Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Alkoholkonsum: Verbot ist unrealistisch
Debatte über mehr Lebensqualität in der Altstadt – Probleme: Müll und Vandalismus
RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg wird höchstwahrscheinlich keine Alkoholverbote auf öffentlichen Plätzen einführen können – der gesetzliche Rahmen lässt das offenbar nicht zu. Hingegen will die Verwaltung stärker gegen Schmierereien vorgehen. Mit Zuschüssen für betroffene Hausbesitzer und mit Belohnungen für Personen, die Vandalen verpfeifen.
Bei der großen Umfrage unter Ravensburger Altstadtbewohnern vor fünf Jahren gab es eine klare Aussage: Die Bürger fühlen sich gestört und belästigt von Grüppchen, die zum Beispiel auf dem Holzmarkt oder dem Marienplatz bis in die Puppen zusammensitzen und saufen. Und damit nicht nur ein subjektives Bedrohungsgefühl für die Anwohner schaffen, sondern auch Lärm und Müll produzieren.
Am runden Tisch „Lebenswerter öffentlicher Raum“sitzen regelmäßig Anwohner der Altstadt und Mitglieder des Handels, aber auch Gastronomen, Jugendvertreter, Stadträte, Polizei und die Ravensburger Verwaltung zusammen mit dem Leitgedanken: Wie kann man in der Innenstadt eine Atmosphäre schaffen, die Wohnen, Arbeiten, Freizeit und gutes Zusammenleben unter einen Hut bringt?
In der Vergangenheit ging es dabei immer wieder um die dringlichsten Probleme der Altstadtbewohner: Schmierereien, wilder Müll, Lärm und öffentliche Besäufnisse. Beim jüngsten Treffen am Dienstag machte Ordnungsamtsleiter Lothar Kleb klar, wie hoch die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Kommune seien, an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten öffentlichen Alkoholkonsum zu verbieten. „In Ravensburg werden wir nicht in den Genuss dieser rechtlichen Möglichkeit kommen“, meinte der Amtsleiter. Dafür müssten an einem Ort zu einer bestimmten Zeit massive Fälle von Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten nachgewiesen werden, und das sei in Ravensburg nicht der Fall. Erster Bürgermeister Simon Blümcke ergänzte: „Es wäre sehr schwierig, in diesem Punkt etwas erreichen zu können.“
Wilder Müll und Schmierereien
Bleiben die anderen Probleme. Nach Aussagen des runden Tisches sind die Beeinträchtigungen des Lebens in der Altstadt vor allen Dingen durch die Zunahme von Schmierereien an Hauswänden verursacht und durch den Müll, der achtlos weggeworfen wird. Die Verwaltung regte an, den Gemeinderatsbeschluss vom Dezember zu modifizieren, um von Graffiti betroffenen Hausbewohnern für die Reinigung künftig einen Zuschuss von 150 anstatt von 100 Euro zu gewähren. Zudem, so die Idee, möge der Gemeinderat beschließen, Zeugen von Sachbeschädigungen genauso wie Beobachter wilder Müllablagerungen für entscheidende Hinweise mit einer Prämie von bis zu 500 Euro zu belohnen.
Ganz gut läuft es nach Aussagen der Verwaltung inzwischen offenbar am Serpentinenweg in Richtung Veitsburg. Diese Strecke wurde unlängst neu angelegt und schön gestaltet, mit Bänkchen an jeder Kehre. Die Konsequenz: Dieser Ort wurde ein beliebter Treffpunkt für junge Leute, die dort zusammensitzen und trinken – und nicht selten die Nachbarschaft erheblich stören.
Dort hatte die Stadt in der jüngsten Vergangenheit unangekündigt einen privaten Sicherheitsdienst eingesetzt, laut Bürgermeister Blümcke mit gutem Ergebnis. Die Situation im Hinblick auf Müll und Lärm habe sich verbessert; die jungen Erwachsenen seien kooperativ gewesen, hätten die Musik heruntergedreht und ihren Glasabfall selbst entsorgt. Die Vertreterin des Securitydienstes am runden Tisch merkte allerdings an, dass zwei Müllkörbe auf dem gesamten Serpentinenweg einfach zu wenig seien. Nicht zuletzt sei es auf dem Fußweg zur Veitsburg zu dunkel, weil dort die Stadt niemals eine Beleuchtung beabsichtigt habe. Letzteres kommentierte Simon Blümcke eindeutig: „Viel Licht zieht nicht nur Falter an, sondern auch die schlechten Motten.“Soll heißen: Wäre am Serpentinenweg mehr Helligkeit, würde dieser Ort ein noch beliebterer Treffpunkt werden – mit entsprechender Belästigung für Anwohner.