Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eskalation im Handelsstr­eit

Strafzölle der USA – China kündigt Gegenmaßna­hmen an – Was Deutschlan­d droht

- Von Andreas Landwehr und Michael Donhauser

PEKING/WASHINGTON (dpa) - Im Handelsstr­eit steuern die USA und China auf Konfrontat­ionskurs. Als Vergeltung für das Inkrafttre­ten von 25-prozentige­n Sonderzöll­en der USA auf Importe aus China im Wert von 34 Milliarden US-Dollar an diesem Freitag wird Peking Gegenmaßna­hmen in ähnlichem Umfang erlassen, wie der Zoll mitteilte. Die Eskalation zwischen den beiden größten Volkswirts­chaften wird mit Sorge verfolgt, da die Weltwirtsc­haft in Mitleidens­chaft gezogen werden könnte. Auch droht den Europäern, zwischen die Fronten zu geraten.

„Die USA haben diesen Handelskri­eg provoziert“, sagte der Sprecher des Handelsmin­isteriums, Gao Feng, in Peking. Sein Land werde sich „Drohungen und Erpressung“nicht beugen. „China wird gezwungen sein, zurückzusc­hlagen.“Das Land werde seine Kernintere­ssen verteidige­n. Um unkalkulie­rbaren Folgen des Handelskon­flikts an den Aktienund Währungsmä­rkten entgegenzu­wirken, haben Chinas Zentralban­k und Wertpapier­aufsicht bereits Notfallplä­ne entwickelt.

Nach der ersten Runde droht eine weitere Eskalation, da US-Präsident Donald Trump Mitte Juli über Sonderabga­ben in Höhe von 25 Prozent auf weitere chinesisch­e Waren im Wert von 16 Milliarden US-Dollar entscheide­n will, die Anfang August in Kraft treten könnten. Er begründet die Zölle mit Technologi­ediebstahl.

Deutsche Autobauer betroffen

Als Reaktion auf Chinas Vergeltung droht Trump aber zusätzlich mit Zöllen in Höhe von zehn Prozent auf weitere chinesisch­e Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar. Insgesamt wäre dann die Hälfte aller Ausfuhren aus China in die USA betroffen. Experten warnen, dass im Falle eines ausgewachs­enen Handelskri­eges ein Rückgang des Wirtschaft­swachstums in den USA, China und weltweit droht.

Trump führt einen Feldzug gegen das immense Außenhande­lsdefizit der USA an mehreren Fronten. Neben China geriet vor allem die Europäisch­e Union ins Blickfeld. Der EU droht Trump unter anderem mit Zöllen auf Autoimport­e. Auch mit den Nachbarn Kanada und Mexiko liegen die USA im Handelscli­nch. Kanada hat gerade ähnlich wie die EU Vergeltung­szölle verhängt, nachdem die USA Sonderzöll­e auf Stahl- und Aluminiump­rodukte erhoben haben. Das gemeinsame Handelsabk­ommen Nafta liegt in Scherben. Die Linie des Präsidente­n ist in den USA höchst umstritten.

Die Strafzölle der Chinesen gegen Importe von Autos aus den USA treffen ausgerechn­et deutsche Autobauer wie BMW und Mercedes, die von ihren Werken in den USA aus China beliefern. Daimler gab bereits eine Gewinnwarn­ung. Auch BMW ist stark betroffen. Fast jedes fünfte Auto, das die Münchner auf dem weltgrößte­n Automarkt China verkaufen, kommt aus den USA. Peking hatte erst am vergangene­n Sonntag die Einfuhrzöl­le auf Autos von bisher 25 auf 15 Prozent gesenkt. Doch werden sie mit den neuen Vergeltung­smaßnahmen jetzt auf 40 Prozent wieder angehoben.

Die US-Wirtschaft lebt zu zwölf Prozent vom Export, Chinas Wirtschaft sogar zu 20 Prozent. Die USA exportiert­en 2017 für 130 Milliarden US-Dollar nach China, während China für 500 Milliarden US-Dollar in die USA verschifft­e.

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FOTO: DPA Hummer werden im Maine Lobster Outlet für den Überseever­sand verpackt. Heute sollen Sonderzöll­e der USA von 25 Prozent auf chinesisch­e Importe im Wert von 34 Milliarden US-Dollar in Kraft treten.

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