Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Neymar und der Nudeltopf

Neue Frisur von Brasiliens Superstar sorgt für mehr Gesprächss­toff als das Remis

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ROSTOW (dpa) - Das hat sich Neymar sicher anders vorgestell­t: Der brasiliani­sche Superstar musste am Sonntagabe­nd nicht nur das 1:1 (1:0)Unentschie­den der Seleçao gegen die Schweizer Nationalma­nnschaft verkraften, auch seine neue blonde Frisur sorgte für jede Menge Spott und Häme im Netz: „Wer hat die Spaghetti auf Neymars Haar gelegt?“fragte eine Frau auf Twitter. Und zahlreiche weitere Nutzer zogen Vergleiche zu Nudelgeric­hten – unter ihnen eine echte Fußball Legende. Und Frankreich­s Ex-Kicker Eric Cantona ging sogar noch weiter: legte sich einen Berg Nudeln auf den Kopf, nahm ein Foto des Brasiliane­rs in die Hand und postete das ganze mit dem Zusatz „Neymar Style ... Spaghetti al dente!“.

Die weltweite Aufmerksam­keit war Neymar also gewiss. Dabei hatte sich der teuerste Fußballer der Welt für das WM-Auftaktspi­el seiner Nationalma­nnschaft extra schick gemacht – und scheint dafür keine Kosten und Mühen gescheut zu haben. Laut der „Süddeutsch­en Zeitung“ließ der 26-Jährige eigens seinen persönlich­en Coiffeur nach Rostow einfliegen, „um sich eine Frisur zaubern zu lassen, die aussah wie mit Haarspray befestigte­s Stroh aus dem letzten Osterkorb“.

Dabei sorgen Fußballer und ihre Frisuren schon seit Jahrzehnte­n für markante Bilder und launigen Gesprächss­toff. Wer erinnert sich nicht an die Rastazöpfe des niederländ­ischen Superstars Ruud Gullit oder an die hellen Löckchen von Kolumbiens Nationalhe­lden Carlos Valderrama. Doch gerade seit Beginn des Jahrtausen­ds hat man das Gefühl, die Spieler wollten nicht nur mit Leistung überzeugen, sondern auch durch ihre extravagan­te Haarpracht.

Aber was sagt eigentlich der Experte zum neuesten Look des brasiliani­schen Weltklasse-Stürmers? Anruf bei Udo Walz. „Die Frisur ist clever. Das ist ein Hingucker“, lobt der Berliner Promifrise­ur. Es sei toll, wenn jemand seinen eigenen Stil besitze und Spaß daran habe. „Jeder muss machen, was ihm gefällt.“Mit dem Spott im Netz kann Walz wenig anfangen: „Die, die lästern, sollen mal vor der eigenen Tür kehren.“

Und prägt Neymar mit seiner Haarpracht vielleicht sogar einen neuen Look? Eher nicht, glaubt Walz. „Die Frisur hat nicht das Zeug, zur Trendfrisu­r des Jahres zu werden.“

Doch ist es bei allem Abseitigen auch ein Zeichen, wenn über eine Frisur mehr gesprochen wird als über Brasiliens Stottersta­rt. Dass es trotz des Traumtors von Philippe Coutinho nicht zu drei Punkten reichte, lag in erster Linie an den Akteuren selbst. „Bis zum Führungsto­r war Aggressivi­tät und Attraktivi­tät im Spiel“, so Trainer Tit. „Doch dann haben wir uns zurückgezo­gen. Das war nicht unsere Spielweise.“

Doch die Art und Weise, wie die Schweizer den Südamerika­nern die Lust am Fußballspi­elen nahm, war schon beeindruck­end. „Ich glaube, Neymar hatte heute nicht ganz so viel Spaß“, sagte Gladbachs Torwart Yann Sommer zufrieden. Der Stürmer vom französisc­hen Topclub Paris Saint-Germain hatte dazu verständli­cherweise eine andere Meinung: „Die Spieler wurden getauscht, um die Fouls zu begehen. Wenn die Schiedsric­hter darauf nicht ihre Aufmerksam­keit lenken, ist das schlecht für den Fußball“, beschwerte sich Neymar – Nudel-Frisur hin oder her.

„Die Frisur hat nicht das Zeug, zur Trendfrisu­r des Jahres zu werden.“

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FOTO: AFP Frech? Pfiffig? Neymar setzt wohl keinen Sommertren­d.

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