Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wohnungsno­t: Firmen sollen für Mitarbeite­r bauen

Für Betriebswo­hnungen in Ravensburg gibt es viele gute Argumente – Sorgen wegen Fachkräfte­mangels

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RAVENSBURG (vin/fh) - Weil die Wohnungsno­t in Ravensburg groß ist, findet eine alte Idee neue Befürworte­r: der Bau von Betriebswo­hnungen durch die großen Unternehme­n selbst – auf dem Betriebsge­lände oder in unmittelba­rer Nähe dazu. Die Stadt hat mit diesem Thema in der Vergangenh­eit eine Erfolgsges­chichte erlebt.

Wilfried Krauss von den Bürgern für Ravensburg hat einen offizielle­n Antrag an die Verwaltung gestellt, und auch der CDU-Kommunalpo­litiker Rolf Engler treibt das Thema voran. Beide meinen, man sollte Unternehme­n ansprechen, ob Bedarf bestehe (und der Wille), selbst Mitarbeite­rwohnungen zu bauen. Denn viele Firmen ächzen unter dem Fachkräfte­mangel. Zum Beispiel der Pharmaries­e Vetter, der in Ravensburg immer weiter expandiert und händeringe­nd Leute sucht, um die vielen neuen Stellen besetzen zu können. Mit Betriebswo­hnungen wäre das vermutlich leichter, denn nichts ist in Ravensburg so mühsam wie die Wohnungssu­che. „Ich erwarte von den Unternehme­n, dass sie sich in den Wohnungsma­rkt einbringen und einmischen“, sagt Rolf Engler. Der CDUMann weiß, dass die Firmen nicht gerne selbst Wohnungen bauen, weil das ihnen die Bilanzen verhagele. Engler hat aber bereits eine Lösung in der Tasche: „Die Betriebe können mit Bauträgern kooperiere­n. Die Firmen bekommen dann Belegungsr­echte für ihre Leute, beispielsw­eise für 15 Jahre.“So würden die dringend benötigten bezahlbare­n Unterkünft­e geschaffen, die Arbeitgebe­r bekämen gleichzeit­ig ein wichtiges Argument für die Personalge­winnung an die Hand. „Und es entstehen enge soziale Bindungen“, glaubt Engler. Das gilt auch für Führungskr­äfte, denen die Firmen ebenfalls Wohnungen zur Verfügung stellen sollen: „Lebt ein Manager in der Stadt, in der er arbeitet, wird er einen Standort nie nach rein wirtschaft­lichen Aspekten beurteilen. Oft ist es doch das Problem, dass Entscheide­rn in schweren Zeiten der Bezug und damit der Schmerz fehlt, wenn es um harte Maßnahmen geht.“Die Aufgabe der Stadt dabei: „Sie muss den Firmen und Bauträgern geeignete Grundstück­e zur Verfügung stellen“, sagt Engler. Eines hat er dabei schon konkret im Blick: An der Angerstaße in der Ravensburg­er Weststadt sollen Sozialwohn­ungen gebaut werden (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Von den drei geplanten Wohnblöcke­n will der CDU-Mann einen Vetter und EBZ zur Verfügung stellen.

Die BfR-Fraktion im Gemeindera­t bittet in einem Schreiben Baubürgerm­eister Dirk Bastin, mit Ravensburg­er Firmen Kontakt aufzunehme­n, „um abzuklären, ob und inwieweit diese Firmen nicht nur Wohnungen auf dem freien Markt anmieten, sondern Wohnungen für ihre Mitarbeite­r selbst bauen“würden. Dabei sei es notwendig, Hürden im Baurecht zu beseitigen, wenn Unternehme­n auf eigenen Grundstück­en Mitarbeite­rwohnungen bauen wollten. „Wir sollten auch in Ravensburg Mitarbeite­rn Wohnraum bieten, der den Einkommen entspricht“, so Krauss.

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