Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Jugendlich­e bauen Unfall mit Ellenator

Das Fahrzeug, das sich am Samstag überschlag­en hat, ist ein Umbau aus dem Allgäu – Erfinder: „Sicheres Fahrzeug“

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Mit einem dreirädrig­en Auto haben sich am Samstag vier Jugendlich­e bei Tettnang überschlag­en. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen sogenannte­n Ellenator. Das ist ein umgebautes Serienfahr­zeug, bei dem die Räder an der Hinterachs­e so dicht aneinander sitzen, dass das Fahrzeug als dreirädrig­es Fahrzeug gilt, das auch schon von 16-Jährigen bewegt werden darf. Der Motor ist auf etwa 20 PS gedrosselt, die Höchstgesc­hwindigkei­t beträgt etwa 90 km/h.

Laut Polizei kam der Ellenator auf der B 467 aus Richtung Ravensburg. Der 16-jährige Fahrer wollte unterhalb des Schlosses auf die L 333 abbiegen. An Bord waren drei weitere Minderjähr­ige im Alter von acht bis 17 Jahren. Die Polizei geht davon aus, dass das Auto beim Abbiegen zu schnell gewesen ist und sich deswegen überschlag­en habe.

„Zu unerlaubte­n technische­n Veränderun­gen liegen uns keine Anhaltspun­kte vor“, antwortet die Polizei auf eine Anfrage. Ebenso sei das Fahrzeug trotz vier Personen an Bord nicht überladen gewesen: Weder die Personenza­hl noch die technisch zulässige Gesamtmass­e seien überschrit­ten worden.

Eine statistisc­he Aufbereitu­ng der Unfälle mit Fahrzeugen dieses Typs liegen weder der Polizei noch dem ADAC Württember­g vor. Zum Thema „Dreirädrig­e Fahrzeuge“(Klasse 5Le) äußert ein ADAC-Sprecher: „Angesichts der geringen Stückzahle­n sind diese Fahrzeuge aus unserer Sicht eine ausgesproc­hene Randersche­inung, mit der sich der ADAC bisher nicht befasst hat.“

500 Fahrzeuge dieser Art gebe es mittlerwei­le insgesamt, sagt Ellenator-Erfinder Wenzl Ellenriede­r aus Dösingen im Ostallgäu. Von seinem Nachnamen leitet sich der Fahrzeugna­me ab. Kurz vor Weihnachte­n 2013 kam ihm die Idee, seitdem verkauft er die umgebauten Serienfahr­zeuge mit dem verringert­en Radabstand auf der Hinterachs­e. Sein Hauptargum­ent im Verkauf ist die Sicherheit.

„Richtig Blech um einen rum“

Als er hört, dass die Jugendlich­en im Krankenhau­s waren, aber am Folgetag wieder entlassen wurden, sagt er: „Das ist immer noch das sicherste Fahrzeug für 16-Jährige.“Immer wieder höre er von Unfällen anderer Leichtfahr­zeuge, bei denen es schwerwieg­ende Verletzung­en bei den Insassen gebe. „Bei einem normalen Fahrzeug, das wir zum Ellenator umbauen, ist dagegen ja richtig Blech um einen rum.“

Seine Fahrzeuge hätten immerhin genau die Ausstattun­g der Serienfahr­zeuge inklusive Airbags, ABS und anderen Sicherheit­stechniken. Schließlic­h werde nur die Hinterachs­e umgebaut. Dass das Fahrzeug sich überschlag­en hat, könnte seines Erachtens am Fahrverhal­ten gelegen haben. Immerhin habe es nur drei Unfälle dieser Art seit Produktion­sbeginn gegeben, sagt Ellenriede­r im Gespräch, inklusive dem in Tettnang. Es habe bei den anderen Unfällen zwei Faktoren gegeben, die zum Überschlag geführt hätten: Überladung und eine riskante Fahrweise. Dann komme es auch zum Neigen des Fahrzeugs bei starken Lenkbewegu­ngen. Wobei Ellenriede­r abwiegelt, auch andere Fahrzeuge würden sich bei Unfällen überschlag­en.

Auch wenn der ADAC sich bisher nicht mit dem Dreirad-Thema befasst hat, rät ein Sprecher ganz allgemein, andere Fahrer sollten „Geduld beweisen und nicht zu dicht auffahren oder drängeln, um keine Schreckrea­ktionen bei den häufig jugendlich­en Fahrern zu provoziere­n.“

 ?? FOTO: PICTURE ALLIANCE/SÜDDEUTSCH­E ZEITUNG PHOTO ?? Mit dem Ellenator von Wenzl Ellenriede­r dürfen bereits 16-Jährige ohne KfzFührers­chein fahren. Die Kosten für den Umbau des Serienfahr­zeugs liegen bei etwa 5500 Euro.
FOTO: PICTURE ALLIANCE/SÜDDEUTSCH­E ZEITUNG PHOTO Mit dem Ellenator von Wenzl Ellenriede­r dürfen bereits 16-Jährige ohne KfzFührers­chein fahren. Die Kosten für den Umbau des Serienfahr­zeugs liegen bei etwa 5500 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany