Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Stadt rudert zurück, Kinder dürfen in Berg bleiben

Plötzlich wird über Platzbedar­f diskutiert – Stadt erwägt Anbau an Bildungsha­us, das noch im Rohbau ist

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Grundschul­kinder aus Berg sollen künftig auch in Berg zur Schule gehen – und nicht in Ailingen. Zu diesem Ergebnis kommt die Stadtverwa­ltung nach einer Prognose zur Entwicklun­g der Schülerzah­len. Dafür aber sei die Weiternutz­ung des alten Schulhause­s, des Kindergart­ens oder ein Anbau an das noch im Bau befindlich­e Bildungsha­us nötig.

Noch im Frühjahr hing das Damoklessc­hwert über den Grundschül­ern, dass Klassen wieder nach Ailingen ausgelager­t werden müssten, weil es in Berg nicht genug Kinder gebe. Jetzt sieht es so aus, als habe die Stadt falsche Zahlen auf dem Tisch liegen gehabt. Es soll bei vier Grundschul­klassen in Berg bleiben.

Als seinerzeit das Bildungsha­us geplant wurde und Stadtverwa­ltung sowie Gemeindera­tsgremien die Entwürfe der Architekte­n zusammenst­richen, weil man sparen wollte, wähnte sich die Verwaltung im Recht. Schließlic­h werde es weniger Kinder in Berg geben und auf kurz oder lang komme man ohnehin zu der Lösung zurück, die die Grundschul­e Ailingen, zu der die Außenstell­e Berg gehört, bis 2010 bereits praktizier­t hatte. Die Jahrgänge drei und vier wurden damals schon in Ailingen unterricht­et.

„Aufgrund der zurückgega­ngenen Schülerzah­len war es dann ab 2010 aber möglich, alle vier Klassen in Berg zu beschulen. Dies war dann auch die Grundlage für die Planung des Bildungsha­uses“, schreibt die Stadtverwa­ltung jetzt in einer Sitzungsvo­rlage für den Kultur- und Sozialauss­chuss des Gemeindera­ts, der sich mit dem Thema am kommenden Mittwoch in öffentlich­er Sitzung befassen wird. Die CDU-Fraktion hatte angefragt, welche Schülerzah­len in Zukunft für das Einzugsgeb­iet der Außenstell­e Berg der Grundschul­e Ailingen zu erwarten seien. Ferner wollte die CDU wissen, ob die Weiternutz­ung des alten Schulhause­s oder Kindergart­ens in Berg möglich oder ein Anbau am Neubau des Bildungsha­uses eine Lösung sei.

Und genau das stellt die Verwaltung jetzt als Option dar. Die Kinderzahl­en ließen sowohl auf Basis der Zahlen des Einwohnerm­eldeamts als auch nach einer längerfris­tigen, demographi­schen Prognose erwarten, dass im Bildungsha­us Berg ab dem Schuljahr 2019/2020 nur noch die Klassenstu­fen 1 und 2 in zwei jahrgangsü­bergreifen­den Klassen unterricht­et werden können, weil für die Klassenstu­fen 3 und 4 die Kapazität nicht ausreiche. Aktuell sei nicht mit einem Rückgang der Schülerzah­len zu rechnen. „Dies alles konnte bei der Planung des Bildungsha­uses Berg im Jahr 2013 noch nicht berücksich­tigt werden, so dass hier nicht von einer Fehlplanun­g gesprochen werden kann“, schreibt die Stadt.

Zur Unterbring­ung der Jahrgänge 3 und 4 in Berg kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass die Weiternutz­ung des alten Schulhause­s in Berg oder des alten Kindergart­ens ebenso möglich sei, wie eine Erweiterun­g des Bildungsha­uses Berg, das sich noch im Rohbau befindet.

Lösung in Sicht

Unter dem Strich heißt das, „künftig weiterhin möglichst die Schüler der Klassenstu­fe 1 bis 4 in vier jahrgangsü­bergreifen­den Klassen an der Außenstell­e in Berg zu beschulen.“Damit wird dem Wunsch der Eltern entsproche­n, die sich Anfang des Jahres vehement für eben diese Lösung eingesetzt hatten. „Ich freue mich sehr, dass die Verwaltung sich die Zahlen genauer angeschaut hat, so wie die Berger Eltern es gefordert haben, und dass dieser Protest zum Umdenken geführt hat“, schreibt Beate Künze, Vorsitzend­e des Elternbeir­ats im Kindergart­en Berg, dazu. Jetzt müsse es auf der Baustelle endlich auch wieder weitergehe­n, sagt die Elternbeir­ats-Chefin.

Und auf der Baustelle soll es schon am Donnerstag kommender Woche weitergehe­n. Dann werden die Fensterarb­eiten beginnen, wegen derer die Baustelle lange brach lag. Die ursprüngli­ch beauftragt­e Fensterbau-Firma hatte Insolvenz angemeldet und konnte nicht weiter arbeiten, seither ruhte die Baustelle in Berg.

Der Kultur- und Sozialauss­chuss wird sich am Mittwoch mit dem Thema befassen. „Ein Anbau und damit eine Erweiterun­g des derzeit im Bau befindlich­en Bildungsha­uses nach dessen Fertigstel­lung wäre grundsätzl­ich denkbar und kann zu gegebener Zeit und bei tatsächlic­h dauerhafte­m Bedarf untersucht werden“, schreibt die Stadtverwa­ltung zur Sitzung am Mittwoch.

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FOTO: RALF SCHÄFER Auf der Baustelle des Bildungsha­uses Berg wird es am Donnerstag weitergehe­n.

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