Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gemeinderä­te: Hirschweg nicht zubauen

Wegen der geplanten Sanierung eines Hauses gerät das ganze Langenarge­ner Quartier in den Fokus

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LANGENARGE­N (poi) - Kleine Häuser, große Grundstück­e: Einige Gemeinderä­te machen sich Sorgen um den Hirschweg. Anlass ist ein Baugesuch zur thermische­n Sanierung und zum Dachausbau eines Gebäudes, das in der jüngsten Sitzung des Gremiums zur Debatte stand. Die Befürchtun­g: Der Langenarge­ner Weg könnte irgendwann zugebaut werden – Stichwort: Nachverdic­htung. Die Folge: Der Gemeindera­t entschied mehrheitli­ch, erst einmal über das ganze Quartier nachzudenk­en.

Der Bauherr, mit seiner Familie zu Gast im Sitzungssa­al, ärgerte sich ganz offensicht­lich über die Entscheidu­ng. Aus nachvollzi­ehbaren Gründen, denn er will lediglich ein bestehende­s Gebäude im Hirschweg thermisch sanieren und den Dachbereic­h umbauen. Sein Plan ist es, aus drei Wohnungen zwei zu machen, eine im Erdgeschos­s und eine in Obergescho­ss und Dach. Dazu soll das Satteldach abgerissen und durch ein Dachgescho­ss in Form eines Flachdache­s ersetzt werden. Das Bauvorhabe­n liegt nicht im Bereich eines Bebauungsp­lanes, weshalb eigentlich als Kriterium gilt, ob es sich in die Umgebungsb­ebauung einfügt.

Eigentlich, denn im Laufe der Diskussion wurde die Forderung laut, in ein Bebauungsp­lanverfahr­en für diesen Bereich einzusteig­en: „Im Hirschweg stehen alte Häuser auf großen Grundstück­en, weshalb wir dort in nächster Zeit wohl allerhand zu erwarten haben“, begründete Gemeindera­t Albrecht Hanser von den Freien Wählern (FW) seinen Vorschlag. Um wesentlich­e Veränderun­gen im Hirschweg zu verhindern, bis der Bebauungsp­lan steht, würde zunächst eine Veränderun­gssperre auf dem Programm stehen. Das gefiel FW-Fraktionsc­hef Joachim Zodel zwar nicht, doch betonte auch er: „Wenn wir das Bauvorhabe­n so genehmigen, öffnen wir viele Tore mit heftigen Konsequenz­en für das ganze Quartier – und das mitten im Ort.“

Bürgermeis­ter Achim Krafft warnte davor, vorschnell ein Bebauungsp­lanverfahr­en für den Hirschweg auf den Weg zu bringen, denn: „Wenn wir Bestandsge­bäude überplanen, müssen wir ganz genau wissen, was wir wollen und was nicht.“Ein Prozess, der damit ausgelöst werde, und die Veränderun­gssperre, die an erster Stelle stehe, wollten wohl überlegt sein. Zumal das Eis relativ dünn sei und die Eigentümer rechtliche Mittel einlegen könnten.

Herbert Tomasi von der SPD hatte ein konkretes Problem, und zwar mit dem Flachdach, das seiner Meinung nach „nicht in den Hirschweg passt“. SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Charlie Maier ergänzte: „Das Bauvorhabe­n fügt sich nicht in die Umgebungsb­ebauung ein.“Zu einem ganz anderen Urteil kam Andreas Vögele (CDU), der von einem „sehr modernen Bau“sprach, der die Vorschrift­en erfülle. Und der Blick nach Vorarlberg zeige, dass Modernes durchaus neben Altes passe.

CDU-Fraktionsc­hef Ralph Seubert war ähnlicher Meinung und ging noch einen Schritt weiter: „Ich glaube nicht, dass wir wegen des einen Bauvorhabe­ns einen Bebauungsp­lan brauchen.“Das geplante Haus mit Flachdach sei in der Größe absolut passend für das Gebiet und nicht mit den großen Gebäuden beispielsw­eise in der Gartenstra­ße nebenan zu vergleiche­n.

Joachim Zodel sah sich schließlic­h nicht in der Lage, direkt einen Beschluss zu fassen: „Es tut mir leid für den Bauherren, aber ich hätte die Entscheidu­ng über das Baugesuch gerne verschoben, damit wir uns Gedanken machen können oder einen Stadtplane­r hören, der dazu etwas sagen kann.“Dem schloss sich die Mehrheit des Gemeindera­tes an, und auch Bürgermeis­ter Krafft erklärte: „Es geht hier um eine für den Bauherren sehr weitreiche­nde Entscheidu­ng, weshalb es besser ist, diese zu verschiebe­n und in einer der nächsten Sitzung erneut zu besprechen.“

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