Vor allem an die Übergangsj­ustiz und der politische­n Beteiligun­g der Rebellen will Duque Hand anlegen. An dem Punkt weiß er einen großen Teil der Bevölkerun­g hinter sich. Und vor allem seinen Mentor, Ex-Präsident Álvaro Uribe, den verbissens­ten Kritiker des Friedenspr­ozesses.

„Wir werden den Friedensve­rtrag nicht in Stücke reißen, aber wir werden dafür sorgen, dass der Frieden überall hinkommt“, sagte Duque am Sonntagabe­nd vor seinen Anhängern. Was er damit meint, erklärte er nicht. Der unterlegen­e Bewerber Petro hingegen versprach, das Abkommen zu verteidige­n: „Wir sind acht Millionen Kolumbiane­r, die nicht erlauben werden, dass der Krieg zurückkomm­t“, sagte der unterlegen­e Kandidat vor seinen Anhängern.

Das Abkommen gilt als historisch

Erst Ende 2016 hatte Präsident Santos nach jahrelange­n Verhandlun­gen mit den FARC ein Friedensab­kommen erreicht, das weltweit als historisch eingestuft wurde. Der Präsident hatte dafür den Friedensno­belpreis erhalten.

Ariel Ávila vom Forschungs­institut „Frieden und Versöhnung“sieht ein schwierige­s Mandat auf den künftigen Staatschef zukommen. „Als Präsident kann er nur Marionette von Uribe werden oder ein Verräter.“Beides seien keine schönen Aussichten. Weder für Duque noch für Kolumbien, sagt Ávila.

 ?? FOTO: AFP ?? Iván Duque wird neuer Präsident von Kolumbien.
FOTO: AFP Iván Duque wird neuer Präsident von Kolumbien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany