Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Pfingstwei­d stellt bald Wohnhaus fertig

Die Einrichtun­g steckt in der größten Veränderun­g ihrer Geschichte.

- Von Thilo Bergmann Die Diakonie Pfingstwei­d ermöglicht am Freitag, 20. Juni, eine öffentlich­e Baustellen­besichtigu­ng ab 13 Uhr. Das Haus steht an der Weinstraße 5 in Tettnang.

TETTNANG - Ab November sollen in den Neubau der Diakonie Pfingstwei­d an der Weinstraße bis zu 17 Menschen einziehen. Am Freitag ist eine öffentlich­e Baustellen­besichtigu­ng möglich.

Das neue Wohnhaus ist gemeindein­tegriert. Das bedeutet, dass es ganz bewusst nicht auf dem Pfingstwei­d-Gelände gebaut wurde, sondern mitten in der Stadt. „Die Bewohner sollen in der Gemeinde Tettnang die Möglichkei­t haben, ihren Lebensmitt­elpunkt zu finden“, sagt Robin Waltner, der bei der Diakonie Pfingstwei­d für den Bereich Strategie und Entwicklun­g verantwort­lich ist.

2010 hat die Diakonie Pfingstwei­d sich in das Hotel Garni eingemiete­t, das damals auf dem Gelände stand. Aber Wohnen für Menschen mit Behinderun­g sei darin kaum möglich gewesen. „Kein Mensch möchte dauerhaft in einem Hotel wohnen“, sagt Pfingstwei­d-Vorstand Lars Kehling. Aber die Hanglage inmitten der Stadt brachte die Verantwort­lichen auf die Idee, dort ein eigenes Gebäude zu errichten.

Das passt zur Gesamtstra­tegie der Einrichtun­g und zu Vorgaben der Politik. Menschen mit einer Behinderun­g sollen demnach in kleinen Einheiten in den Orten und nicht in sogenannte­n Komplexein­richtungen leben. „Den Menschen soll eine Außenorien­tierung ermöglicht werden, sie sollen zum Beispiel ins Kino gehen können“, sagt Vorstand Lars Kehling. Bereits in den 90er Jahren hätte dieser Prozess begonnen. Zunächst mit der Ausweitung von ambulanten Hilfen und zuletzt mit Wohngebäud­en, die sich immer weiter weg von klassische­n Heimen, hin zu regulären Wohnungen gewandelt hätten. „Nur so können Menschen ihre Bürgerroll­e erreichen“, sagt Kehling.

Gebäude in Eriskirch geplant

Das Gebäude an der Weinstraße reiht sich ein in ähnliche Vorhaben in Salem, Friedrichs­hafen oder Langenarge­n. In den Gebäuden leben jeweils zwischen elf und 19 Personen. Im Zentrum von Eriskirch-Schlatt plant die Diakonie Pfingsweid ein weiteres Gebäude mit 16 Plätzen. Die Anforderun­gen an diese Gebäude sind hoch. Es muss einzelne Bäder für jede Wohnung geben, die Wohnfläche pro Bewohner für das Wohnzimmer ist genau festgeschr­ieben und natürlich muss der gesamte Bau barrierefr­ei sein. Pro Stockwerk dürfen außerdem nicht mehr als acht Personen zusammen wohnen, bei 24 Personen ist Schluss. Hinzu kommt: Nur wer in dem vorgeschri­ebenen Rahmen baut, hat auch Anrecht auf eine 40-prozentige Förderung vom Land. Das Problem ist aber, dass der Topf für die Mittel in diesem Jahr bereits leer ist.

Während das Vorhaben „Weinstraße“noch gefördert wurde, gibt es für weitere Projekte bislang keinen Förderbesc­heid. „Natürlich könnten wir uns für das nächste Jahr bewerben, aber es gibt keine Garantie, dass es dann Geld gibt“, sagt Kehling. „Würden wir warten, dann würden wir einen Kampf mit dem System auf dem Rücken der Menschen mit Behinderun­g austragen“, sagt Waltner. Trotz der Unwägbarke­iten will die Diakonie Pfingstwei­d ihre geplanten Bauvorhabe­n ausführen und die fehlende Förderung selbst stemmen. Auch das Bundesteil­habegesetz, das ab 2020 gelte, werde die Sache nicht einfacher machen, sagt Kehling. Dann werden Teile der Leistungen, die bislang vor Ort mit dem Landkreis verhandelt wurden, über einen Bundessatz beglichen.

Trotz Dezentrali­sierung und geplanter Umbauproje­kte will die Diakonie Pfingstwei­d an ihrem Heimatstan­dort festhalten. Die Mitarbeite­r und Bewohner außerhalb sollen deshalb regen Kontakt halten oder auch beim Jahresfest eingebunde­n werden. „Wir wollen weiterhin eine eigene Kultur haben“, sagt Kehling.

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FOTO: THILO BERGMANN Das neue Wohngebäud­e der Diakonie Pfingstwei­d ist aufwändig an den Hang der Weinstraße gebaut.

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