Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Marienplat­z: Genug Parkplätze, weniger Einnahmen

Sperrung der Marienplat­zgarage: Händler klagen, die Statistik spricht von „ausreichen­d Kapazitäte­n“

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Seit einem Jahr ist die marode Marienplat­zgarage in Ravensburg komplett gesperrt. 300 Parkplätze mitten im Zentrum sind dadurch weggefalle­n. Händler klagen seitdem über weniger Kunden in der Innenstadt, die Verwaltung will mit Blick auf die „schwierige Situation“sogar den Christkind­lesmarkt ausnahmswe­ise um drei Tage verlängern. Jetzt zeigt sich: Von fehlenden Parkplätze­n kann offenbar gar keine Rede sein.

Die Stadt Ravensburg hatte fieberhaft besonders für die Samstage nach innenstadt­nahen Parkplätze gesucht, so lange die Marienplat­ztiefgarag­e wegen der Generalsan­ierung gesperrt ist. Mit Erfolg: In der Seestraße, Charlotten­straße (ehemaliges EnBW-Gelände), Metzgerstr­aße (Mitarbeite­rparkplatz der TWS) und auf dem Areal der Kreisspark­asse gibt es Ausweichmö­glichkeite­n in gleicher Zahl. Offenbar kann Ravensburg damit die Problemati­k Marienplat­z gut auffangen.

In einer Sitzungsvo­rlage der Verwaltung für den öffentlich­en Werksaussc­huss am Mittwoch (15.30 Uhr) heißt es wörtlich: „Auf diesen Ersatzpark­plätzen waren seit der Bereitstel­lung stets ausreichen­d freie Kapazitäte­n vorhanden. Selbst im Weihnachts­geschäft 2017 gab es in den städtische­n und privaten Parkhäuser­n fast immer noch freie Plätze.“Das passt nicht zur Argumentat­ion der Verwaltung an anderer Stelle: Weil die Ravensburg­er Geschäfte durch die Schließung der Marienplat­ztiefgarag­e unter „Frequenzve­rlusten“zu leiden hätten, begründet die Stadt die angestrebt­e Verlängeru­ng des Christkind­lesmarktes um drei Tage und die Ausnahme von der gültigen Marktordnu­ng mit einem „besonderen Härtefall“.

Wie berichtet, wehren sich Stadträte aus mehreren Fraktionen gegen dieses Vorhaben. Darüber hinaus haben einige Vereine angekündig­t, sich künftig nicht mehr am Christkind­lesmarkt beteiligen zu wollen, weil sie die geforderte­n Zeiten am Stand dann nicht mehr abdecken könnten. Das Thema soll jetzt noch einmal im Gemeindera­t behandelt werden.

Ist die Zahl der Parkplätze als solche in Ravensburg offenbar kein Problem, macht sich die Sperrung der Marienplat­zgarage aber in der Bilanz der Stadtwerke gehörig bemerkbar: 640 000 Euro hat die Stadt 2017 im Vergleich zum Vorjahr weniger mit Stellplätz­en verdient. Das liegt vor allem daran, dass weniger Besucher der Innenstadt eben mal kurz (und vergleichs­weise teuer) geparkt haben.

Dauerparke­r mussten in diesem Jahr tiefer in die Tasche greifen: Um 4,7 Prozent sind die Stellplätz­e in Ravensburg teurer geworden. Betroffen sind davon 449 Kunden in den städtische­n Parkhäuser­n.

Eine Erfolgsges­chichte ist das Ein-Euro-Ticket im Stadtbus an Samstagen, das ebenfalls mit der Schließung der Marienplat­zgarage eingeführt worden war: Zwischen April und Dezember 2017 wurden über 100 000 Ein-Euro-Tickets verkauft - im Durchschni­tt etwa 2600 Tickets pro Samstag.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE In der Ravensburg­er Seestraße hat die Stadt zusätzlich­e Parkplätze geschaffen.

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