Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mehr schwere Körperverletzungen, weniger Einbrüche
Die Straftaten in Ravensburg gehen insgesamt zurück - Wo es die größten Probleme gibt
RAVENSBURG - In Ravensburg sind im vergangenen Jahr mehr Straftaten verübt worden als 2016. In der Betrachtung der letzten zehn Jahre allerdings nehmen die Probleme kontinuierlich ab. Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote sehr hoch. Stefan Besenfelder, Leiter des Polizeireviers, hält Ravensburg deshalb für eine sichere Stadt. Doch es gibt auch negative Entwicklungen.
In der Kriminalstatistik bewegt sich Ravensburg auf etwa dem gleichen Niveau wie die Städte Friedrichshafen und Singen. Im größeren Konstanz gibt es deutlich mehr Straftaten.
Besonders erfreulich für Ravensburg ist, dass die Einbrüche stark zurückgegangen sind. „Wir haben in der Stadt 2017 insgesamt 30 Einbrüche verzeichnet, im Jahr davor waren es noch fast doppelt so viele“, sagte Besenfelder am Montag im Verwaltungsausschuss. Dagegen hat es im gleichen Zeitraum deutlich mehr Diebstähle gegeben – besonders häufig wurden Fahrräder gestohlen, aus Autos heraus wird verstärkt geklaut, und Händler haben mit immer mehr Ladendiebstählen zu kämpfen. Zu dieser Straßenkriminalität gehören auch Sachbeschädigungen.
Dazu kommt ein Anstieg bei den Betrugsdelikten, geschuldet aber vor allem einer ganzen Serie von Gaunereien, bei der die Täter als falsche Polizisten mehreren Ravensburgern erhebliche Summen aus der Tasche gezogen hatten (die SZ berichtete). Mehr geworden sind auch Drogendelikte, zurückzuführen allerdings laut Besenfelder auf einen besonderes hohen Kontrolldruck in Ravensburg.
Gewalt bleibt in Ravensburg ein Thema, die absoluten Zahlen in den vergangenen Jahren ähneln einander. Auffällig dabei: Einem Rückgang bei den einfachen Körperverletzungen steht ein Anstieg bei den schweren Körperverletzungen gegenüber. Körperverletzung und Raub wurden 2017 insgesamt 678-mal in Ravensburg angezeigt. Zusammen machen diese Delikte mehr als 16 Prozent in der Kriminalstatistik aus und kommen damit direkt hinter den Diebstählen (25 Prozent).
Wirkung zeigen offenbar Maßnahmen gegen unkontrolliertes Trinken. „Wir haben deutlich weniger Straftaten, die von Betrunkenen begangen wurden als in den Vorjahren“, so Stefan Besenfelder.
Die Problemzonen im historischen Zentrum sind bekannt: Vor allem die Innenstadt zieht neben vielen erwünschten Besuchern auch Kriminelle an. Am meisten Probleme gibt es laut Polizei in der Unterstadt, dicht gefolgt vom Marienplatz und der Oberstadt. Auch in die Bahnstadt werden die Kollegen von Stefan Besenfelder häufig gerufen, hier sind die Schubertstraße und der Bahnhof die Brennpunkte.
In den vergangenen Wochen hat die Polizei ihre Präsenz auf dem nördlichen Marienplatz erkennbar erhöht. Dafür gab es viel Lob von Oberbürgermeister Daniel Rapp und den Stadträten. Wie berichtet, hatten sich hier zuletzt mehrere problematische „Szenen“miteinander vermischt: Schwerstabhängige und gewaltbereite Jugendliche, miteinander verfeindete Gruppen und eine pöbelnde Schülergang.
Mehrere Stadträte wie Jürgen Hutterer (Bürger für Ravensburg) und Rolf Engler (CDU) forderten allerdings, die städtischen Ordnungskräfte flankierend noch stärker einzusetzen. OB Rapp und Bürgermeister Simon Blümcke kündigten an, den Ordnungsdienst aufzustocken und punktuell, wie am Serpentinenweg, zur Veitsburg auch externe Security einzusetzen, um Feiernde, die sich nicht benehmen, zur Ordnung zu rufen. Gleichzeitig aber fährt die Verwaltung eine klare Linie: „Wir wollen keine städtische Polizei aufbauen. Es gibt einen Punkt, an dem die Sicherheit alleine Aufgabe des Staates wird. Man sieht, dass das in Ravensburg gut funktioniert.“