Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Stadt rudert zurück, Kinder dürfen in Berg bleiben
Plötzlich wird über Platzbedarf diskutiert – Stadt erwägt Anbau an Bildungshaus, das noch im Rohbau ist
FRIEDRICHSHAFEN - Grundschulkinder aus Berg sollen künftig auch in Berg zur Schule gehen – und nicht in Ailingen. Zu diesem Ergebnis kommt die Stadtverwaltung nach einer Prognose zur Entwicklung der Schülerzahlen. Dafür aber sei die Weiternutzung des alten Schulhauses, des Kindergartens oder ein Anbau an das noch im Bau befindliche Bildungshaus nötig.
Noch im Frühjahr hing das Damoklesschwert über den Grundschülern, dass Klassen wieder nach Ailingen ausgelagert werden müssten, weil es in Berg nicht genug Kinder gebe. Jetzt sieht es so aus, als habe die Stadt falsche Zahlen auf dem Tisch liegen gehabt. Es soll bei vier Grundschulklassen in Berg bleiben.
Als seinerzeit das Bildungshaus geplant wurde und Stadtverwaltung sowie Gemeinderatsgremien die Entwürfe der Architekten zusammenstrichen, weil man sparen wollte, wähnte sich die Verwaltung im Recht. Schließlich werde es weniger Kinder in Berg geben und auf kurz oder lang komme man ohnehin zu der Lösung zurück, die die Grundschule Ailingen, zu der die Außenstelle Berg gehört, bis 2010 bereits praktiziert hatte. Die Jahrgänge drei und vier wurden damals schon in Ailingen unterrichtet.
„Aufgrund der zurückgegangenen Schülerzahlen war es dann ab 2010 aber möglich, alle vier Klassen in Berg zu beschulen. Dies war dann auch die Grundlage für die Planung des Bildungshauses“, schreibt die Stadtverwaltung jetzt in einer Sitzungsvorlage für den Kultur- und Sozialausschuss des Gemeinderats, der sich mit dem Thema am kommenden Mittwoch in öffentlicher Sitzung befassen wird. Die CDU-Fraktion hatte angefragt, welche Schülerzahlen in Zukunft für das Einzugsgebiet der Außenstelle Berg der Grundschule Ailingen zu erwarten seien. Ferner wollte die CDU wissen, ob die Weiternutzung des alten Schulhauses oder Kindergartens in Berg möglich oder ein Anbau am Neubau des Bildungshauses eine Lösung sei.
Und genau das stellt die Verwaltung jetzt als Option dar. Die Kinderzahlen ließen sowohl auf Basis der Zahlen des Einwohnermeldeamts als auch nach einer längerfristigen, demographischen Prognose erwarten, dass im Bildungshaus Berg ab dem Schuljahr 2019/2020 nur noch die Klassenstufen 1 und 2 in zwei jahrgangsübergreifenden Klassen unterrichtet werden können, weil für die Klassenstufen 3 und 4 die Kapazität nicht ausreiche. Aktuell sei nicht mit einem Rückgang der Schülerzahlen zu rechnen. „Dies alles konnte bei der Planung des Bildungshauses Berg im Jahr 2013 noch nicht berücksichtigt werden, so dass hier nicht von einer Fehlplanung gesprochen werden kann“, schreibt die Stadt.
Zur Unterbringung der Jahrgänge 3 und 4 in Berg kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass die Weiternutzung des alten Schulhauses in Berg oder des alten Kindergartens ebenso möglich sei, wie eine Erweiterung des Bildungshauses Berg, das sich noch im Rohbau befindet.
Lösung in Sicht
Unter dem Strich heißt das, „künftig weiterhin möglichst die Schüler der Klassenstufe 1 bis 4 in vier jahrgangsübergreifenden Klassen an der Außenstelle in Berg zu beschulen.“Damit wird dem Wunsch der Eltern entsprochen, die sich Anfang des Jahres vehement für eben diese Lösung eingesetzt hatten. „Ich freue mich sehr, dass die Verwaltung sich die Zahlen genauer angeschaut hat, so wie die Berger Eltern es gefordert haben, und dass dieser Protest zum Umdenken geführt hat“, schreibt Beate Künze, Vorsitzende des Elternbeirats im Kindergarten Berg, dazu. Jetzt müsse es auf der Baustelle endlich auch wieder weitergehen, sagt die Elternbeirats-Chefin.
Und auf der Baustelle soll es schon am Donnerstag kommender Woche weitergehen. Dann werden die Fensterarbeiten beginnen, wegen derer die Baustelle lange brach lag. Die ursprünglich beauftragte Fensterbau-Firma hatte Insolvenz angemeldet und konnte nicht weiter arbeiten, seither ruhte die Baustelle in Berg.
Der Kultur- und Sozialausschuss wird sich am Mittwoch mit dem Thema befassen. „Ein Anbau und damit eine Erweiterung des derzeit im Bau befindlichen Bildungshauses nach dessen Fertigstellung wäre grundsätzlich denkbar und kann zu gegebener Zeit und bei tatsächlich dauerhaftem Bedarf untersucht werden“, schreibt die Stadtverwaltung zur Sitzung am Mittwoch.