Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Jugendliche bauen Unfall mit Ellenator
Das Fahrzeug, das sich am Samstag überschlagen hat, ist ein Umbau aus dem Allgäu – Erfinder: „Sicheres Fahrzeug“
TETTNANG - Mit einem dreirädrigen Auto haben sich am Samstag vier Jugendliche bei Tettnang überschlagen. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen sogenannten Ellenator. Das ist ein umgebautes Serienfahrzeug, bei dem die Räder an der Hinterachse so dicht aneinander sitzen, dass das Fahrzeug als dreirädriges Fahrzeug gilt, das auch schon von 16-Jährigen bewegt werden darf. Der Motor ist auf etwa 20 PS gedrosselt, die Höchstgeschwindigkeit beträgt etwa 90 km/h.
Laut Polizei kam der Ellenator auf der B 467 aus Richtung Ravensburg. Der 16-jährige Fahrer wollte unterhalb des Schlosses auf die L 333 abbiegen. An Bord waren drei weitere Minderjährige im Alter von acht bis 17 Jahren. Die Polizei geht davon aus, dass das Auto beim Abbiegen zu schnell gewesen ist und sich deswegen überschlagen habe.
„Zu unerlaubten technischen Veränderungen liegen uns keine Anhaltspunkte vor“, antwortet die Polizei auf eine Anfrage. Ebenso sei das Fahrzeug trotz vier Personen an Bord nicht überladen gewesen: Weder die Personenzahl noch die technisch zulässige Gesamtmasse seien überschritten worden.
Eine statistische Aufbereitung der Unfälle mit Fahrzeugen dieses Typs liegen weder der Polizei noch dem ADAC Württemberg vor. Zum Thema „Dreirädrige Fahrzeuge“(Klasse 5Le) äußert ein ADAC-Sprecher: „Angesichts der geringen Stückzahlen sind diese Fahrzeuge aus unserer Sicht eine ausgesprochene Randerscheinung, mit der sich der ADAC bisher nicht befasst hat.“
500 Fahrzeuge dieser Art gebe es mittlerweile insgesamt, sagt Ellenator-Erfinder Wenzl Ellenrieder aus Dösingen im Ostallgäu. Von seinem Nachnamen leitet sich der Fahrzeugname ab. Kurz vor Weihnachten 2013 kam ihm die Idee, seitdem verkauft er die umgebauten Serienfahrzeuge mit dem verringerten Radabstand auf der Hinterachse. Sein Hauptargument im Verkauf ist die Sicherheit.
„Richtig Blech um einen rum“
Als er hört, dass die Jugendlichen im Krankenhaus waren, aber am Folgetag wieder entlassen wurden, sagt er: „Das ist immer noch das sicherste Fahrzeug für 16-Jährige.“Immer wieder höre er von Unfällen anderer Leichtfahrzeuge, bei denen es schwerwiegende Verletzungen bei den Insassen gebe. „Bei einem normalen Fahrzeug, das wir zum Ellenator umbauen, ist dagegen ja richtig Blech um einen rum.“
Seine Fahrzeuge hätten immerhin genau die Ausstattung der Serienfahrzeuge inklusive Airbags, ABS und anderen Sicherheitstechniken. Schließlich werde nur die Hinterachse umgebaut. Dass das Fahrzeug sich überschlagen hat, könnte seines Erachtens am Fahrverhalten gelegen haben. Immerhin habe es nur drei Unfälle dieser Art seit Produktionsbeginn gegeben, sagt Ellenrieder im Gespräch, inklusive dem in Tettnang. Es habe bei den anderen Unfällen zwei Faktoren gegeben, die zum Überschlag geführt hätten: Überladung und eine riskante Fahrweise. Dann komme es auch zum Neigen des Fahrzeugs bei starken Lenkbewegungen. Wobei Ellenrieder abwiegelt, auch andere Fahrzeuge würden sich bei Unfällen überschlagen.
Auch wenn der ADAC sich bisher nicht mit dem Dreirad-Thema befasst hat, rät ein Sprecher ganz allgemein, andere Fahrer sollten „Geduld beweisen und nicht zu dicht auffahren oder drängeln, um keine Schreckreaktionen bei den häufig jugendlichen Fahrern zu provozieren.“