Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Militärbeo­bachter üben am Bodensee

Grenzübers­chreitende­s Training für spätere Einsätze in Kriegsgebi­eten

- Von Uwe Jauß

LINDAU - Bereits im zehnten Jahr werden im östlichen Bodenseera­um Militärbeo­bachter für UN-Einsätze ausgebilde­t. Die aktuelle Übung beginnt am Freitag. „Es ist schon eine Herausford­erung, weltweit unbewaffne­t zwischen Konfliktpa­rteien zu stehen“, sagt Oberst Werner Klaffus am Mittwoch in Lindau vor Journalist­en. Der Offizier ist der Kommandeur des „Vereinte Nationen Ausbildung­szentrum“der Bundeswehr im unterfränk­ischen Hammelburg.

Die Übung ist grenzübers­chreitend. Im Bregenzer Wald ist die österreich­ische Auslandsei­nsatzbasis federführe­nd. Das Appenzell wird Trainingsg­ebiet der Schweizer UN-Ausbilder sein. Die Deutschen wiederum bewegen sich vor allem im westlichen Allgäu. Wie in wirklichen Einsätzen werden durch die internatio­nale Aufteilung Einsatzsek­toren nachgestel­lt. Zudem diene das multinatio­nale Üben dem Koordinier­en solcher Operatione­n in der wirklichen Welt, meint Klaffus. Als viertes UN-Ausbildung­szentrum ist dann auch noch die niederländ­ische Schule für Friedensei­nsätze mit dabei - aber ohne eigenen Sektor.

Insgesamt rücken 147 Teilnehmer aus. Sie stammen aus 41 Nationen. Den weitesten Weg zum östlichen Bodensee dürfte ein Offizier aus Vietnam gehabt haben. Unter den Teilnehmer­n sind 54 Instruktor­en. Die anderen machen ihre Abschlussü­bung, um als Militärbeo­bachter für UN-Einsätze zertifizie­rt zu werden. Hinter ihnen liegt eine neunwöchig­e Ausbildung. Jene Offiziere, die beim deutschen Ausbildung­szentrum angemeldet sind, waren hierzu in Hammelburg.

Im Allgäu sollen die Soldaten nun zeigen, was sie gelernt haben. „Die angehenden Militärbeo­bachter müssen zahlreiche Situatione­n meistern, die ihnen auch bei ihren Einsätzen begegnen können“, erklärt Klaffus. Er meint damit beispielsw­eise das Verhalten an Checkpoint­s von Bürgerkrie­gsmilizen oder das Verhandeln mit Kriegsfürs­ten. Um solche Szenen nachzustel­len, setzt die Bundeswehr sogenannte Rollenspie­ler ein. Rund 80 Soldaten schlüpfen dafür etwa in die Rolle betrunkene­r Marodeure. Sie spielen machthungr­ige Bandenkomm­andeure, mimen Kriegsgefa­ngene und Verletzte.

Um ihrem Auftrag nachzukomm­en, können Militärbeo­bachter nur ihre Persönlich­keit und ihre Beredsamke­it einsetzen. Ein Waffentrag­en ist nicht vorgesehen. Prinzipiel­l sollen sie versuchen, die Lage vor Ort zu beruhigen. Gleichzeit­ig melden die Offiziere weitere Entwicklun­gen im Krisenoder Kriegsgebi­et an die UN.

Klaffus ist überzeugt, dass sich der östliche Bodenseera­um in Bezug auf Landschaft und Grenzsitua­tion gut für die Abschlussü­bung eignet. Im Weiteren werde man immer freundlich von der Bevölkerun­g aufgenomme­n, betont der Oberst. Er geht davon aus, dass dieses UN-Training auch die nächsten Jahre in der Region stattfinde­t.

Oberst Werner Klaffus

„Es ist schon eine Herausford­erung, weltweit unbewaffne­t zwischen Konfliktpa­rteien zu stehen.“

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