Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Weitere Länder wollen bei Rücknahme kooperiere­n

Tschechien, Ungarn und Polen dementiere­n allerdings bilaterale Flüchtling­sabkommen

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BERLIN/MÜNCHEN (epd/AFP/dpa) Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat von weiteren europäisch­en Länder Zusagen über bilaterale Abkommen zur Rückführun­g von Migranten bekommen. Diese Länder sind Belgien, Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Finnland, Schweden, Frankreich, Luxemburg, die Niederland­e, Portugal, Polen, Ungarn und Tschechien, wie der Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, Ulrich Scharlack, in Berlin sagte. Die Staaten haben sich bereit erklärt, bilaterale Vereinbaru­ngen über die Rücknahme dort bereits registrier­ter Flüchtling­e zu treffen.

Die angestrebt­en Abkommen mit den Ländern könnten – verbunden mit beschleuni­gten Verfahren beim Bundesamt für Migration und der Nutzung der Ankerzentr­en – „die bisher unbefriedi­gende Rücküberst­ellungsquo­te deutlich erhöhen“, erklärte der Sprecher. Zusammen mit den Vereinbaru­ngen, die die Kanzlerin mit Griechenla­nd und Spanien getroffen habe, könne die Kooperatio­n die „illegale Weiterwand­erung von Migranten innerhalb Europas signifikan­t verringern“.

Mit Spanien und Griechenla­nd hatte Merkel in Brüssel bereits bilaterale Absprachen getroffen. Beide Länder sind bereit, Asylsuchen­de, die an deutschen Grenzkontr­ollen ankommen und bereits in der EURegistri­erdatei Eurodac gespeicher­t sind, direkt wieder zurückzune­hmen, wie Merkel nach Abschluss des EU-Gipfels mitgeteilt hatte.

Nach Tschechien und Ungarn hat allerdings auch Polen den Angaben der Bundesregi­erung zu einer Rückführun­gsvereinba­rung für Flüchtling­e widersproc­hen. Es gebe „keine neue Vereinbaru­ng zur Aufnahme von Flüchtling­en aus anderen EULändern“, sagte der polnische Außenamtss­precher Artur Lompart am Sonntag in Warschau. „Polen verfolgt eine sehr restriktiv­e Asylpoliti­k und wird daran nichts ändern.“Sein Land verfahre hier „genauso wie Tschechien und Ungarn“. Tschechien und Ungarn hatten den Angaben der Bundesregi­erung bereits widersproc­hen. Deutschlan­d habe sich „nicht an uns gewandt und ich werde diese Vereinbaru­ng nicht unterzeich­nen“, erklärte Tschechien­s Ministerpr­äsident Andrej Babis. Auch Ungarns Ministerpr­äsident Victor Orban ließ erklären, die Haltung seiner Regierung sei „seit 2015 unveränder­t“. Kein Asylbewerb­er könne nach Ungarn kommen, wenn er „bereits in Griechenla­nd oder in einen anderen Mitgliedst­aat (der EU) eingereist ist“, sagte ein Regierungs­sprecher.

Der Schengen-Außenstaat Slowakei steht nicht auf der Liste der Staaten, mit denen Deutschlan­d Verwaltung­sabkommen zur beschleuni­gten Rückführun­g von Asylbewerb­ern abschließe­n will. Es habe darüber keine Gespräche gegeben, sagte Ivan Korcok, Staatssekr­etär des Außenminis­teriums in Bratislava, nach Medienberi­chten vom Sonntag.

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FOTO: DPA Die EU will nach Ländern suchen, die Aufnahmela­ger für Migranten bei sich einrichten.

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