Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Polizeipräsidium: Es soll beim Neubau bleiben
Kabinettsentscheidung wegen falscher Kostenschätzung für den Standort in Ravensburg wurde auf Juli verschoben
RAVENSBURG - Die Kabinettsentscheidung über das neue Polizeipräsidium in Ravensburg ist zwar erneut verschoben worden, es bleibt aber beim Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Polizeidirektion an der Gartenstraße. Entsprechende Informationen bestätigte der Leiter des Amtes für Vermögen und Bau BadenWürttemberg in Ravensburg, Hermann Zettler, der Schwäbischen Zeitung. Letzte Versuche seitens des Landkreises Ravensburg, doch wieder das frühere Telekom-Gebäude (heute Kreishaus 2) ins Gespräch zu bringen, hätten daran nichts geändert, so Zettler.
Erste Schätzung stimmte nicht
Warum wird dann die Entscheidung, die Grundlage für den Beginn der Detailplanung des späteren Neubaus wird, Monat für Monat verschoben? Ursprünglich sollte sie im April fallen, dann am 19. Juni. Jetzt ist die Rede von Juli, auf jeden Fall noch vor den Sommerferien. Hintergrund für die Verzögerung ist dem Vernehmen nach, dass die ursprüngliche Kostenschätzung im Rahmen der Evaluation der Polizeistandorte im vergangenen Jahr zu niedrig ausgefallen ist. Das soll aber vor allem Pforzheim betreffen, wo ebenfalls ein neues Präsidium gemeinsam für den Enzkreis und den Kreis Calw geschaffen wird. „Da wurden vor einem Jahr Kosten in den Raum gestellt, die nicht so ganz real waren“, erklärt Zettler. Nun seien noch Abstimmungsgespräche zwischen Innenund Finanzministerium nötig, wie diese Differenz bei den Schätzkosten am besten kommuniziert werden könne.
Das neue Präsidium in Ravensburg soll nach der Schätzung des Amtes für Vermögen und Bau bis zur endgültigen Fertigstellung im Jahr 2027 ungefähr 42 Millionen Euro kosten – zuzüglich zwei Millionen Euro für eine Interimslösung auf dem Gelände, damit zumindest das Führungs- und Lagezentrum mit circa 50 bis 60 Mitarbeitern pünktlich zum 1. Januar 2020 in Ravensburg starten kann. Das ist billiger als der Kauf und Umbau des früheren Telekom-Gebäudes des Landkreises. Die Gegenüberstellung der Kosten hat ergeben, dass die Telekom-Lösung 47,8 Millionen Euro kosten würde. Zudem ist ein Neubau energieeffizienter und spart deshalb erhebliche Folgekosten.
Was auch wichtig ist für die Entscheidung: Auf dem Kreishaus 2 liegt noch eine öffentlich-rechtliche Grundschuld aus Zeiten der Telekom-Nutzung. So haben TelekomMitarbeiter weiter Zugang zu bestimmten Arealen, was bei der Nutzung durch das Landratsamt keine Rolle spielt, aber ein Sicherheitsrisiko darstellen könnte, wenn dort die Polizei untergebracht würde.
Eine Entscheidung für den Neubau und gegen das alte Telekom-Gebäude hat auch weitreichende Konsequenzen für den Landkreis Ravensburg. Dieser möchte ja bekanntlich seine acht Standorte mit zwölf Gebäuden in Ravensburg und Weingarten auf maximal zwei bis drei bündeln. Nach SZ-Informationen würde Landrat Harald Sievers gerne Kreishaus 1 zwischen Friedenstraße und Parkstraße behalten und einen Neubau in Bahnhofsnähe errichten. Daraus wird aber nichts, wenn er das frühere Telekom-Gebäude, das zwar etwas außerhalb gelegen ist, ansonsten aber viel Platz für die Mitarbeiter des Landratsamtes bietet, nicht abstoßen kann.