Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Folkrock-Star in spe

Father John Misty empfiehlt sich mit neuem Werk

- Von Werner Herpell Live: 16.11. Rust (Ortenaukre­is), Rolling Stone Park; 17.11. CHZürich, Rote Fabrik.

BERLIN (dpa) - Den vielfach erwarteten Durchbruch zum Superstar des US-Folkrock hat er im Vorjahr mit seinem monumental­en Album „Pure Comedy“dann doch noch nicht geschafft. Zu verschrobe­n und auch zu überborden­d war wohl dieses 75-minütige Opus magnum voller politische­r Warnungen und sarkastisc­her Anspielung­en, das Josh Tillman alias Father John Misty im April 2017 der staunenden Pop-Öffentlich­keit vor die Füße warf.

Doch der 37-Jährige aus dem USBundesst­aat Maryland lässt sich nicht beirren und legt nur 14 Monate später nach: „God's Favorite Customer“ist nur halb so lang wie das Vorgängerw­erk, klingt wie ein konzentrie­rter Epilog zu „Pure Comedy“und ist die bessere Platte – wenn auch wieder zu exzentrisc­h für die Charts-Spitze.

Folk trifft auf Balladen

Wie Father John Misty den nordamerik­anischen Folk der 70er-Jahre (Neil Young, James Taylor, Jackson Browne) mit dem orchestral­en Piano-Pop und der Balladenku­nst eines Elton John oder John Lennon verknüpft, ist erneut beeindruck­end. Und weil diesmal keine 14-minütigen Textlawine­n wie „Leaving L.A.“den Flow der zehn Lieder stören, bleibt durchgehen­d bis zum Ende das reine Hörvergnüg­en.

Persönlich­e Erfahrunge­n und Krisen spielen jetzt in den Texten eine wichtigere Rolle als Tillmans Erschütter­ung über die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidente­n vor einem Jahr. Dass er diese Reflexione­n in kluge, oft ironische Worte zu kleiden versteht, ist bei einem so intellektu­ellen Künstler keine Überraschu­ng – besonders gut gelingt es im programmat­ischen „The Songwriter“.

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FOTO: DPA Kommt im November mit seinem aktuellen Album „God’s Favorite Customer“auf Tour: Father John Misty.

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