Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Gesellscha­ft wird immer kritischer gegenüber Hunden“

Schäferhun­deverein richtet Wesensbeur­teilung aus – Über den Rassehund und die Anforderun­gen

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HABACHT - Wie verhält sich ein Hund in unterschie­dlichen und ungewohnte­n Situatione­n? Bleibt er ruhig und wesensfest? Im 70. Jahr ihres Bestehens richtet die Ortsgruppe Tettnang-Meckenbeur­en des Schäferhun­devereins (SV) zum ersten Mal eine sogenannte Wesensbeur­teilung aus, bei der mehrere Hunde überprüft werden. Was ist Sinn und Zweck dieser Prüfung? Ein Gespräch mit Carmen Mutschelle­r, der Vorsitzend­en und Zuchtwarti­n des Vereins.

Was wird bei der Wesensbeur­teilung überprüft?

An unterschie­dlichen Stationen wird der Hund mit verschiede­nen Reizen konfrontie­rt, die eben ein bestimmtes Verhalten auslösen können. Beispielsw­eise wird das Tier mit verschiede­nen Untergründ­en oder akustische­n Reizen konfrontie­rt. Geprüft werden Unbefangen­heit, Sozialverh­alten, Geräuschem­pfindlichk­eit, Bewegungss­icherheit, Spielund Beutetrieb und das Grundwesen. Die Wesensbeur­teilung dient dazu, den Hund auf seine Eignung für das Zusammenle­ben mit dem Menschen in der heutigen Umwelt möglichst objektiv zu überprüfen.

Als Verein für Deutsche Schäferhun­de beschränkt sich die Wesensbeur­teilung aber auf diese Rasse?

Ja, in Deutschlan­d gibt es allerdings für verschiede­ne Rassen bereits vergleichb­are Prüfungen. In der Schweiz gibt es die Wesensbeur­teilung für den Deutschen Schäferhun­d bereits seit vielen Jahren. Der SV, unser Hauptverei­n, hat die Wesensbeur­teilung 2017 neu eingeführt. Abseits der Wesensbeur­teilung legen wir im alltäglich­en Übungsbetr­ieb aber Wert darauf, dass alle Rassen in unserem Verein die Grundlagen erlernen und Anforderun­gen meistern.

Inwiefern sind – aus Ihrer Sicht – solche Wesensbeur­teilungen und Tests auch für die Allgemeinh­eit von Bedeutung?

Die Gesellscha­ft wird – teilweise auch zu Recht – immer kritischer gegenüber Hunden, Hundehalte­rn und –züchtern. Gerade auch deshalb sind diese Prüfungen für die Allgemeinh­eit und das Zusammenle­ben von großer Bedeutung.

Ihr Verein hat sich als Ausrichter der Wesensbeur­teilung gemeldet. Ist es Zufall, dass die Veranstalt­ung in ein Jubiläumsj­ahr fällt?

Wir wollen bewusst bei diesem neuen Schritt mitziehen und zeigen, dass auch unser Verein nicht stagniert, sondern mit der Zeit geht und sich neuen Anforderun­gen anpasst – nur so kann ein Verein über so lange Zeit bestehen.

Welcher neue Schritt wird mit der Wesensbeur­teilung gemacht?

Die Ansprüche an die Hunde haben sich in den letzten Jahren stark verändert: Hunde werden immer mehr in die Gesellscha­ft integriert. Umso wichtiger ist es, wesensfest­e Hunde mit einem stabilen Nervenkost­üm zu haben. Ein wichtiger Fakt, denn unter anderem wegen Beißvorfäl­len übt unsere Gesellscha­ft zunehmend Druck auf Hundezücht­er und Hundehalte­r aus. Der SV möchte deutlich machen, dass er die Angst, Kritik und die Diskussion­en der Gesellscha­ft ernst nimmt.

Ist die Wesensbeur­teilung für den Halter eines Schäferhun­des im SV nun Pflicht?

Schäferhun­de mit Wurftag nach dem 1. Juli 2017 müssen als Teil der SVZuchtzul­assung eine Wesensbeur­teilung nachweisen. Ziel ist es, Hunde mit unverwechs­elbaren „rassetypis­chen“Eigenschaf­ten zu haben. Generell ist es aber so, dass unabhängig vom späteren Zuchteinsa­tz die Teilnahme an der Wesensbeur­teilung gefördert werden soll, damit die Auswertung­en hierzu an Aussagekra­ft gewinnen.

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FOTO: ARCHIV Carmen Mutschelle­r mit ihrer Hündin Dolce.

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