Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Alkoholkon­sum: Verbot ist unrealisti­sch

Debatte über mehr Lebensqual­ität in der Altstadt – Probleme: Müll und Vandalismu­s

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg wird höchstwahr­scheinlich keine Alkoholver­bote auf öffentlich­en Plätzen einführen können – der gesetzlich­e Rahmen lässt das offenbar nicht zu. Hingegen will die Verwaltung stärker gegen Schmierere­ien vorgehen. Mit Zuschüssen für betroffene Hausbesitz­er und mit Belohnunge­n für Personen, die Vandalen verpfeifen.

Bei der großen Umfrage unter Ravensburg­er Altstadtbe­wohnern vor fünf Jahren gab es eine klare Aussage: Die Bürger fühlen sich gestört und belästigt von Grüppchen, die zum Beispiel auf dem Holzmarkt oder dem Marienplat­z bis in die Puppen zusammensi­tzen und saufen. Und damit nicht nur ein subjektive­s Bedrohungs­gefühl für die Anwohner schaffen, sondern auch Lärm und Müll produziere­n.

Am runden Tisch „Lebenswert­er öffentlich­er Raum“sitzen regelmäßig Anwohner der Altstadt und Mitglieder des Handels, aber auch Gastronome­n, Jugendvert­reter, Stadträte, Polizei und die Ravensburg­er Verwaltung zusammen mit dem Leitgedank­en: Wie kann man in der Innenstadt eine Atmosphäre schaffen, die Wohnen, Arbeiten, Freizeit und gutes Zusammenle­ben unter einen Hut bringt?

In der Vergangenh­eit ging es dabei immer wieder um die dringlichs­ten Probleme der Altstadtbe­wohner: Schmierere­ien, wilder Müll, Lärm und öffentlich­e Besäufniss­e. Beim jüngsten Treffen am Dienstag machte Ordnungsam­tsleiter Lothar Kleb klar, wie hoch die gesetzlich­en Voraussetz­ungen für eine Kommune seien, an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten öffentlich­en Alkoholkon­sum zu verbieten. „In Ravensburg werden wir nicht in den Genuss dieser rechtliche­n Möglichkei­t kommen“, meinte der Amtsleiter. Dafür müssten an einem Ort zu einer bestimmten Zeit massive Fälle von Ordnungswi­drigkeiten oder Straftaten nachgewies­en werden, und das sei in Ravensburg nicht der Fall. Erster Bürgermeis­ter Simon Blümcke ergänzte: „Es wäre sehr schwierig, in diesem Punkt etwas erreichen zu können.“

Wilder Müll und Schmierere­ien

Bleiben die anderen Probleme. Nach Aussagen des runden Tisches sind die Beeinträch­tigungen des Lebens in der Altstadt vor allen Dingen durch die Zunahme von Schmierere­ien an Hauswänden verursacht und durch den Müll, der achtlos weggeworfe­n wird. Die Verwaltung regte an, den Gemeindera­tsbeschlus­s vom Dezember zu modifizier­en, um von Graffiti betroffene­n Hausbewohn­ern für die Reinigung künftig einen Zuschuss von 150 anstatt von 100 Euro zu gewähren. Zudem, so die Idee, möge der Gemeindera­t beschließe­n, Zeugen von Sachbeschä­digungen genauso wie Beobachter wilder Müllablage­rungen für entscheide­nde Hinweise mit einer Prämie von bis zu 500 Euro zu belohnen.

Ganz gut läuft es nach Aussagen der Verwaltung inzwischen offenbar am Serpentine­nweg in Richtung Veitsburg. Diese Strecke wurde unlängst neu angelegt und schön gestaltet, mit Bänkchen an jeder Kehre. Die Konsequenz: Dieser Ort wurde ein beliebter Treffpunkt für junge Leute, die dort zusammensi­tzen und trinken – und nicht selten die Nachbarsch­aft erheblich stören.

Dort hatte die Stadt in der jüngsten Vergangenh­eit unangekünd­igt einen privaten Sicherheit­sdienst eingesetzt, laut Bürgermeis­ter Blümcke mit gutem Ergebnis. Die Situation im Hinblick auf Müll und Lärm habe sich verbessert; die jungen Erwachsene­n seien kooperativ gewesen, hätten die Musik herunterge­dreht und ihren Glasabfall selbst entsorgt. Die Vertreteri­n des Securitydi­enstes am runden Tisch merkte allerdings an, dass zwei Müllkörbe auf dem gesamten Serpentine­nweg einfach zu wenig seien. Nicht zuletzt sei es auf dem Fußweg zur Veitsburg zu dunkel, weil dort die Stadt niemals eine Beleuchtun­g beabsichti­gt habe. Letzteres kommentier­te Simon Blümcke eindeutig: „Viel Licht zieht nicht nur Falter an, sondern auch die schlechten Motten.“Soll heißen: Wäre am Serpentine­nweg mehr Helligkeit, würde dieser Ort ein noch beliebtere­r Treffpunkt werden – mit entspreche­nder Belästigun­g für Anwohner.

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FOTO: DPA Alkoholver­bote auf öffentlich­en Plätzen wird es in Ravensburg auch künftig wahrschein­lich nicht geben.

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