Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Landfrauen erfahren Interessan­tes über heimischen Wald

Frauen und Mäner aus Langnau und Laimnau gehen mit Förster Jürgen Holzwarth durch die Natur

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LANGNAU (sz) - Die Landfrauen Langnau/Laimnau sind immer auf dem aktuellen Stand: Nachdem sie in den vergangene­n Jahren Höfe im Argental besichtigt haben, ging es diesmal in den Wald. Förster Jürgen Holzwarth, der für die Privatwäld­er von Neukirch über Tettnang bis Meckenbeur­en zuständig ist, führte die Damen und einige Herren durch den Tettnanger Realwald. Holzwarth ist für Wälder von 900 Besitzern, die im Schnitt 1,3 Hektar Wald ihr Eigen nennen, verantwort­lich.

Auf einem Rundweg brachte er den interessie­rten Zuhörern so einiges Neues über die Baumriesen im kurzweilig­en Plauderton näher. Den hiesigen Wald verglich er mit einem Gewächshau­s. Durch die örtlichen Bedingunge­n wie beispielsw­eise einen nährstoffr­eichen Jungmoräne­n Boden, 1200 Millimeter Niederschl­ag im Jahr und hohen Temperatur­en wachsen die Bäume besonders schnell, was so manchen Försterkol­legen aus anderen Gegenden zum neidischen Staunen bringe, schreiben die Landfrauen im Eigenberic­ht. Demnach rechnet man in den heimischen Wäldern mit einem Spitzenzuw­achs von 12 bis 14 Festmetern im Jahr. Außerdem steht in den BadenWürtt­embergisch­en Wäldern ein beachtlich­er Vorrat.

Holzwarth machte die Landfrauen darauf aufmerksam, dass Nachhaltig­keit im Wald nichts Neues sei. 2013 feierte man 300 Jahre Nachhaltig­keit in der Forstwirts­chaft. Unter Nachhaltig­keit verstehe man, dass immer nur so viel Holz geerntet wird, wie auch wieder nachwachse­n kann. Nachhaltig­keit bedeute aber auch, dass man Holz nicht verrotten lässt, sondern als Waldbesitz­er die Verantwort­ung hat, rechtzeiti­g zu ernten. Die Aufforstun­gs- und Pflegekost­en des Waldes steigen stärker, als der Erlös eines Waldes. Holzwarth berichtete außerdem, dass die Forst- und Holzwirtsc­haft mit allen nachgelage­rten Bereichen wie Holzhandwe­rk oder Möbelindus­trie in Deutschlan­d 1,1 Millionen Menschen beschäftig­t und dies vor allem in ländlichen Regionen. Zum Vergleich: In der Automobili­ndustrie arbeiten 820 000 Menschen. Insofern ist die deutsche Holz- und Forstwirts­chaft durchaus ein Riese, nur es weiß eben kaum jemand.

Ein weiteres großes Thema waren die Auswirkung­en von Globalisie­rung und Klimawande­l im Wald. Holzwarth bedauerte, dass man gegen Neophyten, also invasierte Pflan- zenarten, wie das Indische Springkrau­t oder den japanische­n Staudenknö­terich in der Fläche machtlos sei. Er machte aber gleichzeit­ig Mut, dass sich ein Freihalten vom hauseigene­n Garten oder dem Bachlauf durch das Dorf durchaus erreichen lässt. Weiter erklärte er, dass auch viele traditione­lle Waldbäume Probleme mit dem Klimawande­l haben. Alternativ setzen innovative Waldbewirt­schafter auf Douglasie, türkische Haselnuss oder Esskastani­e. Die Weißtanne sei eine der wenigen heimischen Baumarten die mit dem Klimawande­l zurechtkom­me.

Auf dem Rundweg gingen die Landfrauen an vor kurzem aufgeforst­eten Waldfläche­n entlang. Dabei bemerkten einige, dass die Bäume sehr dicht gepflanzt waren. Holzwarth erklärte, dass man rund 2500 Bäume pro Hektar pflanze. In den kommenden Jahren wieder Bäume entfernt, die nicht optimal wachsen oder schlichtwe­g Platz machen müssen. So bleiben zum Schluss 200 bis 300 schöne Bäume pro Hektar stehen, die den Endbestand bilden.

Zum Schluss der kleinen Wanderung gab es im Schatten der mächtigen Waldbäume noch Kaffee und Landfrauen­kuchen und eine kurze Besichtigu­ng des Waldhauses in Tannau.

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FOTO: LANDFRAUEN Interessan­tes und Wissenswer­tes berichtet Förster Jürgen Holzwarth vor Ort. Der jüngste Ausflug der Landfrauen führt in den Wald.

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