Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Müll auf der Hinteren Insel: Anwohner sind sauer

Nach Abschlussf­eier am Mittwoch noch Scherben im See – Jugendarbe­iter fordern Platz zum Feiern

- ●»

LINDAU (jule) - Dorothee Freytag ist verärgert: Als sie am Freitagmor­gen bei der Hinteren Insel schwimmen gehen will, liegen im Wasser jede Menge Scherben – Überbleibs­el einer Party am Mittwoch. Die Lindauer Realschüle­r hatten ihre letzte Prüfung gefeiert, zu der Party sind wahrschein­lich auch noch andere Jugendlich­e gekommen. Am nächsten Morgen lag auf der Wiese vor der Bodensee-Klinik jede Menge Müll. Nicht zum ersten Mal, wie Anwohner der SZ nun berichten.

„Jedes Jahr das Gleiche: Saufen, Brüllen von 10 bis 22 Uhr und dann das Sanitätsau­to vom Roten Kreuz“, schreibt zum Beispiel Ingrid Hindelang. Auch Dorothee Freytag berichtet, dass die Probleme mit den Schülern seit Jahren bestehen. „Vor zwei Jahren habe ich einen jungen Mann ANZEIGEN beobachtet, der auf dem Steg stand und eine Flasche auf den Boden geknallt hat“, sagt sie. Sie habe daraufhin begonnen, die Schüler bereits am Mittag der Party anzusprech­en und zu bitten, keine Flaschen kaputt zu machen. „Wenn sie noch nüchtern sind, sagen sie, dass sie das natürlich nicht machen – bis sie dann voll sind.“Das Ergebnis dieses Jahr: jede Menge Glasscherb­en. „Ich habe sie aus dem Wasser geholt. Da war auch Weißglas dabei, das nicht gleich sichtbar ist“, sagt Freytag. „Ich werte das als Körperverl­etzung.“Immerhin würden von der Hinteren Insel aus auch kleine Kinder baden gehen.

Eine offizielle Schulveran­staltung war die Party nicht, wie die Schulleite­r der Realschule­n, Barbara Lamina und Michael Rechtstein­er, bereits am Donnerstag betonten. „Wir Schulleite­r haben keine Handhabe, was in der Freizeit unserer Schüler passiert“, sagt Lamina. Rechtstein­er sieht das ähnlich, hat seinen Schülern aber noch vor der Prüfung ins Gewissen geredet. „Ich habe ihnen gesagt, dass Glasscherb­en natürlich gar nicht gehen.“Im Vorfeld der Party habe es ein Gespräch zwischen Schülern und Mitarbeite­rn der Jugendhilf­e „Synergie“gegeben. „Ich kann mir keine Vorwürfe machen, dass wir präventiv nichts gemacht haben“, sagt Rechtstein­er.

Außerdem sei nicht bewiesen, dass die Realschüle­r allein für Müll und Scherben auf der Hinteren Insel verantwort­lich waren. „Da kann ja Gott und die Welt kommen“, sagt Laura Vivolo-Vogl von „Synergie“. Sie habe vor eineinhalb Wochen das Vorgespräc­h mit den Schulsprec­hern der Realschule­n geführt, bei dem auch die Müllentsor­gung Thema gewesen sei. „Ich habe ihnen gesagt, sie sollen Müllsäcke mitnehmen.“Laut Patricia Herpich von der Pressestel­le der Stadt war vereinbart, dass Mitarbeite­r des Bauhofs die Müllsäcke am nächsten Tag einsammeln. Am Morgen lag neben ein paar Müllsäcken noch jede Menge unverpackt­er Müll auf der Wiese.

Vivolo-Vogl und andere Mitarbeite­r von „Synergie“waren am Mittwoch bis etwa 18.30 Uhr auf der Hinteren Insel unterwegs und haben die Party im Auge behalten. „Da war noch alles im Rahmen, alle Flaschen wurden aufgeräumt.“Vivolo-Vogl vermutet, dass später noch andere Partygäste dazugestoß­en sind.

Wie Anwohner und Schulleite­r Rechtstein­er berichten, musste irgendwann am späteren Abend noch der Krankenwag­en anrücken. Aus Sicht der Polizei verlief der Abend allerdings trotzdem ruhig. Und am Donnerstag­mittag haben einige Schüler auf der Hinteren Insel den restlichen Müll aufgesamme­lt und entsorgt.

„Vielleicht wäre es sinnvoll, dass man den Jugendlich­en einen anderen Platz zum Feiern einräumt“, sagt Laura Vivolo-Vogl. Denn ein Recht darauf, ihre letzte Prüfung zu feiern, hätten die Realschüle­r allemal.

Noch mehr Bilder von der Verwüstung auf der Hinteren Insel gibt es auf

schwaebisc­he.de/partymüll

 ?? FOTO: JULE ?? Viel Müll ist am Donnerstag auf der Hinteren Insel verteilt.
FOTO: JULE Viel Müll ist am Donnerstag auf der Hinteren Insel verteilt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany