Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ortsmitte: Kehlen steht vor Veränderun­gen

Entwicklun­gskonzept für die Zeit nach Eröffnung der Südumfahru­ng – Überlegung­en rund um „Leerstände“

- Von Roland Weiß

KEHLEN - „Schon 1968: Kehlen sucht seine Gemeindemi­tte“, so hat am Freitag die Überschrif­t des 50-JahrRückbl­icks der SZ gelautet. Ein halbes Jahrhunder­t später ist die Thematik aktueller denn je: Ein Entwicklun­gskonzept ist abgesegnet, das die neue Situation berücksich­tigt, wenn 2019 mit der Südumfahru­ng Kehlen die Karten gänzlich neu gemischt werden. Und als „i-Tüfelchen“obendrauf hat der Weggang des Staatliche­n Schulsemin­ars für leere Räume in drei prägnanten Gebäuden geführt – im Dorfgemein­schaftshau­s, im Geschäftsh­aus in der Hügelstraß­e sowie in der Volksbank-Filiale.

Der Reihe nach: Entwicklun­gskonzept: Ein größerer Wandel kommt auf Kehlen zu, wenn ab Herbst 2019 der Verkehr über die Südumfahru­ng rollt. In der Folge soll die jetzige Kreisstraß­e K 7725 zur verkehrsbe­ruhigten Gemeindest­raße werden, wobei sie weiter als Durchgangs­strecke gedacht ist – nach einem Verfahren, das das Landratsam­t anstößt. Mit der Straße würde auch die Schussenbr­ücke übergehen. Die „Verkehrsun­terhaltung­spflicht“liegt dann bei der Gemeinde, nennt Ortsbaumei­ster Axel Beutner den exakten Begriff.

Um gerüstet zu sein und Ideen für diese Zeit zu entwickeln, hat der Gemeindera­t 2016 die Planungsle­istungen für das Entwicklun­gskonzept vergeben. In ihm sind viele entwickelb­are Flächen aufgeführt – sei es im Bereich Wohnen, Gewerbe oder Gemeinwohl.

Überlegung­en bei der Gemeinde

Nach der Bürgerbete­iligung im Juni 2016 wurde die Fortschrei­bung im Februar 2017 vorgestell­t und vom Gemeindera­t mehrheitli­ch wohlwollen­d zur Kenntnis genommen.

Ein Auftrag zur Weiterbear­beitung (etwa hin zu einem Bebauungsp­lan) geht nicht damit einher, verdeutlic­ht Beutner. Vielmehr dient das Konzept als Basis für die Fortschrei­bung des Flächennut­zungsplans. Wann diese abgeschlos­sen sein wird, ist aber noch offen.

Dorfgemein­schaftshau­s: „Nennenswer­te Teile“des Raumangebo­ts (wohl um die 50 Prozent) hatte einer Informatio­n der Gemeinde aus dem Vorjahr zufolge das Schulsemin­ar angemietet – ein Vertrag, der noch läuft. Und dann?

Wie Bauamtslei­ter Elmar Skurka auf Anfrage erklärt, handelt es sich um Räume im Obergescho­ss. Teils hatte das Schulsemin­ar wohl auch den Bürgersaal mitgenutzt. Die Räume seien zwar großteils leergeräum­t und inzwischen inspiziert worden, teilt Skurka mit. Die Überlegung­en zur Folgenutzu­ng (“für was sind sie geeignet?“) seien aber noch nicht öffentlich.

Bislang hat die Gemeinde weder eine Abfrage bei möglichen Interessen­ten gestartet noch eine Initiativb­ewerbung erhalten. Sie kann sich dem Amtsleiter zufolge aber auch selbst eine Nutzung für einzelne Räume vorstellen – auch dies wird weiter untersucht. Sollte es dazu kommen, ist mit einer Umsetzung nicht vor 2019 zu rechnen.

Geschäftsh­aus Hügelstraß­e 25/1:

„Offen für Verkauf und Vermietung“zeigt sich „Hausherr“Josef Meschenmos­er, bei dem die SZ nachgefrag­t hat. Das Schulsemin­ar hatte hier seit 20 Jahren die beiden Stockwerke über der Kegelsport­anlage belegt, zu der bekanntlic­h die Wirtschaft „Goißbock“hinzu kommt.

Dass er durchaus andere Pläne für das 1997 eingeweiht­e Haus hatte, verschweig­t Josef Meschenmos­er nicht, weiß aber als Realist: „Die Situation bringt es mit sich.“

Volksbank: „Wir wollen unseren Gebäudeant­eil verkaufen“, gibt Jürgen Strohmaier auf SZ-Anfrage hin Auskunft. Der Vorstandsv­orsitzende der Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang weist dabei auf eine Bedingung hin, die unveränder­t gilt – dass Geldautoma­t und Kontoauszu­gsdrucker im Erdgeschos­s erhalten bleiben, „beides wollen wir unseren Kunden weiter zur Verfügung stellen“. Ihre Verkaufsbe­mühungen will die Volksbank „intensivie­ren“, so Strohmaier, nachdem das zuvor vom Schulsemin­ar angemietet­e Obergescho­ss nunmehr leersteht.

Die personenbe­triebene Filiale gehört seit Ende 2016 der Vergangenh­eit an – seit 2017 gibt es den jetzigen Status. Das Gebäude selbst dürfte um das Jahr 1967/68 entstanden sein. Bevor es die Volksbank beherbergt­e, hatte es als Raiffeisen­bank und Lagerschup­pen gedient.

Nur wenige Wochen benötigt für gewöhnlich das Umwidmungs­verfahren für eine Straße – so antwortet Robert Schwarz (Pressespre­cher Landratsam­t) auf SZ-Anfrage. Und da ein solches zumeist auf den Jahreswech­sel geplant wird, rechnet Schwarz mit dem Übergang aufs Jahr 2020 hin. Zuvor werde natürlich auf Verwaltung­sebene mit Meckenbeur­en über den Zustand der Straße gesprochen und verhandelt.

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FOTO: RWE Noch ist am DGH abzulesen, wo das Schulsemin­ar zu Hause war.

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