Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Karlstraße bleibt Einbahnstraße für Radler
Unverständnis im Ausschuss für Ablehnung bei der Straßenverkehrsbehörde.
TETTNANG - Am Ball bleiben solle die Stadt Tettnang in Sachen Karlstraße, hat der Sachverständige Frank Reuter vom Planungsbüro Via aus Köln im Technischen Ausschuss am Mittwoch empfohlen. Dort war das Radverkehrskonzept Thema. Aus Reuters Sicht eignet sich die Straße für gegenläufigen RadfahrerVerkehr. Bürgermeister Bruno Walter verwies darauf, dass dies im Vorfeld der Bauarbeiten auch eigentlich so mit dem Regierungspräsidium Tübingen abgesprochen gewesen sei. Nur: Eine Freigabe ist bisher abgelehnt worden.
Einen „Treppenwitz der Geschichte“nannte diese Situation Kajo Aicher (Grüne). Zumal jeden Tag Dutzende Radfahrer unfallfrei in die Gegenrichtung fahren würden. In manchen Städten und Regionen seien Breiten wie in der Karlstraße ausreichend, in anderen nicht, sagte Frank Reuter. Hier habe die Straßenverkehrsbehörde einen Ermessensspielraum. Der werde unterschiedlich ausgelegt.
In seiner Präsentation hatte der Experte die Frage aufgeworfen: „Ist die Fahrbahn 4,70 Meter oder 3,70 Meter breit?“Reuter geht davon aus, dass es 4,70 Meter sind. Die Fahrbahn habe eine Breite von 3,70 Metern. Hinzu kämen die beidseitigen gepflasterten Randstreifen mit einer Breite von je 50 Zentimetern: „Das ist ein Teil des Lichtraums.“Heißt: Da kann auch mal der Lenker hineinragen oder der Radfahrer kann auch dahin ausweichen.
Das sieht die Straßenverkehrsbehörde anders. Sie sagt, die gepflasterten Randstreifen stellten eben keine geeignete Ausweichfläche dar. Deswegen werde die erforderliche Mindestbreite nicht erreicht. Bürgermeister Bruno Walter sagte, die Stadt werde bei dem Thema konsequent am Ball bleiben.
Insgesamt 22 Sofortmaßnahmen
Thema im Bericht waren allerdings auch weitere abgeschlossene und kommende Projekte. Hier müssen laut Reuter zwei Zielgruppen bedient werden. Die Berufspendler, die an Hauptverkehrsstraßen zügig vorankommen möchten und die Radler, die eher Nebenstrecken abseits des Verkehrs bevorzugen. Hier gebe es Sofortmaßnahmen, die mit geringem Aufwand zeitnah realisiert werden könnten sowie weitere, die später folgen könnten. Die Gesamtkosten von etwa 8,3 Millionen Euro tragen laut Reuter das Land mit etwa 4,5 Millionen, der Kreis mit etwa 1,2 Millionen Euro und die Gemeinde mit etwa 2,6 Millionen Euro. Die vorgeschlagenen 22 Sofortmaßnahmen haben für die Stadt einen finanziellen Umfang von 242 600 Euro.
Dazu gehört beispielsweise die Einrichtung einer Fahrradstraße in der Pestalozzistraße. Hier befürworten die Polizei und die Straßenverkehrsbehörde nur die Einrichtung in Teilabschnitten. Das sorgte für Unverständnis bei einigen Ausschussmitgliedern. Das Argument der Behörden ist, dass der Autoverkehr hier klar überwiegt.
Hinzu kommen diverse Markierungen und Schutzstreifen. Die Empfehlung für einige Wege wie etwa die Verbindung zum Freibad Ried ist, die Strecke zu asphaltieren. Eine Maßnahme, die in Verbindung mit dem Bau des Busbahnhofs am Manzenberg erfolgen soll, ist der Bau einer Querungshilfe an der Langenargener Straße für Schüler, die mit dem Rad in Richtung Bürgermoos fahren. Für die Maßnahmen im Jahr 2018 sind etwa 100 000 Euro vorgesehen.
Zwei Maßnahmen mit einem ähnlichen finanziellen Volumen soll es im nächsten Jahr geben. Das ist der Ausbau eines Wirtschaftswegs zwischen Tettnang und Pfingstweid und die Sanierung einer Verbindung an der Lindauer Straße. Dazu kommen mittelfristig diverse andere Maßnahmen an Kreis- und Landesstraßen.