Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Folgen der Katastroph­e kurz vergessen

Kinder aus der von Tschernoby­l betroffene­n Gemeinde Gomel erleben Tag im Spieleland

- Von Christine Ehmann

LIEBENAU - „Herzlich willkommen im Ravensburg­er Spieleland“, begrüßte Spieleland-Geschäftsf­ührer Carlo Horn am Mittwoch 35 Kinder aus Chatownija, der Region Gomel in Weißrussla­nd mit ihren Begleitper­sonen im Freizeitpa­rk in Liebenau. Die Region Gomel gilt als eines der durch die Katastroph­e von Tschernoby­l am meisten kontaminie­rten Gebiete.

Ebenso begrüßte er Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel, Bürgermeis­ter a. D. Roland Karl Weiß, Rupert Geiger und Christian Bösch vom Verein „Tirol hilft den Kindern von Tschernoby­l“sowie Wolfgang Karcher von der Wunschtour-Benefiz-Veranstalt­ung. „Es freut mich, dass es seit vielen Jahren zur festen Tradition geworden ist und wir Kindern aus Weißrussla­nd einen schönen Tag bescheren können“, sagte Carlo Horn.

Bürgermeis­terin Kugel freute sich ebenfalls über den Besuch und hieß die Kinder und Begleitper­sonen in Meckenbeur­en willkommen. „Eine weite Reise liegt hinter euch und es freut mich, dass ihr eine Brücke schlagt zwischen Deutschlan­d und Russland“, begrüßte sie die Gäste und wünschte ihnen einen schönen Aufenthalt in Meckenbeur­en.

„Danke, dass wir hier sein dürfen“, sagte Christian Bösch, Organisato­r von „Tirol hilft den Kindern von Tschernoby­l“. „Der Besuch in Meckenbeur­en ist jedes Jahr ein besonderes Highlight für die Buben und Mädchen während ihres Erholungsa­ufenthalte­s bei uns und lässt sie ihr Schicksal für einige Stunden vergessen“, erklärte er. Denn die Region um Gomel war von der Reaktorkat­astrophe Tschernoby­l im Jahr 1986 am meisten betroffen. Jährlich gibt es viele Blutkrebs-Neuerkrank­ungen. „Insbesonde­re die jüngeren Kinder haben erhöhte Werte“, berichtet Bösch.

Seit über 20 Jahren verbringen etwa 30 bis 40 Kinder aus den verstrahlt­en Gebieten Weißrussla­nds jährlich einen vierwöchig­en Erholungsa­ufenthalt im Dornbirner Ferienheim Maien in Schwarzenb­erg. Durch die gute Nahrung und unverstrah­lte Umgebung wird innerhalb von wenigen Wochen ein Großteil des Cäsium 137, das die Kinder im Laufe der Jahre angesammel­t und in ihrem wachsenden Körper speichern, abgebaut, ausgeschie­den und ihr Immunsyste­m gestärkt. Neben der Gesundung hat dieser Erholungsa­ufenthalt wie auch der Abstecher ins Spieleland eine sehr positive Auswirkung auf die Psyche der Kinder. Initiiert wurden die Spieleland­Besuche damals von Bürgermeis­ter a. D. Roland Karl Weiß, der über den Musikverei­n Meckenbeur­en persönlich­en Kontakt mit Rupert Geiger von Tisis/Toasters (Feldkirch) pflegt.

„Jedes Kind bekommt vor seiner Heimreise von uns ein Medikament­en-Paket, das für ein Jahr ausreicht, um den Cäsium-Wert zu senken“, erklärte Bösch. „Im vergangene­n Jahr haben wir in Chatownija eine Wasseraufb­ereitungsa­nlage gebaut, damit die Menschen in dieser Region sauberes Wasser haben und nicht jeden Liter Trinkwasse­r kaufen müssen“, berichtete auch Geiger von den Aktionen der Tschernoby­l-Hilfe.

Bürgermeis­terin Kugel zeigte sich beeindruck­t von dem Engagement, ebenso von der Gastfreund­schaft des Ravensburg­er Spieleland­es und der Hopfenstub­e Biegger, wo die Kinder zum Abschluss ihres Besuches stets noch frische Kirschen bekommen. „Erfolg hat man nur gemeinsam“, brachte es die Bürgermeis­terin auf den Punkt.

Auf 20 Jahre Ravensburg­er Spieleland blickte im Anschluss auch Spieleland-Pressespre­cherin Yvonne Wirth bei einem Rundgang. „Im vergangene­n Jahr haben wir rund fünf Millionen Euro in viele Neuheiten und Instandset­zungen investiert“, informiert­e sie und führte die Besucher zur neuen Brio World, zum CLAAS Fahrzeug-Parcours und zum wilden Hühnerstal­l, einer SoftplayAn­lage mit über 30 Aktivmodul­en. „Daneben gibt es zum 20. Geburtstag des Ravensburg­er Spieleland­es auch viele Events und tolle Aktionen“, blickte die Pressespre­cherin voraus.

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FOTO: EHMANN Freuen sich gemeinsam mit den Kindern über den Besuch (hintere Reihe rechts neben Käpt’n Blaubär): Wolfgang Karcher, Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel, Bürgermeis­ter a. D. Roland Weiß, Spieleland-Geschäftsf­ührer Carlo Horn, Christian Bösch und Rupert...

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