Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die Farben des Sees
Stipendiat Kurt Laurenz Theinert zeigt im Kavalierhaus die Bilanz seines Langenargen-Aufenthalts
LANGENARGEN - Viele Besucher sind ins Kavalierhaus gekommen, als Kurt Laurenz Theinert, der 39. Stipendiat der Gemeinde Langenargen, mit seiner Ausstellung „ornamental hermit“die künstlerische Summe seines Aufenthalts zeigte. Drei Monate lang war der Lichtkünstler im Atelier im Kavalierhaus ein Einsiedler gewesen und hatte den Ornamenten vor den Fenstern nachgespürt, der Bewegung der Wellen auf dem See, den Lichtreflexen, den Farben, aber auch dem Kommen und Gehen im Rhythmus des Tages, von den Gärtnern am Morgen bis zu den Touristen, die sich am Abend wieder verlieren.
Die Abschlussausstellung, die er am Sonntag präsentierte, stimmt mit den Gedanken überein, die er sich im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung zu Beginn des Stipendiums gemacht hatte. Schon da sprach er von der Farbveränderung des Sees, von den Wasserreflexionen, die er fräsen lassen wollte, selbst der durch eine verborgene Lichtquelle sichtbar gemachte aufsteigende Wasserdampf war im Kopf schon vorhanden. Manche Idee, die neu dazukam, will er in künftigen Arbeiten fortführen.
Alles lebt von der Bewegung, vom Rhythmus. Da sind die Spiegelungen auf dem Wasser, die er fotografiert, isoliert und aus Plexiglas herausfräsen lassen hat – spiegelblank und geschwärzt für Licht und Dunkelheit in bestechend ästhetischen Formen. Daneben hat er Wasserreflexionen auf Video aufgenommen und die Kontraste so stark herauspräpariert, dass durch die bewusst verlangsamte Wiedergabe nur noch die pure Bewegung als helle Spur im Raum steht. Ein Segelmast wird zur tanzenden Schlange, ein Mückenschwarm zu irrlichternden Punkten. Wie aber kann man die Bewegung des Wassers auf einer Fotografie sichtbar machen? Aus einiger Entfernung sieht seine Lösung wie ein Wandrelief aus, das wiederum eigene Lichtreflexe aussendet: Er hat das zweidimensionale Foto, das die Bewegung einfriert, zerknittert – das Ergebnis ist verblüffend.
Neben der Bewegung hat Kurt Laurenz Theinert auch die mit dem Tagesverlauf und dem Wetter sich ständig verändernden Farben des Sees festgehalten: Die herausgelesenen Farbwerte hat er in Streifen übereinander angeordnet, als harmonisches Farbenspiel, das seine Herkunft nur dem Eingeweihten erschließt.
Während seines Aufenthalts in Langenargen habe er nur positive Energie erfahren, sagt er, zugleich aber hätten ihn zwei Todesfälle im nahen Umfeld zum Nachdenken gebracht. Sie haben ihn zu einer interessanten kleinen Installation geführt: Aus einem Tropf fallen im Rhythmus des Pulses Wassertropfen in eine Wasserschale, in die ein Projektor im Rhythmus des Atemholens die Worte „reflect – change – be“ wirft. Das Wasser kräuselt sich, die Worte, die an der Wand reflektieren, schwingen mit.
Und dann ist da noch die Arbeit, von der er sagt: „Es ist eine Arbeit, von der ich nicht weiß, was sie soll.“Am Boden liegen die Scherben eines zerbrochenen, runden Spiegels, darauf ein Stein, von oben hängt eine gewundene Tomatenstange herunter – ihm kommt die Assoziation an die stehende Welle der Akustik, der Betrachter mag seine eigene Antwort finden.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 1. Juli, zu sehen, und zwar täglich von 14 bis 16 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter 0179 / 398 50 40.