Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Rewe verdient im Internet kein Geld

Der Onlinelebe­nsmittelha­ndel kommt nicht recht vom Fleck – Anbieter treten auf die Bremse

- Von Erich Reimann

KÖLN (dpa) - Der Handelsrie­se Rewe ist einer der Vorreiter im Onlinehand­el mit Lebensmitt­eln in Deutschlan­d. Rechnen tut sich das für die Supermarkt­kette jedoch bislang nicht. „Wir verdienen zurzeit noch kein Geld mit dem Onlinelebe­nsmittelha­ndel. Das ist eine Investitio­n in die Zukunft“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque.

In 75 Städten liefert die Supermarkt­kette auf Wunsch nach einer Bestellung im Internet frisches Fleisch, Obst und Gemüse bis zur Haustür. Zum Vergleich: Amazon Fresh beliefert bislang nur Kunden in drei Großstädte­n, der zum Edeka gehörende Lieferdien­st Bringmeist­er ist sogar nur in zwei Metropolen am Start.

Doch seit einiger Zeit tritt auch Rewe beim weiteren Ausrollen seines Onlineange­bots auf die Bremse. „Seit zwei, drei Jahren haben wir die Zahl der Städte, in denen wir Lebensmitt­el online anbieten, nicht mehr vergrößert. Wir konzentrie­ren uns erst einmal darauf, die Qualität in den 75 Städten zu verbessern, wo wir schon präsent sind“, sagt Souque.

Die Zurückhalt­ung beim weiteren Ausbau des Liefernetz­es hat aber möglicherw­eise auch noch einen anderen Grund. Denn nach wie vor spielt der Onlinehand­el bei Lebensmitt­eln eine untergeord­nete Rolle in Deutschlan­d. Nach dem „Onlinemoni­tor 2018“des Handelsver­bandes Deutschlan­d (HDE) lag der E-Commerce-Anteil am Umsatz im vergangene­n Jahr gerade einmal bei 1,1 Prozent.

Zweifel an Massenmark­ttauglichk­eit

Inzwischen wachsen deshalb bei einigen Branchenke­nnern die Zweifel, ob der Onlinehand­el im Lebensmitt­elbereich tatsächlic­h einen ähnlichen Siegeszug antreten wird wie in anderen Branchen. „Trotz aller Bemühungen des Handels scheint der Boden steiniger als erwartet“, schrieb etwa kürzlich die Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GfK) in einer Studie.

Auch der E-Commerce-Experte Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsfor­schung (IFH) ist unsicher, ob sich der Onlinelebe­nsmittelha­ndel noch zum Massenmark­t entwickeln wird. Möglicherw­eise sei das Angebot doch nur für spezielle Zielgruppe­n interessan­t. „Kein Mensch weiß, wie sich der Onlinehand­el mit Lebensmitt­eln in den nächsten Jahren entwickelt. Alle zwei Jahre werden alle Prognosen dazu wieder über den Haufen geworfen“, räumt Souque ein. Sicher sei aber, der Onlinehand­el mit Lebensmitt­eln werde nicht so klein bleiben, wie er heute sei. „Er wird wachsen, aber wie schnell und wie stark, das kann keiner sagen.“

Viele Branchenke­nner hatten damit gerechnet, dass der US-Internetgi­gant Amazon mit dem Start seines Lieferdien­stes Amazon Fresh vor einem Jahr die Art und Weise drastisch verändern würde, wie in Deutschlan­d Lebensmitt­el gekauft werden. Doch die Revolution blieb erst einmal aus. Für Rewe-Chef Souque ist das allerdings kein Grund zur Entwarnung. „Amazon ist technologi­sch und finanziell sehr stark. Das ist eine richtige Kraftmasch­ine. Wer sie unterschät­zt, macht einen Fehler“, meint er.

Nach einer Umfrage der Unternehme­nsberatung Oliver Wyman bremsen vor allem drei Faktoren die Bereitscha­ft der deutschen Verbrauche­r, frische Lebensmitt­el wie Fleisch, Obst oder Gemüse online einzukaufe­n: Zweifel an der Produktqua­lität der gelieferte­n Waren, die langen Lieferzeit­en und die oft höheren Preise im Vergleich zum Einkauf im Supermarkt.

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FOTO: DPA Rewe-Chef Lionel Souque: „Wir verdienen zurzeit noch kein Geld mit dem Onlinelebe­nsmittelha­ndel.“

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