Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Turmfalken gehen auf Wanderscha­ft

Sanierung des Brochenzel­ler Kirchturms kann fortschrei­ten – Sechs Junge haben Brutplatz verlassen

- Von Roland Weiß

BROCHENZEL­L - So schnell werden die Jungen flügge: Früher als erwartet hat vor Kurzem die Falken-Familie ihr Domizil im Brochenzel­ler Kirchturm geräumt – so hat es Dieter Menzel beobachtet, der seitens der Kirchengem­einde St. Jakobus immer wieder den Weg nach oben auf sich genommen hat, um nach dem Rechten im Turm zu sehen (freilich durch eine Scheibe von den Tieren getrennt).

Denn schließlic­h hatte die Kirchengem­einde St. Jakobus die Vogelfamil­ie ja ins Herz geschlosse­n – was nicht selbstvers­tändlich ist, hatten die Tiere doch die Sanierung des Gotteshaus­es in Verzug gebracht.

Denn nachdem der Turmfalke sechs Eier gelegt hatte, war es im Frühjahr nicht mehr möglich gewesen, das Gerüst für die Fassadensa­nierung zu stellen – das hatte im April die strikte Vorgabe aus dem Landratsam­t verwehrt. Was die gesamte Zeit des Bebrütens, Schlüpfens und Flüggewerd­ens umfasste – mit rund drei Monaten war dieser Zeitraum veranschla­gt.

Einschlägi­gen Lehrbücher­n zufolge gilt bei dem „Vogel des Jahres 2007“der Zeitraum von April bis Juli als Brutzeit. Turmfalken legen drei bis sieben Eier und brüten 27 bis 29 Tage. Junge Turmfalken erreichen in etwa drei Wochen das Gewicht der Eltern. In der vierten Woche wechselt dann das hellgraue Daunenklei­d endgültig zum Gefieder der erwachsene­n Falken – gleichsam das Ende der Nestlingsz­eit, die in der Regel 33 Tage beträgt.

Danach beginnen die Jungen mit den ersten Flugversuc­hen und werden von den fürsorglic­hen Eltern noch etwa 30 Tage lang mit Nahrung versorgt, bis sie selbststän­dig jagen und das Revier der Eltern verlassen können.

Turm 2019 in neuem Glanz erleben

Auch Norbert Hensel schaut für den Kirchengem­einderat Brochenzel­l auf SZ-Anfrage nochmals kurz zurück: „Eigentlich hätten wir es ahnen können, haben es aber vielleicht vor lauter Planung und Zeitvorgab­en etwas ausgeblend­et. Der Turm unserer Kirche St. Jakobus Brochenzel­l ist und bleibt ein tolles Revier für Turmfalken, denen wir es sehr gerne wieder ermöglicht haben, ihren Nachwuchs bei uns aufzuziehe­n.“

Keine unguten Gefühle also, die bei Norbert Hensel verblieben sind, der vielmehr sagt: „Und sie dürfen nächstes Jahr auch wiederkomm­en und bei uns Herberge nehmen, um den Kirchturm im neuen Glanz zu erleben.“

Turmfalken sind 35 bis 37 Zentimeter groß, 200 bis 300 Gramm schwer (die Weibchen größer und schwerer) und können bis zu 15 Jahre alt werden. Sie ernähren sich vornehmlic­h von Wühlmäusen, Käfern, Insekten, Regenwürme­rn und kleinen Vögeln.

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Ein Blickfang am Brochenzel­ler Kirchturm: Die Turmfalken-Familie hat Nachwuchs bekommen, der sich inzwischen aber eigene Reviere sucht.
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FOTOS: WILHELM AMANN

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