Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Investor aus den USA kauft MWS
Sandgussspezialist wird Teil der DGH-Gruppe – Mitarbeiter sind erleichtert
FRIEDRICHSHAFEN - MWS Friedrichshafen ist verkauft: Das private Investment Unternehmen Oak Hill Advisors aus den USA übernimmt das Unternehmen für Sandgussproduktion zum 1. September unter dem Unternehmensnamen DGH-Sand Casting Gruppe. Das teilt das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. Der Investor will in Friedrichshafen sechs bis sieben Millionen Euro investieren und die rund 285 Mitarbeiter übernehmen.
Die DGH Sand Casting-Gruppe ist auf Sandgussproduktion für die Automobilindustrie spezialisiert und bietet auch Lösungen im Bereich Elektromobilität an. Die Gruppe hat einen Standort in Dresden und einen weiteren im bayerischen Hof-Gattendorf. 2013 hatte Oak Hill Advisors auch diese beiden damals insolventen Unternehmen aufgekauft.
In den vergangenen Monaten sei die Übernahme von MWS vorbereitet worden. Auch mit den Kunden sei bereits verhandelt worden. „Wir haben mit unseren Geschäftspartnern langfristige Kundenvereinbarungen unterzeichnet, die dem Unternehmen eine positive Perspektive für die kommenden Jahre eröffnen“, teilt Andreas Offinger, der als neuer Geschäftsführer der DGH Sand Casting-Gruppe fungiert, in der Mitteilung mit. Der neue Eigentümer Oak Hill Advisors wolle in den kommenden drei Jahren sechs bis sieben Millionen Euro am Standort Friedrichshafen investieren, um die Produktion zu modernisieren und zukunftsfähig aufzustellen. Für die Mitarbeiter stehe ein Weiterbildungsbudget von rund 250 000 Euro zur Verfügung. Der neue Geschäftsführer blickt op- timistisch in die Zukunft. „Sandgussherstellung hat in Friedrichshafen eine lange und erfolgreiche Tradition. Wir können und werden sie selbstbewusst fortsetzen“, so Offinger.
Mitarbeiter sind zufrieden
Die Mitarbeiter von MWS seien sehr zufrieden. „Wir sind alle sehr erleichtert. Wir haben endlich wieder eine Perspektive“, sagt Aldo Poppiti, Betriebsratsvorsitzender von MWS. Am Dienstag seien die Verhandlungen zwischen MWS und dem Investor abgeschlossen gewesen. Am Mittwoch seien dann die Mitarbeiter informiert worden. „Viele Facharbeiter von uns wussten bis dahin nicht, wo sie landen würden. Glücklicherweise hielten sich die Kündigungen aber in Grenzen“, sagt Poppiti. Auch wenn die Insolvenz für viel Unsicherheit bei den Mitarbeitern gesorgt habe, haben sie in den vergangenen Monaten einen großen Kunden dazugewonnen. „Wir schauen nun sehr positiv in die Zukunft“, sagt Poppiti.
Auch Enzo Savarino, erster Bevollmächtigter der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, sieht den Verkauf von MWS positiv. „Von der DGH-Gruppe ist es eine sehr gute Entscheidung, MWS zu übernehmen. Es ist ein Standort mit sehr motivierten Mitarbeitern“, sagt er. „Wir sind alle sehr erleichtert. Es sieht nun sehr gut aus für den Standort Friedrichshafen.“Eine Tarifvereinbarung sei bereits getroffen worden. In diesem Zusammenhang wird es auch eine Veränderung für die Mitarbeiter geben: Ihre Stundenzahl wird von 35 Stunden auf 36 erhöht, sie bekommen aber das gleiche Gehalt. „Sie werden dafür aber einen fi- nanziellen Ausgleich bekommen“, sagt Savarino. Unter anderem werden die Mitarbeiter an dem wirtschaftlichen Erfolg beteiligt.
Insolvenz Ende 2016
Im November 2016 hatte MWS Friedrichshafen Insolvenz angemeldet. Mehrere Faktoren hätten dabei hineingespielt, sagte die damalige Betriebsratsvorsitzende Gabriele SüssKöstler im Februar dieses Jahres im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung. „Bei uns ist ein großer Auftrag ausgelaufen und kein Nachfolger dafür nachgerückt“, sagt sie. Das habe die Firma in eine schwierige Situation gebracht. In Friedrichshafen sei es rapide bergab gegangen. Nun habe sich die Situation von MWS Friedrichshafen wieder gewandelt. „Wir haben jetzt eine sehr gute Auftragslage“, sagte Süss-Köstler im Februar.