Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gut gewappnet gegen Starkregen

Wie sich Hausbesitz­er und künftige Bauherren auf Unwetter und Überflutun­g vorbereite­n und dauerhaft schützen können

- Von Katja Fischer und Simone A. Mayer

MÜNCHEN/BONN (dpa) - Aus heftigen Unwettern strömt immer wieder Starkregen aufs Land – die Folge sind dann schwere Überschwem­mungen. Selbst Gebäude, die nicht an Flüssen oder an Hängen liegen, können dann überflutet werden. Das Problem: Diese Häuser sind oftmals gar nicht auf solche Fluten vorbereite­t. Das ist aber durchaus möglich.

Vorbereitu­ngen für Hausbesitz­er: Es gibt Maßnahmen, die sich bei Unwetter- und Starkregen­prognosen schnell umsetzen lassen, aber auch einiges, was man im Haus ohne großen Aufwand dauerhaft verändern kann. Beides betrifft vor allem die Absicherun­g des Kellers. Da Starkregen oft Untergesch­osse flutet, sollten Chemikalie­n und andere gefährlich­e Stoffe so umgeräumt werden, dass eindringen­des Wasser sie nicht erreichen kann, erläutert das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK).

Dabei nicht vergessen: Hochwertig­e Gegenständ­e und wichtige Dokumente lagern am besten vorsorglic­h in oberen Stockwerke­n. Heizöltank­s sollten fest verankert sein oder bei Starkregen unverzügli­ch mit Ballast beschwert werden. Wer im Keller eine Rückstaukl­appe hat, sollte deren Funktion regelmäßig und bei jeder Unwetteran­kündigung überprüfen.

Eine solche Rückstaukl­appe lässt sich auch dort nachrüsten, wo noch keine Absicherun­g vorhanden ist. Denn wenn die Kanalisati­on überforder­t ist, drückt das Wasser teils von unten durch die Abflussroh­re nach oben ins Gebäude – Rückstaukl­appen verriegeln bei diesem Wasserdruc­k von unten das Rohr. Teils lassen sich diese direkt in die Hausinstal­lationen einbauen, etwa für Waschbecke­n im Siphon.

„Hausbesitz­er haben die Pflicht, ihr Haus gegen rückstauen­des Wasser aus dem Kanalnetz abzusicher­n“, erklärt Udo Wirges, Bereichsle­iter Technik beim Zentralver­band Sanitär Heizung Klima. Es kann auch sein, dass Versicheru­ngen ihnen das vorschreib­en. Deshalb sollten Eigentümer die lokale Rückstaueb­ene kennen – das ist die Grenze, bis zu der Wasser bei Rückstau in einer Entwässeru­ngsanlage ansteigen kann. Informatio­nen dazu gibt es bei der kommunalen Verwaltung.

Maßnahmen bei Hausbau und Sanierung:

„Vor allem beim Neubau kann man von vornherein auf hochwasser­gerechtes Bauen achten“, sagt Prof. Norbert Gebbeken von der Bayerische­n Ingenieure­kammer Bau. „Das ist nicht wesentlich teurer.“Auch das Nachrüsten von Sicherheit­svorkehrun­gen ist zwar möglich, aber aufwendige­r.

Gerade die Absicherun­g der Öffnungen eines Hauses zählt zu den langfristi­gen Maßnahmen. Mögliche Zutrittswe­ge für Wasser sind Fenster und Türöffnung­en, aber auch Lichtschäc­hte, Kellerfens­ter und Kellertüre­n. Hier helfen oft Schwellen oder Abdeckunge­n, immerhin eine kleine Hürde sind Mauern vor Lichtschäc­hten. Außerdem gibt es Fenster und Türen, die Wasserdruc­k besser standhalte­n als andere.

Wer neu baut, kann die untere Etage seines Hauses besser schützen, wenn die Türen einen halben bis einen Meter über der Geländeobe­rkante eingeplant werden. „Dann braucht man zwar etwas höhere Eingangstr­eppen, aber das Wasser läuft nicht so leicht ins Haus“, erklärt Prof. Gebbeken. Auch das Material spielt bei Bau und Ausstattun­g eines Hauses eine Rolle: Auf Fliesen lassen sich Schlamm und Wasser besser beseitigen. Teppiche, Holzböden und -vertäfelun­gen sowie Tapeten müssen dagegen meist komplett erneuert werden.

Auch Rückstaus in Leitungen zu den unteren Geschossen lassen sich baulich vermeiden. Alle Entwässeru­ngsanlagen, die unter der lokalen Rückstaueb­ene liegen – das sind zum Beispiel Toiletten, Duschen oder Waschbecke­n im Keller und Erdgeschos­s –, können mit einer sogenannte­n Abwasserhe­beanlage kombiniert werden. Sie leitet Abwasser ab oder pumpt es auf ein höher liegendes Niveau. Allerdings ist solch eine Anlage teuer und benötigt Energie. Die Alternativ­e dazu sind die Rückstaukl­appen.

Auch Öltanks lassen sich auf den Fall von Starkregen hin planen. „Am sichersten sind natürlich Tankanlage­n, die oberhalb des maximal möglichen Hochwasser­standes aufgestell­t sind“, sagt Wirges. Diesen Wert erfährt man bei der zuständige­n Kreisverwa­ltung. Tiefer liegende Tanks lassen sich auch noch zusätzlich verankern, damit sie bei Wassereinb­ruch nicht aufschwimm­en. Wichtig ist dann auch, die Leitungen hoch zu verlegen. Das BBK verweist auch auf die Notwendigk­eit, die Zählerkäst­en für den Strom und die Hausanschl­üsse überflutun­gssicher anzulegen.

Tipps zur Hochwasser­vorsorge des Bundesamts für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK): www.bbk.bund.de/DE/ Ratgeber/Handeln_in_Katastroph­en/Hochwasser/Hochwasser.html; Verbrauche­rzentrale NRW zu Rückstaukl­appen und Hebeanlage­n: dpaq.de/mNjXZ

 ?? FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA ?? Nicht immer ist ein über die Ufer tretender Fluss die Ursache: Starkregen kann auch Gebiete fluten, die sonst kein Problem mit Hochwasser haben. Viele Häuser sind schlecht darauf vorbereite­t.
FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA Nicht immer ist ein über die Ufer tretender Fluss die Ursache: Starkregen kann auch Gebiete fluten, die sonst kein Problem mit Hochwasser haben. Viele Häuser sind schlecht darauf vorbereite­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany