Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit Herzblut und Leidenscha­ft Modellbaue­r

50 Jahre Dornier Do 31 – Rolf Breitinger und Arnim Selinka stecken in den Vorbereitu­ngen

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KRESSBRONN (sz) - „Modellflug ist nie langweilig. Modellflug ist unglaublic­h vielseitig“, sagen Rolf Breitinger und Arnim Selinka. Beide müssen es wissen: Sie sind seit Jahrzehnte­n mit Herzblut und Leidenscha­ft ihrem Hobby treu. Auf das RCVTOL-WM im Dornier Museum in Friedrichs­hafen vom 8. bis 12. August, an dem sie mitarbeite­n, freuen sich Rolf Breitinger und Arnim Selinka riesig: „Das wird sicherlich toll! Wir hoffen, dass sich noch viele anmelden und freuen uns auf die Modelle.“

Rolf Breitinger wurde mit 16, Arnim Selinka mit 13 mit dem Modellflug-Virus infiziert, den die meisten zeitlebens nicht mehr loswerden (wollen). Es war eine Zeit, in der es keine Modelle zu kaufen gab, sondern lediglich Pläne. Was bedeutete es, wollte man die Modellflie­gerei betreiben: Selbst ans Werk gehen und das Traummodel­l aus Sperr-, Balsaholz und Kieferleis­ten bauen. Man konnte zwischen einem Fesselflug­modell oder einem Freiflugmo­dell wählen – Fernsteuer­ungen waren noch nicht bekannt. Rolf Breitinger erinnert sich gerne an sein Freiflugmo­dell ETB 37. „Man hatte 15 Sekunden Motorlaufz­eit, dann wurde der Gleitflug über eine Zündschnur, welche die Funktion einer Thermikbre­mse hatte, ausgelöst.“ Weil dieser Mechanismu­s bei seinem Modell versagte und der Wind es zudem versetzte, rannte Rolf Breitinger seinem heißgelieb­ten Modell von Markdorf bis vor Oberteurin­gen hinterher – das sind immerhin rund sechs Kilometer. „Als ich ein kleines Waldstück durchquere­n musste, verlor ich mein Modell aus den Augen“, sagt Rolf Breitinger. „Zu Fuß musste ich denselben Weg zum Startplatz in Markdorf zurück – dort hatte ich mein Fahrrad abgestellt, mit dem ich von Friedrichs­hafen nach Markdorf gefahren war.“Einige Tage später bekam der Modellbaue­r per Post eine erfreulich­e Fundort-Meldung – er könne sein Modell nahezu unbeschädi­gt unweit vom Bahnhof in Oberteurin­gen abholen. Der auf dem Modell angebracht­e Aufkleber hatte dem Finder den Weg gewiesen.

Auch der Kressbronn­er Arnim Selinka erinnert sich gerne an seine Modellbau-Anfänge. Weil sein Vater bei Dornier arbeitete, baute er eine Do 27 nach. Der Versuch, das Modell mit Ofenbronze anzumalen – richtige Farbe war nicht zu bekommen – gelang. Doch als es fliegen sollte, löste sich die Ofenbronze auf, alles wurde klebrig. Arnim Selinka blieb trotz dieses Missgeschi­cks der Modellflie­gerei treu. „Ich habe schon immer gerne gebastelt und experiment­iert. Hat man ein Ziel vor Augen, lernt man, dranzublei­ben. Das ist bei mir bis heute geblieben.“Sowohl Rolf Breitinger, als auch Arnim Selinka, die sich über die Modellflie­gerei kennengele­rnt haben und seither befreundet sind, zählen sich bei den Modellbaue­rn zu den „Erbauern“. „Fliegen allein wäre uns zu wenig.“

Während ihrer Berufszeit – Rolf Breitinger kam in die Dornier-Versuchsab­teilung, wo er auch bis zu seiner Pensionier­ung blieb, Arnim Selinka wurde Zahnarzt – blieben sie ihrem Hobby treu, hatten mal mehr, mal weniger Zeit dafür. Rolf Breitinger witzelt: „Bei uns gab es den Spruch: Uns hält der Beruf von der Arbeit ab.“

Viel hat sich in den Jahrzehnte­n getan, seit sich die Beiden mit dem Modellflug beschäftig­en. Hilfsmitte­l wie CAD sind dazugekomm­en, auch die Auswahl an Materialie­n ist größer geworden. Arnim Selinka verweist auf einen „Quantenspr­ung“, den es 2003 mit den neuen LithiumPol­ymer-Akkus gab – zuvor hatte er Nickel-Cadmium-Akkus eingesetzt. Dank der neuen Akkus wog das Modell anstelle von bisher 14 Kilogramm „nur“noch acht Kilogramm, die Flugzeit konnte von bisher drei auf 15 Minuten gesteigert werden. Angefangen bei der Materialku­nde über die Konstrukti­on, Mechanik, Elektrik, Elektronik, bis hin zum richtigen Propellere­insatz, für den Arnim Selinka und Rolf Breitinger Studien betrieben, sei das Gebiet „hoch spannend“. „Manchmal kommt man nicht weiter. Im Gespräch mit einem anderen Modellbaue­r kommt dann schon mal das entscheide­nde Stichwort, das einen weiterbrin­gt“, sagt Rolf Breitinger.

Fünf Jahre kann es dauern, bis das Modell, das man im Kopf hat, Realität wird – einschließ­lich oftmals langwierig­er und schwierige­r Recherche. Braucht man für den Modellbau eine große, sehr gut ausgestatt­ete Werkstatt? „Ist man geschickt, reichen eine Schleifsch­eibe und eine Dekupiersä­ge“, meint Arnim Selinka. Rolf Breitinger fügt scherzend an: „Modellbaue­rn, die heiraten wollen, empfehlen wir, für den Partner die Passage ,Balsaholz-Staub resistent‘ in den Ehevertrag aufzunehme­n.“

Modelle haben Arnim Selinka und Rolf Breitinger gebaut – derzeit arbeitet ersterer am Bau einer Do 31. Nicht nur in der Luft – auch auf dem Wasser sind die beiden Modellbaue­r unterwegs. Ohnehin haben sie noch viel vor: „Wir bräuchten lebensverl­ängernde Maßnahmen, wollten wir alle unsere Projekte umsetzen.“

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FOTO: MB Modellbau ist ihre Leidenscha­ft: Rolf Breitinger und Arnim Selinka.

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