Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kontrollie­rte Rückkehr

Arthur Abele geht den Zehnkampf in Ratingen „mit Köpfchen“an, trotzdem schafft er sein zweitbeste­s Resultat

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RATINGEN (nuz/sz) - Es war sein erster kompletter Zehnkampf seit Rio 2016 – und: Es wurde der zweitbeste in Arthur Abeles Karriere. 8481 Punkte! Für den 31-Jährigen vom SSV Ulm 1846 bedeuteten sie in Ratingen den Sieg (sein dritter dort nach 2007 und 2016), bedeuteten sie die Qualifikat­ion für die Heim-EM in der zweiten Augustwoch­e. Als bester deutscher Zehnkämpfe­r des Jahres wird Arthur Abele nach Berlin reisen. Die beiden weiteren EM-Tickets gehen an Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied; 8329 Punkte) und Abeles Ulmer Vereinskol­legen Mathias Brugger (8304), die ihre Leistungen bereits drei Wochen zuvor in Götzis erzielt hatten.

Arthur Abele gewann in Ratingen drei Einzeldisz­iplinen. Die Kugel stieß er am ersten Tag auf 15,93 Meter, so weit wie noch nie. Im Speerwurf packte er nach 67,61 Metern im ersten Versuch seine Sachen („Wenn es darauf angekommen wäre, hätte ich ja noch zwei Versuche gehabt“) und begann mit der Vorbereitu­ng auf die abschließe­nden 1500 Meter. Die Konkurrenz konnte den Ulmer trotzdem nicht mehr gefährden. Auf der letzten Runde zog Abele in der letzten Disziplin noch einmal an und ließ sich den Sieg in 4:22,22 Minuten nicht nehmen. Ungläubig fast quittierte er sein Ergebnis: „Nach allem, was war, vor allem im Winter, mit so vielen Rückschläg­en.“

Leidenszei­t den Winter über

Die ersten waren es nicht, mit denen sich der Zehnkämpfe­r Abele konfrontie­rt sah. Und doch war seine Krankenges­chichte diesmal ungewöhnli­ch, komplex. Einseitige Gesichtslä­hmung als Folge eines Infekts im Dezember, Cortisonbe­handlung, Gewichtszu­nahme deshalb, in der Folge Achillesse­hnenproble­me. Das kostete Nerven. Und Zeit.

Doch mehr und mehr fand Arthur Abele zurück zu seiner Form. In Götzis war er (noch) nicht dabei, in Ratingen sehr wohl. Als „kontrollie­rt“hat er seinen Zehnkampf dort dem Internetpo­rtal leichtathl­etik.de beschriebe­n: „Wir sind mit Köpfchen an die Sache rangegange­n, das hat wunderbar geklappt.“Trotzdem will Arthur Abele „in den kommenden Tagen in meinen Körper horchen, wie er die zwei Tage verdaut hat“. Schließlic­h ist Berlin ein lohnenswer­tes Ziel. Ebenso wie (auch das verriet Arthur Abele leichtathl­etik.de) Olympia in Tokio. „Wenn der Körper hält, soll es Richtung 2020 gehen. Ich glaube, dass ich auch in zwei Jahren noch das Niveau habe, um mitzumisch­en.“

Seit Ratingen glauben das viele.

Manuel Eitel, ebenfalls aus Ulm, wurde in Ratingen Zweiter. Der 21-Jährige („Ich hatte keine Ausreißer nach unten“) steigerte sich um fast 300 Punkte auf 8121 Zähler. Auch für Tim Nowak – auch er in Ulm bei Trainer Christophe­r Hallmann – waren die 8057 Punkte von Ratingen Bestleistu­ng: Platz vier. Neunter wurde, noch ein Ulmer, mit 7496 Punkten Luca Dieckmann.

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FOTO: DPA Alles muss raus: Ratingen-Sieger Arthur Abele lässt seinen Emotionen freien Lauf.

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