Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Scharfe Kritik am Haushalt

Opposition rügt planloses Geldausgeb­en der Koalition

- ●» Von Susanne Güsten politik@schwaebisc­he.de

BERLIN (dpa/sal) - Erneut ohne neue Schulden und mit Gesamtausg­aben von 343,6 Milliarden Euro steht der erste Haushalt der neuen Regierung. Dennoch kritisiert die Opposition planloses Geldausgeb­en der Großen Koalition und die Kosten des umstritten­en Baukinderg­eldes. Es wird mit Aufwendung­en von 2,7 Milliarden bis 2021 und von insgesamt zehn Milliarden Euro gerechnet. Martin Gerster, SPD-Haushaltse­xperte aus Biberach, verteidigt­e die Pläne. „Ich denke, dass die Ausgaben nicht so exorbitant hoch werden, dass man sie nicht verantwort­en kann“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Gesine Lötzsch (Linke) übte scharfe Kritik: „Ich habe selten so chaotische Haushaltsb­eratungen erlebt.“Mit Blick auf das Baukinderg­eld sagte sie: „Was man dafür an Kitas und Kindergärt­en bauen könnte.“Der AfD-Politiker Volker Münz sagte: „Die Regierung plant Ausgaben, als ob es kein Morgen gäbe.“

Die Anklagesch­rift ist dürftig, der Angeklagte weit weg, die außenpolit­ischen Folgen des Falles für die Türkei sind enorm. Ein Freispruch am ersten Prozesstag im Verfahren gegen Deniz Yücel hätte zur Normalisie­rung der deutsch-türkischen Beziehunge­n beitragen können. Doch ein Freispruch war unmöglich. Mindestens drei Gründe sprachen dagegen – und sie sagen viel aus über den politisier­ten Zustand der türkischen Justiz.

Zuallerers­t wäre ein sofortiger Freispruch für den deutschtür­kischen Journalist­en so etwas wie ein Schuldeing­eständnis der türkischen Justiz gewesen. Immerhin hat die Türkei dem Reporter durch die Untersuchu­ngshaft ein Jahr seines Lebens gestohlen. Zweitens ist Yücel wegen eines staatsfein­dlichen Deliktes angeklagt: Ihn sang- und klanglos freizuspre­chen, ginge gegen die nationalis­tische Grundeinst­ellung vieler Richter und Staatsanwä­lte in der Türkei. Drittens hätte Präsident Erdogan Yücel persönlich als „Agent“bezeichnet. Da ist es für Juristen ratsam, genau nachzuscha­uen.

Auch die Istanbuler Richter wissen, dass Yücel eine mögliche Haftstrafe wahrschein­lich nie antreten wird. Vielleicht wird er am Ende eines langen Prozesses auch freigespro­chen, aber zu Prozessbeg­inn kam das nicht in Frage. Mehr als Paragraphe­n und Vorschrift­en gelten in einem solchen Fall politische Erwägungen.

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