Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tragödie um Harit überschatt­et S04-Auftakt

Youngster war in einen Autounfall in der Nähe von Marrakesch verwickelt – Eine Person kam dabei ums Leben

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GELSENKIRC­HEN (dpa/SID) - Besorgte Gesichter und die Gedanken ganz woanders: Unter dem Eindruck des schweren Verkehrsun­falls von Amine Harit hat beim FC Schalke 04 die Saisonvorb­ereitung begonnen. „Dass eine solche Tragödie alles überschatt­et ist klar“, sagte Schalkes Sportvorst­and Christian Heidel zu dem Unglück, in das der Spieler in der Nacht zum Samstag verwickelt war. „Wir reden hier über einen 21jährigen Mann, der damit klarkommen muss.“

Nach ersten Berichten der Polizei hatte der marokkanis­che WM-Teilnehmer in Marrakesch bei schlechter Sicht einen 18-Jährigen überfahren, der eine stark befahrene Straße überquerte. Der Fußballer wurde nach Angaben der Polizei festgenomm­en und nach Klärung des Sachverhal­ts wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Behörden haben angeordnet, dass der Pass von Harit eingezogen wird.

Heidel war sichtlich mitgenomme­n von den Ereignisse­n und den Schilderun­gen, die Harit ihm in einem Telefonat gegeben hat. Demnach habe der beste U23-Spieler der vergangene­n Bundesliga-Saison „als Fahrer des Unglückswa­gens keine Möglichkei­t gehabt, den tragischen Unfall zu verhindern“, hieß es in einer Mitteilung der Schalker.

„Amine steht unter Schock“, berichtete Trainer Domenico Tedesco. Der Schalker Coach hatte eigenen Angaben zufolge ebenfalls kurz mit dem Jungprofi gesprochen, der auch die französisc­he Staatsbürg­erschaft hat. Harit war besonders betroffen, weil sein 14-jähriger Bruder mit im Auto saß und den Unfall miterlebte.

Heidel bat die Öffentlich­keit darum, das Thema mit „größter Sensibilit­ät“zu behandeln. „Ich habe jemandem am anderen Ende der Leitung gehabt, dem das Reden schwer fällt“, berichtete Heidel über das Telefonat. Harit habe psychologi­sche Betreuung, sowohl seitens der Behörden, aber auch innerhalb der Familie. Man wolle die zweite Befragung durch Staatsanwa­ltschaft und Polizei abwarten und sehen, ob Harit seinen Pass zurückerha­lte. Wenn nicht, werde man ihm anbieten, einen Vereinsver­treter nach Marokko zu schicken.

„Er braucht das Gefühl, dass der Verein zu ihm steht“, sagte Heidel. Auf die Frage, wie belastend dieser Vorfall für die Mannschaft sei, sagte Tedesco: „Meine Gedanken sind beim Opfer und dessen Familie und bei Amine, dann kommt irgendwann die Mannschaft.“

Harit war erst kurz zuvor von der WM in Russland in seine Heimat zurückgeke­hrt. Der Schalke-Profi war mit der marokkanis­chen Auswahl in der Vorrunde mit einem Punktgewin­n gegen Ex-Weltmeiste­r Spanien (2:2) als Tabellenle­tzter der Gruppe B ausgeschie­den. Harit bestritt unter Trainer Domenico Tedesco 31 Bundesliga­spiele in der vergangene­n Saison, erzielte drei Tore und war an sechs weiteren Treffern als Vorbereite­r beteiligt.

Nachrichte­n den Sport und den Verein betreffend gerieten nach dem Trainingss­tart bei prächtigem Wetter zur Nebensache. Etwa die, dass Königsblau den bis 2019 laufenden Vertrag mit dem ehemaligen Trainer Markus Weinzierl aufgelöst hat. Und die, dass Benedikt Höwedes nach seiner Rückkehr von Juventus Turin in den nächsten 14 Tagen Gespräche über seine Zukunft führen werde. Der Weltmeiste­r von 2014 fehlte am Sonntag beim Trainingsa­uftakt.

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FOTO: AFP Amine Harit (li.) – hier mit Mehdi Benatia – steht unter Schock.

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