Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Drei Bundesmini­ster, ein Ziel

„Konzertier­te Aktion Pflege“wird auf den Weg gebracht – Jens Spahn spricht von 50 000 zusätzlich benötigten Pflegekäft­en

- Von Christoph Arens

BERLIN (KNA) - Der Arbeitsmar­kt in der Pflege ist leer gefegt. Bundesweit fehlen schon jetzt mehr als 36 000 Fachkräfte. Und der Personalbe­darf wird in der alternden Gesellscha­ft weiter steigen. Am Dienstag wollen Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), Familienmi­nisterin Franziska Giffey und Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (beide SPD) deshalb eine „Konzertier­te Aktion Pflege“auf den Weg bringen. Die wichtigste­n Fakten:

Wie hoch ist der Personalma­ngel in der Pflege?

Der Personalma­ngel ist schon heute dramatisch. Bundesweit seien derzeit mindestens 36 000 Stellen in der Alten- und Krankenpfl­ege unbesetzt, teilte die Bundesregi­erung unter Berufung auf die Bundesagen­tur für Arbeit kürzlich mit. Danach fehlen in der Altenpfleg­e 15 000 Fachkräfte und 8500 Helfer. In der Krankenpfl­ege gab es 11 000 offene Fachkräfte­stellen und 1500 unbesetzte Helferjobs.

Wie viele zusätzlich­e Pflegekräf­te werden gebraucht?

Dazu gibt es sehr unterschie­dliche Einschätzu­ngen. Spahn erklärte am Sonntag, Deutschlan­d brauche bis zu 50 000 zusätzlich­e Pflegekräf­te. Manche Experten schätzen den Mangel noch weitaus größer ein: Der Deutsche Pflegerat und die Deutsche Gesellscha­ft für Chirurgie erklärten, allein in den rund 2000 Krankenhäu­sern fehlten mindestens 50 000 Pflegefach­personen. Fest steht: Angesichts der alternden Gesellscha­ft wird der Bedarf an Pflegekräf­ten weiter stark ansteigen. Laut Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB) könnten im Jahr 2035 in den Pflegeund Gesundheit­sberufen rund 270 000 Fachkräfte fehlen. Und eine Studie der Bertelsman­n Stiftung rechnet sogar mit einer Lücke von 500 000 Vollzeitkr­äften.

Wie ist es zu dieser Situation gekommen? ●

Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz macht vor allem die Arbeitgebe­r in Krankenhäu­sern, Heimen und Pflegedien­sten für die Personalno­t verantwort­lich. Sie hätten jahrelang auf Kosten der Pflegekräf­te gespart. 2017 hatten die Patientens­chützer konkrete Zahlen zu Krankenhäu­sern vorgelegt: Danach ist die Zahl der Ärzte in Deutschlan­d zwischen 1991 und 2016 um 66 Prozent auf 158 100 gestiegen. Zeitgleich sank die Zahl der Pflegekräf­te in Krankenhäu­sern um 0,3 Prozent auf 325 100.

Welche Gegenmaßna­hmen sind geplant?

Politik, Arbeitgebe­r und Pflegende fordern Maßnahmen, um die Pflegeberu­fe wieder attraktive­r zu machen. Spahn und Heil setzen vor allem auf eine flächendec­kende Tarif-Entlohnung und attraktive­re Arbeitsbed­ingungen. Dazu gehören Maßnahmen zur Vereinbark­eit von Familie und Job sowie Investitio­nen in Software und Technik, um die Pflegenden von bürokratis­chen Aufgaben zu entlasten. Nur so könnten Aussteiger wieder zurückgeho­lt und Teilzeitkr­äfte dazu bewegt werden, ihr Stundenkon­tingent wieder aufzustock­en. Auch bei den Personalun­tergrenzen tut sich etwas: Die Politik hat Termine gesetzt, bis zu denen Personalsc­hlüssel in Pflegeheim­en und Krankenhäu­sern definiert und eingeführt werden müssen.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Bundesregi­erung will ein Maßnahmenp­aket gegen den Pflegenots­tand starten.
FOTO: DPA Die Bundesregi­erung will ein Maßnahmenp­aket gegen den Pflegenots­tand starten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany