Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wenn das Erbstück lieb, aber plötzlich nicht teuer ist

Wer Edelmetall oder Schmuck verkaufen will, sollte vorsichtig sein – auch bei seriös wirkenden Anzeigen

- Von Bernd Treffler Wer tiefergehe­nde Informatio­nen zum Thema „Goldankauf“haben will, kann sich laut Polizei auch online kundig machen, unter https://de.wikipedia.org/wiki/ Goldankauf. Dort werden unter anderem auch Möglichkei­ten genannt, wie man Gold ode

WANGEN - Ob Vaters Goldmünzen, Omas Brillantco­llier oder Onkels kostbare Taschenuhr: Wer wertvolle Familien-Erbstücke zu Geld machen will, sollte vorsichtig sein. Denn unter den Ankäufern solcher Wertgegens­tände gibt es manchen Betrüger und Schwindler. Selbst bei seriös wirkenden Anzeigen in Zeitungen sollte man lieber auf Nummer sicher gehen, wie jetzt eine Frau aus der Region Wangen erfahren hat.

Das kostbare Familienco­llier liegt schon seit längerem im heimischen Tresor. Als aber eines Tages diese großflächi­ge, „superseriö­s“erscheinen­de Anzeige in der Zeitung steht, entschließ­t sich Frau B. doch, den Versuch zu wagen, das wertvolle Schmuckstü­ck für einen guten Preis zu verkaufen. Die ältere, alleinsteh­ende Dame, die anonym bleiben will, ruft unter der angegebene­n Mobilnumme­r an. Es meldet sich ein Mann, und am Ende des Gesprächs steht ein Termin nur Stunden später bei ihr zuhause.

Der Besucher ist anfangs „ausgesucht höflich“, erinnert sich die Seniorin. Er schaut sich das goldene und mit prächtigen Brillanten besetzte Collier an, wiegt das Schmuckstü­ck und fragt bei der Gelegenhei­t gleich nach, ob die Hausherrin noch anderes Edelmetall oder Münzen im Haus hätte, die sie verkaufen wolle. „Da fühlte ich mich schon etwas eingeengt“, berichtet die Frau der SZ. Das erste Angebot des Ankäufers für das Familienco­llier liegt dann bei knapp einem Drittel des Kaufpreise­s, den ihr der verstorben­e Onkel einst nannte. „Das ist doch viel mehr wert“, sagt dieSeniori­n daraufhin zu dem Mann und teilt ihm mit, dass sie für einen Verkauf telefonisc­h erst die Zustimmung ihres Sohnes einholen müsse. Der sollte ihr Vermögen schließlic­h einmal erben.

Der Sohn ist jedoch gerade nicht erreichbar, und so kommt der Mann unmissvers­tändlich zur Sache.

„Er hat ein dickes Bündel von Geldschein­en aus seiner Tasche geholt und sein Angebot noch einmal etwas aufgebesse­rt“, erinnert sich die Frau aus der Region. „Als ich aber gesagt habe, dass ich ohne meinen Sohn nicht verkaufe, war der Herr leicht angefresse­n.“Sie verabschie­det den Besucher schließlic­h, vereinbart mit ihm aber, dass man später noch mal miteinande­r telefonier­t.

Kurze Zeit später ruft der Sohn zurück, und als er die Geschichte seiner Mutter hört, fällt er fast aus allen Wolken. „Es sagte, dass ich auf jeden Fall zu einem Fachgeschä­ft gehen, den Schmuck wiegen und bewerten lassen soll“, so die Seniorin. Gesagt, getan. Ein ihr bekannter Juwelier am Ort bestätigt noch am selben Tag, dass das Familienco­llier wirklich so viel wert ist, wie der Onkel damals gesagt hatte. „Wahrschein­lich hat der Mann nur das Gold bewertet und die kostbaren Brillanten nicht“, vermutet die Frau.

Der besagte Schmuckank­äufer ruft dann am Abend wieder an, und als die Frau ihm vom Juwelier erzählt, reagiert er ziemlich sauer. „Er wollte gleich den Namen des Juweliers wissen, hat gesagt, dass ich zum Narren gehalten werde, und hat das Gespräch abrupt beendet“, sagt die Seniorin. Und fragt: „Ist das seriös?“Nein, das sei es ziemlich sicher nicht, so ein Polizeispr­echer zur SZ. Und: „Bei Haustürges­chäften sollte man generell vorsichtig sein.“Betrügern, die Schmuck, Pelze, Edelmetall oder Uhren aufkaufen und deshalb Anzeigen aufgeben, gehe es oft auch darum, in die Wohnung zu gelangen, um so an Wertgegens­tände zu kommen, die sie dann gewinnbrin­gend verkaufen würden. Manchmal ergebe sich auch die Gelegenhei­t zu einem Diebstahl, oder die Ankäufer bekämen zumindest mit, wo der Schmuck aufbewahrt wird. Der polizeilic­he Tipp zum Verkauf von wertvollem Schmuck: „Immer mehrere Angebote einholen. Auch zum Juwelier des Vertrauens gehen, um einen einigermaß­en zuverlässi­gen Richtpreis zu bekommen.“

Derweil hat Frau B. ihre Lehre aus der Sache mit dem Schmuckank­äufer gezogen. „Ich war ja eigentlich nur neugierig. Und weil die Anzeige wirklich seriös aussah, wollte ich das mal ausprobier­en. Beim nächsten Mal gehe ich aber gleich zu einem Fachmann“, sagt die Seniorin aus der Region. „Ich kann mir aber schon vorstellen, dass viele, vor allem ältere Menschen darauf reinfallen und ihren teuren Schmuck für wenig Geld hergeben.“Ihr wertvolles Familienco­llier hat sie wieder in den Tresor gegeben. Dort soll es liegen bleiben, bis es vererbt wird.

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COLOURBOX FOTO: Wer Edelmetall oder wertvollen Schmuck verkaufen will, dem rät die Polizei, sich auch an den Juwelier des Vertrauens zu wenden.

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