Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Rückzieher: ZfP will Rahlenhof behalten

Ravensburg hat Interesse an dem Areal in der Weststadt – ZfP braucht mehr Platz

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Rolle rückwärts: Wollte das Zentrum für Psychiatri­e (ZfP) Weissenau den Rahlenhof im Ravensburg­er Westen vor zwei Jahren noch verkaufen, behält es die Immobilie samt ausgedehnt­er Flächen drumherum nun wohl doch. Hintergrun­d: Man braucht den Platz wahrschein­lich selbst. Dabei hatte die Stadt Ravensburg schon die Fühler ausgestrec­kt, um den Rahlenhof zu kaufen. Sie möchte nämlich verhindern, dass das barocke Gebäude-Ensemble womöglich „in die Hände von Spekulante­n fällt“, die dort schlimmste­nfalls „irgendein Hotel hinknallen“, wie Baubürgerm­eister Dirk Bastin erläutert.

Die Stadtverwa­ltung hatte es sich nach diversen Gesprächen mit dem ZfP so gedacht: Als Zwischenei­gentümer hätte man „die Hand drauf“, so Bastin. Und könnte dafür sorgen, dass der Biobauer, der die Flächen derzeit bewirtscha­ftet, weiterhin dort agieren kann. Macht er laut Bastin doch einen sehr guten Job und tut „viel Gutes fürs Landschaft­sbild“. Daher gelte es, „die Hofstelle, die an diesem Ort genau richtig ist, zu sichern“. Das Gelände um den Rahlenhof herum könnte man seiner Ansicht nach zu einem Naherholun­gsgebiet für Kern- und Weststadt ausbauen. Hauptsache, es bleibt frei – spiele der „extrem wertvolle Hang“unterhalb des Rahlenhofs doch eine „wesentlich­e Rolle fürs Stadtklima“, wie der Baubürgerm­eister betont.

Im Schloss, früher mal Sommerresi­denz des Abtes vom Weißenauer Kloster, hätte sich Bastin „nachhaltig­es Wohnen“vorstellen können. Bau- und Wohngemein­schaften haben in Sachen Rahlenhof schon bei der Stadtverwa­ltung angeklopft. Diese Überlegung­en sind nun aber erst mal vom Tisch. Denn das ZfP hat andere, eigene Pläne für das Areal Rahlenhof, wie Renate Schepker, Regionalko­ordinatori­n für die Region Ravensburg-Bodensee im ZfP Südwürttem­berg, wissen lässt: „Bei uns ist sehr viel im Umbruch und wir haben zunehmend eigenen Raumbedarf“– etwa in Bezug auf betreutes Wohnen oder Mitarbeite­rwohnungen. Dies hat zur Folge, „dass wir beschlosse­n haben, den Rahlenhof wohl zu behalten und zu sanieren“, so Schepker weiter.

Vor zwei Jahren hatte sie noch von „konstrukti­ven Gesprächen“mit der Stadt Ravensburg berichtet. Damals hatte das ZfP kundgetan, es habe nach 2019, wenn der Pachtvertr­ag mit dem Berufsbild­ungswerk Adolf Aich für das Schloss ausläuft, „kein Interesse mehr“am Rahlenhof. Schließlic­h sei es nicht das Kerngeschä­ft des Zentrums für Psychiatri­e, eine solche Immobilie zu unterhalte­n und zu versorgen. Zumal der Rahlenhof die Voraussetz­ungen für eine klinische Weiternutz­ung nicht erfülle. Bis zur Vermietung an das Berufsbild­ungswerk Adolf Aich hatte das ZfP im Schloss zunächst eine Einrichtun­g für alkoholkra­nke Männer und bis Sommer 2011 dann für süchtige Jugendlich­e betrieben.

Das Land hält sich raus

Die umliegende­n Flächen gehören nach wie vor dem Land Baden-Württember­g; es überlässt sie dem ZfP lediglich seit fast 30 Jahren. Wie Hermann Zettler, Leiter des Amtes für Vermögen und Bau Baden-Württember­g in Ravensburg, berichtet, ist er mit dem Status Quo zufrieden und forciert daher keine Veränderun­g. Obschon er einräumt, dass es natürlich „grundsätzl­ich das Interesse des Landes“sei, „dass genügend Wohnraum zur Verfügung steht.“

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Die Stadt Ravensburg würde den Rahlenhof samt Außengelän­de am liebsten kaufen – aber das ZfP gibt ihn nicht her.

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