Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Rolle rückwärts bringt Eurobike für alle
Publikumstag kehrt im nächsten Jahr zurück – Der Termin verschiebt sich auf Anfang August
FRIEDRICHSHAFEN - Die 27. Auflage der Eurobike hat noch gar nicht begonnen, da verkündet die Messe Friedrichshafen schon die frohe Botschaft für alle Fahrradfreunde: Nach einem Jahr Pause wird es zur 28. Eurobike im Jahr 2019 wieder einen Publikumstag geben – beziehungsweise ein „Konsumentenfestival“, wie es die Messe in einer Pressemitteilung formuliert. Der Messetermin rückt wieder etwas nach hinten, auf Anfang August.
Nachdem die Eurobike über viele Jahre von Rekord zu Rekord geeilt, die Zahl der Aussteller und Besucher stetig gestiegen und die Ausstellungsfläche von Jahr zu Jahr gewachsen war, hat sich die Häfler Messe in den vergangenen Jahren zunehmend schwer getan, der Fahrradbranche genau das zu geben, was sie braucht. Weil sich die Branche selbst nicht einig war. Während die einen Aussteller darauf drängten, die Messe deutlich nach vorne zu verlegen, pochten andere auf den über Jahre etablierten Termin Anfang September. Beim Thema Publikumstag hatte man schon länger den Eindruck, dass zumindest ein bedeutender Teil der Aussteller diesen eher kritisch sah und es vor allem die Messe selbst war, die großen Wert auf das Einbeziehen der Öffentlichkeit legte. Stefan Reisinger, Bereichsleiter Eurobike und Outdoor bei der Messe Friedrichshafen, mag das gegenüber der Schwäbischen Zeitung zumindest für die Ausstellerseite nicht hundertprozentig bestätigen, macht aber auch keinen Hehl daraus, dass ihm der Verzicht auf den Publikumstag in diesem Jahr schwer gefallen sei.
„Aktuell die größte Schnittmenge“
Geopfert hat ihn die Messe, weil sie dem Wunsch vieler Aussteller entsprechend den Messetermin auf Mitte Juli vorverlegt hat. Zu so einem frühen Zeitpunkt wollte die Branche ihre Neuheiten fürs kommende Jahr noch nicht der fahrradaffinen Öffentlichkeit schmackhaft machen, weil die Lager der Händler dann noch zu gut gefüllt sind mit den Vorgängermodellen. Allerdings gab es auch Aussteller, die genau wegen dieses frühen Termins und des fehlenden Kontakts zum Endkunden in diesem Jahr auf eine Teilnahme an der Eurobike verzichtet haben.
Bei einem Teil der Befürworter des frühen Termins und der Kritiker des Publikumstags hat in den vergangenen Monaten offenbar ein Umdenken stattgefunden. Jedenfalls hat die Messe nach vielen Gesprächen im Vorfeld der diesjährigen Eurobike entschieden, die Messe 2019 wieder nach hinten zu schieben und sie am letzten Tag mit einem „Konsumentenfestival“abzuschließen. „ Der Termin Anfang August ist aktuell die größte Schnittmenge der BranchenPräferenz, und das Votum für eine Messekonzeption inklusive Konsumentenansprache war eindeutig“, sagt Stefan Reisinger, der aber nicht ausschließen will, dass sich das in den nächsten Jahren wieder ändern könnte. „Wir werden auch zukünftig Termin und Konzept der Eurobike agil handhaben, um flexibel auf die Marktbedürfnisse zu reagieren“, sagt er deshalb. Welches Konzept sich hinter dem Begriff „Konsumentenfestival“verbirgt, dazu hält sich Reisinger noch bedeckt. „Für Details ist es noch zu früh“, sagt er.
Bernhard Lange, Präsidiumsmitglied des Zweirad Industrie Verbandes (ZIV), sieht im neuen Termin für 2019 einen „Kompromiss zwischen verschiedenen Interessenlagen“. Wenngleich dieser Termin nicht ganz dem Wunschtermin des ZIV entspreche, halte er die Verlegung nach hinten für einen „ersten guten und wichtigen Schritt in die richtige Richtung“. Besonders freue er sich über die Rückkehr zu einem Konzept, das eindeutig auch Verbraucher einbezieht. Damit werde der Stellenwert der Eurobike als weltweite Leitmesse der gesamten Fahrradbranche unterstrichen, so Lange.