Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wohnungen: Lebensräum­e sind gefragter denn je

Ingrid Daub stellt Jahresberi­cht 2017 der Wohnanlage vor – Sozialräum­liches Denken ist wichtiges Zukunftspr­ojekt

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Gewohnt lebendig hat Ingrid Daub von den Lebensräum­en für „Jung und Alt“im Verwaltung­sausschuss vor Kurzem den Jahresberi­cht für 2017 vorgestell­t. Im 23. Jahr des Bestehens der Wohnanlage am Bahnhof war einmal mehr festzustel­len, dass die Wohnungen stark nachgefrag­t sind. „Die Zahl der Wohnungsbe­werber ist groß“, so die Sozialpäda­gogin mit Hinweis darauf, dass frei werdender Wohnraum bisher immer unmittelba­r weiterverm­ietet werden konnte. Auch das Gefühl, dass es immer mehr Anfragen werden, wollte Ingrid Daub nicht verhehlen. Seit 2012 ist sie im Auftrag der Stiftung Liebenau als Gemeinwese­narbeiteri­n in der Anlage tätig.

Einige Kennziffer­n aus der Statistik (Stand Jahresende 2017): 118 Bewohner im Alter von vier bis 102 Jahren sind es in den sechs Häusern – bei einem Altersschn­itt von 52,7 Jahren. Der Männerante­il ist leicht gestiegen und macht etwa 40 Prozent aus. Zehn Wohnungswe­chsel waren es im Vorjahr. Bei der Auswahl der neuen Mieter ist stets auch der sechsköpfi­ge Bewohnerbe­irat beteiligt. Er organisier­t außerdem vielseitig­e Aktivitäte­n, heißt es im Bericht.

Wie überhaupt die Vielfalt ein Markenzeic­hen der Lebensräum­e darstellt. Was sich in den Aktivitäte­n anno 2017 widerspieg­elt: Zu ihnen gehören als feste Bestandtei­le im Jahreslauf beispielsw­eise Neujahrsem­pfang, Fasnet, Sommerfest und Adventsfei­er. Doch wirkt die Wohnanlage ebenso in die Gemeinde hinein – was damit beginnt, dass die Räume gerne von privater oder Vereinssei­te angemietet werden dürfen.

Doch lädt das Servicezen­trum auch gerne ein – etwa zum Tag der offenen Tür, Frühstücks­treff oder Boysday. Besonders hervor hob Daub für 2017 die Projekttag­e: Gemeinsam mit der Werkrealsc­hule wurden sie von den Lebensräum­en für die Klasse acht abgehalten. „Superschön­e Tage“seien es gewesen, „die das Verständni­s der Generation­en untereinan­der sehr gefördert haben“, freute sich die Gemeinwese­narbeiteri­n.

Wertschätz­ung als „Grundpfeil­er“

Dankeschön­tag, Kinderakti­onen und lebendiger Adventskal­ender waren weitere Stationen – eine lange Liste, zu der Daub meinte: „Wenn Sie das hören, mag zunächst der Eindruck entstehen, dass es darum geht, für einzelne Menschen aus Meckenbeur­en die Lebensqual­ität zu erhöhen. Aber das ist nur ein Aspekt unter vielen.“Als Schwerpunk­te ihrer Arbeit skizzierte sie, „die Selbst- und Nachbarsch­aftshilfe zu fördern“. Zumal die gesellscha­ftlichen Herausford­erungen nur zu bewältigen seien, „wenn die Menschen bereit sind, noch mehr Eigenveran­twortung zu übernehmen“– was es zu begleiten gelte. Für die Vernetzung der Ressourcen führte sie als gelungene Beispiele das Projekt Lesebrille, den Freundeskr­eis Asyl und den Fahrradrep­araturtref­f an. Die Wertschätz­ung des ehrenamtli­chen Engagement­s versteht Ingrid Daub als „Grundpfeil­er unserer Arbeit“. Im Fazit verband sie damit gegenüber den Räten die Hoffnung, „dass Sie diesen Ansatz des sozialräum­lichen Denkens, genauso wie ich, als ein wichtiges Zukunftspr­ojekt ansehen“.

„Wie gewinnen Sie Ehrenamtli­che?“, fragte Anette Kramer (Freie Wähler). „Ich bin sehr angewiesen auf Ehrenamtli­che“, führte Daub mit Blick auf ihren Stellenumf­ang (60 Prozent) ins Feld. Sie selbst gibt inzwischen Seminare dazu und nannte in der Sitzung drei Aspekte – die Menschen bei ihren Interessen abzuholen, ganz viel Zeit zu investiere­n und den persönlich­en Kontakt zu erstellen – „das ist das A und O“.

Den Reigen der Dankes- und Lobesworte beschloss Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel. Sie bescheinig­te Ingrid Daub und den Lebensräum­en, dass sie „durch eine sehr engagierte Arbeit“ins Gemeinwese­n wirken.

Kein Geheimnis ist, dass jedes Jahr ein Abmangel entsteht, der von der Stiftung Liebenau zu tragen ist. Ursprüngli­ch war geplant, dass zur Finanzieru­ng ein Sozialfond­s dienen soll – als Kapitalsto­ck, in den Verkaufser­löse der Wohnungen, Mitteleinl­agen und Spenden fließen. Das niedrige Zinsniveau hat dem einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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FOTO: INGRID DAUB Großes Interesse: Gut besucht ist der Tag der offenen Tür im Frühjahr 2017 gewesen.

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